press release only in german

31.05.2020 - 27.09.2020

SweetNothingSweet

KünstlerInnen
Peter Anton, Günter Beier, Nina Joanna Bergold, Kevin Champeny, Johannes Cordes, Benedikt Daschner, Birgit Dieker, Luis Dilger, Jörg Döring, Simone Fezer, Alastair Gibson, Stephan Hasslinger, Sara Horwath, Krista Israel, Julia Jansen, Jov T. Keisar, Heike Köhler, Werner Liebmann, Adrian Lussi, Joseph Marr, Robert Matthes, Rolf Ohst, Volker Rossenbach, Mirko Schallenberg, Harald Schmitz-Schmelzer, Markus Schwander, Bettina Sellmann, Susanne Strefel, Strickgruppe der Landfrauen Untergröningen, Marc Taschowsky, Ivonne Thein, The Wonderbras, Linda Treffler, Johannes Vetter, Daniel Wagenblast, Carl Warner, Ferdinand Wehe, Julius Weiland

Die Ausstellung 2020 beginnt am 31. Mai, 11 Uhr ohne Vernissage, doch trotzdem wird es süß, im Schloss Untergröningen, es wird "sweet, bunt, lecker, überbordend.... oder auch nicht: Bereits der Ausstellungstitel implementiert die Ambivalenz, die dem Begriff „sweet“ („süß“) innewohnt: Obwohl semantisch durchweg positiv belegt, birgt das süße Nichts nicht zahlreiche Polaritäten und damit Widersprüche: Von Genuss zu Gesundheitsschädigung, von Verführung bis Sucht, von Dolce Vita bis Überflussgesellschaft: Süß kann glücklich machen oder gefährlich werden. Kann Paradies sein oder Intensivstation, Adipositas oder Magersucht. Kann zufrieden machen oder kariös.

Und "süß" kann gewaltig Eindruck machen: Muffins, Cupcakes, Torten und Gummibärchen auf Bildern, Fenstern gar, ein Haus aus Naschwerk, ein "Candy Land"... lecker wird‘s allemal.
Dabei entsteht Zucker quasi aus dem Nichts: Als Nebenprodukt der Photosynthese, aus Sonnenlicht, Wasser und Co². Ein steter, nicht endender Vorgang in der Natur; und doch war Zucker viele tausend Jahre für den Menschen kostbar; Zucker wurde noch vor gut 100 Jahren wie ein wertvoller Schatz weggeschlossen und rationiert. Für Süßes und Süßigkeiten wurden und werden bis heute Menschen ausgebeutet.

Der inzwischen unbegrenzte Zugang zu Süßem lief parallel mit der Industrialisierung, danach der Digitalisierung und schuf wesentlich den modernen Menschen der heutigen Überflussgesellschaft: „Sweet“ ist das Lockmittel und zugleich das Lebensgefühl der aktuellen Generationen, die in unserer Gesellschaft mehr als genug haben: Überangebot, Überkonsum, das süße Nichtstun.

Wo läuft die Grenze zwischen "sweet" und "nothing sweet"? Wann wird aus Wohlstand Krankheit? Aus Überangebot und Überkonsum Gefahr für den Fortbestand der Menschheit, der Natur, der Erde? Kann man sich diesem bequemen Leben, dem Kreislauf entziehen, tatsächlich menschliche Ansprüche zurückschrauben, ressourcenschonend leben? Denn psychologisch betrachtet sinkt mit steigendem Überangebot der Zwang des Menschen, sich um sein Dasein zu bemühen; entsprechend unmöglich wird es dem Einzelnen, physisch wie psychisch, sein Leben zu meistern.

Dabei beschreitet Kuratorin Heidi Hahn einen künstlerischen Diskurs konzeptuell wie ästhetisch durch mehrere Medien: Bildhauerei, Malerei, Szenerie, Installationsräume von "Schlaraffenland" bis "Konsumtempel" verschmelzen mit Skulpturen und Fotoarbeiten wie elektronenmikroskopischen "Karies-Fotos" zu einer einzigen, raum- und zeitgreifenden Gesamtinstallation, die alle o.g. Facetten abdeckt und die dem Besucher statt passivem (Zucker-)Konsum "aktive Kunst" bietet. Auf dass er - entsprechend dem Aristotelischen Theater, aber auch angelehnt an Antonine Artauds "Theater der Grausamkeit" - geläutert hervorgeht.

Herausragende Arbeiten sind die „Pralinen-Installationen“ des New Yorker Künstlers Peter Anton, die „Candy“-Landschaften des Londoner Fotografen Carl Warner, Kunst des New Yorkers Kevin Champeny, Arbeiten wie „dem Affen Zucker geben“ von Robert Matthes, „Honig“ von Mirko Schallenberg, leckere hyperrealistische Süßigkeiten von Günter Beier und Susanne Strefel, leckerste Muffins gemalt von Johannes Vetter, daneben Marc Taschowskys "Megaland", Werner Liebmanns "Schlaraffenland" und "Schokoladiges" von Daniel Wagenblast.
Jörg Dörings Arbeiten wie "Candy-Shop" korrelieren mit der "Konsumtempel-Arbeit" der "Wonderbras" mit dem Titel "All you need is love - so why do you keep shopping?"

und den „Wohlstandsmüll“-Kaugummis des Schweizers Markus Schwander. Ebenfalls aus der Schweiz: Adrian Lussis elektronenmikroskopische Karies-Aufnahmen, gefolgt von Jeroos "Dentists Delight".

