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SVEN-ÅKE JOHANSSON / THOMAS KAPIELSKI
22.02.2020 - 21.03.2020

Eröffnung am Freitag, den 21. Februar 2020 um 19 Uhr
inklusive
LP-Release: SÅJ / TK - Das Moabiter Duo/recovered (Fantôme Verlag)
und Video-Premiere: SÅJ / TK - Live at Korrekt

Laura Mars Gallery freut sich sehr, vom 22. Februar bis zum 21. März 2020 die erste gemeinsame Ausstellung von Sven-Åke Johansson und Thomas Kapielski zu präsentieren.

Parallel zur Ausstellung erscheint im Fantôme Verlag die LP "Das Moabiter Duo - recovered". Auf der von Frieder Butzmann abgemischten und gemasterten LP ist ein bisher unveröffentlichter Konzertmitschnitt von 1983 zu hören. Gemeinsame Auftritte von Kapielski und Johansson fanden seinerzeit in Clubs wie dem Korrekt (Alt-Moabit, Berlin) statt oder auch ‒ im Rahmen der damals von Heiner Goebbels und Christoph Anders initiierten experimentellen Konzertreihe "Materialausgabe" ‒ in der Frankfurter Batschkapp. Kapielski verfremdete mit Alltagsgegenständen erzeugte mechanische Geräusche auf seinem elektronischen Equipment, was, in seinen eigenen koketten Worten, "stockhausisch-genialisch" rüberkam. Johansson erkundete das Soundspektrum von Schuhspannern, schlug mit Handtüchern um sich, griff zu seinem mit einem Rückspiegel versehenen Akkordeon und spielte natürlich nicht zuletzt sein frappierendes Schlagzeug.

Thomas Kapielski als bildender Künstler, studierter Geograf und Philologe, Dozent, Musiker und Literat ist schon lange kein Geheimtipp mehr, dessen (selbst-) ironische und kunstbetriebskritische Alltagsbeobachtungen sich Eingeweihte weiterempfehlen. Doch seine abseitigen, grotesk-subversiven Kommentare und hintersinnigen Objekte und Fotografien sorgen nach wie vor für Furore.

Sven-Åke Johansson, der als Komponist und Musiker, Poet und bildender Künstler gleichermaßen bekannt ist, gehört bereits seit den frühen 70er Jahren zu den Protagonisten der Westberliner Musik- und Kunstszene. Johansson setzte bei seinen Musikperformances immer wieder Telefonbücher ein, schlug sie gegeneinander, trommelte darauf, entfernte Seiten, um den Klang zu variieren, oder komponierte ein Konzert, bei dessen Aufführung sie nach Partituranweisung wie Ziegelsteine auf den Boden geworfen wurden. Auch in seinen Zeichnungsserien erkundet der Künstler mittels Kohle und Bleistift seine Objekte in all ihrer Materialität und gewinnt ihnen fortwährend neue Aspekte ab. In der Ausstellung sind nun erstmals Zeichnungen von Kleingewerbeanzeigen aus alten "Gelben Seiten" zu sehen. Die Skurrilität der Reklametexte und Firmenlogos der Vorlagen wird durch Johanssons spontane Nachempfindungen der Schriftsätze verstärkt.

Johansson und Kapielski bewegen sich in einem Spielraum des Denkens und Tuns, der über Genregrenzen hinausragt. Beide zeichnen sich dabei durch ein besonderes Verhältnis zum jeweiligen Milieu oder Betrieb aus, in dem sie agieren. Sie finden sich wieder als Teil davon, aber gleichzeitig nicht so ganz drin im Zusammenhang, wodurch Perspektiven entstehen, die analytisch den Blick öffnen.

Die Eröffnung der Ausstellung ist zugleich LP-Release und Videopremiere. Dort zu sehen ist ein Konzert des Moabiter Duos im Korrekt Anfang der 80er Jahre.