press release only in german

Eröffnung: 27. November 2008, 19.30 Uhr

„die verstehen mich und ich sie“

Kaum jemand kann sich heute massenmedialen Diktionen entziehen. Wie sehr unsere Realitätswahrnehmung von einer Medienkultur durchdrungen und konstruiert wird und wie dadurch emotionale Ausdrucksformen in den Sog von Selbst- und Fremdprojektionen geraten, analysiert Susanne Schuda in ihrer speziell für die k/haus Passagegalerie produzierten multimedialen Installation. Wie sehr kulturelle Systeme der Bilderschrift, der Schrift, der Sprachpoesie und Erzählung, sowie deren rhetorische Inszenierung sich dazu eignen, sich von einem arbiträren Kulturpathos zu distanzieren, hinterfragt Susanne Schuda mit dem Titel „LETZTENDLICH BIN ICH POET, UND ZUMEIST BEKOMME ICH WAS ICH WILL“. Susanne Schuda bedient sich der suggestiven Symptome unserer Medienkultur, eignet sich deren Aufladungs- und Übertragungsgesten an, dekonstruiert Schlagzeilen, Coverstories, Hetzkampagnen, den Gossip und Personenkult einer Celebrity Culture, die Mythologisierungsstrategien der Massenmedien und die Selbstentblößungmechanismen von Fernsehouting- und Infotainment-Shows. Die Choreographien massenmedialer Bild- und Affektproduktion benützt Susanne Schuda gleichzeitig, um die daraus resultierenden Wertsysteme und deren ökonomischen Wertschöpfungsprozesse kritisch zu verhandeln. Wer entscheidet heute über Erfolg oder Misserfolg? Worauf basieren Sehnsüchte, Ängste, Selbsthass, Hass, Vernichtungswünsche und wie äußert sich der psychosoziale Kampf in gesellschaftspolitischen Dynamiken? Der in Susanne Schudas Installation durch computergenerierte Animationen und Fotocollagen geschaffene mediale Raum wird zur Kulisse, wo das morgendliche Erwachen im blütenweißen Daunenbett, Selbstattacken, actionpaintartiges Verspritzen blutroter Farbe und das Disaster einer Vermüllung unseres urbanen Lebensraumes aufeinanderprallen. Auch wenn die Natur Amok läuft, die Sehnsucht nach Idylle bleibt. Susanne Schudas komplexe Untersuchung massenmedialer Phänomene, verknüpft sie mit der Logik einer zunächst voneinander unabhängigen einander konterkarierenden Faszination gegenüber sprachlichen und bildlichen Artikulations- und Symbolsystemen. Susanne Schuda bedient sich sprachlicher Rhetoriken, welche die Methoden medialer Mechanismen nicht nur bloßlegen, sondern sie geht einen Schritt weiter, indem es ihr gelingt, sich diesen gegenüber differenziert und kritisch zu positionieren. Eine weitere Faszination gilt der Unterschiedlichkeit kultureller Ordnungen mit welchen Bild und Sprache je nach zeitlicher Abfolge durch Sequenzen zueinander in Relation gesetzt oder einander gegenüber gestellt werden. Während durch das Applizieren des Textes „die verstehen mich und ich sie“ an die im mittleren Abschnitt des Raumes eingezogenen Wand, die Sprache einen interventionistischen Charakter gewinnt. Methoden der Regelung von sozialen Ein- und Ausschlüssen, Anpassungsmechanismen geraten ebenso collagiert ins Bild, wie die Frage, ob das Prekäre, Flüchtige und Haltlose einen Metadiskurs darin bilden, um kollektive Bezugssysteme oder kollektive Denkmuster als Kommunikationsform und Umschlagplatz für Urteils- und Interessensbildungen zu befragen und als Gegenpol das Ideal eines „eigenständigen Denkens“ zu setzen. Was zunächst anekdotenhaft anklingt, kumuliert als Erfahrungspotential, worin der Handlungsspielraum des Individuums in Beziehung zur Gesellschaft besteht. So sind es vor allem kritische Kommentare wie „Die lächeln, aber sie zeigen dabei Zähne, …“, deren Pointen durchaus tragikomische Züge tragen. Sehnsüchte und Ängste eines gesellschaftlichen Individuums, das sich in Beziehung zum anderen setzt, geraten zum Ausdruck. Für die durch ihre Sprachkonstruktionen ausgelösten Transaktionen schafft Susanne Schuda adäquate Bildcollagen, deren geschmeidiger Charakter durch Animationen im Fluss ist und die sich gegen Ende durch Haydns Sinfonie in einem hypnotisch, meditativen Rhythmus auflösen. Susanne Schudas Animationen sind insofern ein gelungenes Statement, aus dem System auszusteigen, indem sie dessen Mechanismen persifliert und mit einem großen, ästhetischen Anschlag ramponiert. Ins Bild tritt ein affektiver Körper, der als Fremdkörper in seiner eigenen Körperlichkeit durch die Maskerade und das Verharren in der Flächenhaftigkeit nur noch schematisch erkennbar bleibt und der aufzeigt, wie sehr der hier skizzierte Körperbegriff kulturellen und politischen Bedingungen unterliegt. Die Sprache wird zum Habitus der Selbstwahrnehmung. In der Rhetorik spiegelt sich Susanne Schudas Talent als kritische Gesellschaftsanalytikerin wider. Die Übertreibung der Figuren, die elegischen Posen brechen hermetische Bilderwelten auf.

Kuratorin: Ursula Maria Probst

only in german

in passing 3
Susanne Schuda
Letztendlich bin ich Poet, und zumeist bekomme ich was ich will
Kuratorin: Ursula Maria Probst