Die Anorexia-Fotoarbeiten „Zweiunddreißig Kilo“ der Berliner Künstlerin Ivonne Thein stehen im Gegensatz zu den üppigen "Amnesia" und "Tiger" von Rolf Ohst und einem modernen „Tiny-house“ aus Puffreis und Erdnussriegeln von Jov T. Keisar. Die Materialien dazu stammen von Hosta-Werk für Schokolade-Spezialitäten GmbH & Co KG in Stimpfach; ebenso wie auch verschiedenste Schokoformen. Und Schokolade geht in weitere Dimensionen, wenn sie aus dem 3D-Drucker von "Chocolate³" kommt.

"Süß" bis niedlich bis Comic wird‘s bei Heike Köhler und Bettina Sellmann, bis hin zu Volker Rossenbach. Um dann mit Sara Horwaths "Bourleske" sowie Simone Fezers Arbeiten "La Reina" und "Through" noch eine Schippe drauf zu legen, ehe man sich Nina Joanna Bergolds "10 Frauen" gegenüber sieht. Und dem "süßen Nichts" von Krista Israel aus Glas, Silikon und ein wenig Gold an der entscheidenden Stelle, das genau deshalb den Titel "Qu'est ce que c'est" trägt. Wie gut sich Glas und Süßes vertragen, beweisen vor allem die Arbeiten von Julius Weiland, die ihr zweidimensionales Pendant in Luis Dilgers Grafikarbeiten und Julia Jansens "Spots" finden. Luftig, leicht und lecker leuchten sie auf ihren Podesten und mit den Objekten von Harald Schmitz-Schmelzer um die Wette. Leichtigkeit liegt auch in dem, womit sich Ferdinand Wehe beschäftigt: Vogelfedern, veredelt, ziehen sich an den Wänden entlang. Tausende Gummibärchen reihen sich zu Johannes Cordes Micky-Bildern, dazwischen Skulpturales von Stephan Hasslinger, die "Herzen" des Engländers Alastair Gibson, die "drei Grazien" von Birgit Dieker, oder "Cola Laura" des Australiers Joseph Marr: Eine Skulptur aus Zucker und Coca-Cola, gleich neben "chewed"- überdimensionalen ausgekauten Kaugummis des Schweizers Marlus Schwander

Linda Trefflers Arbeit "Promised Land" findet sich im "Schlaraffenland" der Gruppe "Wonderbras" - der Raum, der Aahs und Oohs produzieren will und das Zeug zur Kult-Selfie-Location hat. Und noch ein gewaltiger Hingucker lockt bereits vor dem Schloss: Riesige Zuckerstangen flankieren den Eingang. Doch was wie Zucker daherkommt, ist "Urban Knitting" - gestrickteKunst in rot und weißer Wolle, für die sich die Strickgruppe der Landfrauen Untergröningen ins Zeug gelegt hat.

Die Räumlichkeiten des Schlosses (rund 1.000 qm Ausstellungsfläche, 3 Stockwerke, 5 Flure, 22 Räume) machen es möglich, dass der Besucher separiert, zusammengeführt, in eine Welt (nicht nur) der Süßigkeiten entführt und mit immer neuen Aspekten konfrontiert wird.

Die Kombination aus Kunst und Installation, Betrachtung und Erleben lässt den Schlossbesuch zum ganz besonderen Erleben werden. Hier die Positionen von rund 40 nationalen wie internationalen Künstlerinnen und Künstlern, rund um alle möglichen (und unmöglichen) Facetten des Themas, dort das "Schlaraffenland" - ein Gesamtkunstwerk, und ebenso wie das "Knusperhaus 2.0" eine "Selfie-Location" vom Feinsten in der so mancher spontan das Handy zücken wird. Einmalig ist außerdem der "Mitmach-Bereich", in dem die Besucher selbst an einem Gesamtkunstwerk arbeiten können.

Die zahlreichen geplanten Führungen und Workshops finden derzeit nicht statt, sind aber, so die KISS-macher, noch nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben.

Wieder haben zahlreiche Sponsoren und Spender zur Ausstellung beigetragen. Mit dabei auch Hosta-Werk für Schokolade-Spezialitäten GmbH & Co KG in Stimpfach,. Wie immer wurde die Ausstellung auch unterstützt vom Land Baden-Württemberg, dem Ostalbkreis, der KSK Ostalb, der Gemeinde Abtsgmünd sowie privaten Spendern.

Die Schreinerei Riek aus Untergröningen hat zahlreiche Installationen vorgenommen, um das Schloss in eine faszinierende Ausstellungs-Welt zu verwandeln.

Künstlerin Heike Köhler aus Leinzell hat das Logo entworfen.

Weitere Sponsoren sind: Rommelag Untergröningen, Schwab-Design Aalen, Merz Freeform Technologies Aalen, Landesbank Baden-Württemberg, LBBW, ENBW ODR, Natursteinpark Funk- und Ehinger Abtsgmünd.