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Der in Berlin lebende Künstler Sven Flechsenhar zeigt Bilder, die innerhalb der letzten beiden Jahre entstanden sind und in denen er Elemente früherer Werkphasen verwandelt und neu kombiniert. Die radikale Reduktion auf den Prozess der Bildfindung im Atelier ist Flechsenhars dezidiertes Interesse. Dabei gibt es keinen immer gültigen Plan oder Entwurf, keine fotografische Vorlage. Entscheidungen werden unmittelbar getroffen.

Der Bildträger samt Unterkonstruktion bildet die erste Ebene der Bearbeitung. Auf eine Grundierung wird verzichtet. Keilrahmen, Nessel, Segeltuch und Jute sollen präsent bleiben. Die gestaltenden Materialien - Farbe und mit Tusche gezeichnete Papiere - werden Schritt für Schritt aufgetragen. Dabei entstehen Schichten, die stets erkennbar bleiben. Diese Layer haben unterschiedliche Qualitäten, sie bilden Kontraste oder verbinden sich miteinander. Die Methoden des Farbauftrags variieren Schicht für Schicht, es entsteht ein Spannungsfeld zwischen Absicht und Zufall. Techniken wie das Schablonieren mit Pinsel und Kohle oder das Bekleben mit vorgefertigten Zeichnungen stehen im Gegensatz zu Arbeitsweisen, die das “chaotische Potential³ der Farbe freier und ungerichteter nutzen: Das Schütten, Spritzen, Sprühen, Spülen und Abreiben der Farbe steht in seiner unkontrollierten Anmutung im Kontrast zur bewusst gesetzten Verwendung von Farbe.

Flechsenhars mit Asiapinsel getuschten Zeichnungen zeigen jeweils nur ein Objekt. Es entstammt einem ständig anwachsenden Reservoir an Gegenständen, die durch ihren modellhaften Charakter oder eine mögliche symbolische Bedeutung das Interesse des Künstlers geweckt haben: Spielzeuggarage, Legosteine, Drucksprühgerät, Diaprojektor, Figuren hinduistischer Götter, Automodelle, Teekannen, Masken, aufblasbare Spielzeugrobbe, Schlüsselbund, Stiefel. Durch die grobe, perspektivisch unkorrekte Darstellung ist es manchmal schwer, den gezeigten Gegenstand eindeutig zu identifizieren. Sind die Zeichnungen auf den Bildträger geklebt, entfalten sie ihre Wirkung gleichzeitig als Material und Bildgegenstand. Weitere Layer werden durch geometrische Unterteilungen der Bildfläche mittels Lineal, biegsamer Kunststoffleisten, Zirkel und Schnüre geschaffen. Am Computer entwickelte Muster, Kurven, Ovale und Sechseck-Konstruktionen werden per Schablone oder Raster auf das Bild übertragen.

Sven Flechsenhar verbindet diese Elemente zu unverwechselbaren Bildern zwischen Leichtigkeit und dramatischer Präsenz. Die stark fließende Materialität seiner Farben konkurriert mit festen, konstruktiven Bildelementen. Was eben noch als dreidimensionale mathematische Kurve identifizierbar ist, löst sich Momente später auf. Die Strukturen sind plötzlich als Blume lesbar, aber nie eindeutig, und müssen sich mit mehrdeutigen Überlagerungen, wie aufgeklebte Zeichnungen einer fragil konstruierten Legosteinfigur, den Bildraum teilen.

Der Prozess der Bildfindung ist auf Flechsenhars Gemälden unmittelbar nachvollziehbar, die Verweigerung von Botschaften und Sinn programmatisch, das Bild als Übergang von Kunst und Welt ambivalent.

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Sven Flechsenhar
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