press release only in german

Die drei umfangreichen Arbeiten, die die Frankfurter Künstlerin Tamara Grcic in den Räumen der Overbeck-Gesellschaft zeigt, umkreisen in verschiedenen Übersetzungsformen, Videoinstallation, fotografische Serie, Film, die vielfältige Beziehung Mensch-Körper.

In der bisher nur einmal in der Galerie Monika Reitz gezeigten neuen Videoinstallation "Let's go" läuft, auf zwölf Monitoren zeitlich versetzt, ein aus kurzen filmischen Sequenzen montiertes Basketballspiel ab. Auf acht Tischen im Raum verteilt inszeniert und choreographiert die Künstlerin einen Tanz der Körper von atemberaubendem Tempo und expressiver Farbigkeit, in den die Betrachtenden automatisch einbezogen sind. Die Kraft der Bewegungsabläufe und die intuitive Organisation des Zusammenspiels, die sich auch akustisch mitteilt, entfaltet eine unerwartete ästhetische Intensität und vermittelt gleichzeitig eine Selbstvergessenheit in einer absolut reinen Gegenwart. "Falten" ist der Titel einer 30-teiligen Serie von Fotografien, die 1997 in New York entstanden ist. Aus einer Nahperspektive aufgenommen füllen die Falten der Kleidungsstücke das gesamte Bildformat. Als Bilder von Fremden, denen die Künstlerin näher getreten ist - die Fotos sind nicht gestellt- berichten sie von einer besonderen Intimität, fast einer flüchtigen Berührung mit der Hand, denn die Pullover, Hemden und Blusen haben die eigene Körperlichkeit ihrer Trägerinnen und Träger in sich aufgenommen. Der Intensität des Basketballspiels wird mit diesen Fotos also neben der Ruhe des Stillebens ebenso die Spannung der Körper gegenübergestellt, die ort- und zeitlos verharren und dadurch verfügbar erscheinen. In der Gegenüberstellung von Video und Fotografie werden die je eigenen Ausdrucksmittel dieser Techniken besonders akzentuiert.

Mit der dritten Arbeit, dem Videofilm"Lucy. Avonmouth", tritt der einzelne Mensch in Erscheinung. Dieser Film ist der zweite einer anthropologischen Trilogie der Daseinszustände. (Den ersten Film"Bolek" hat die Overbeck-Gesellschaft in der letzten Ausstellung, Fotografie und Alltagsrealität, gezeigt.)

Auch in diesem Filmporträt der jungen britischen Künstlerin Lucy Pedlar wird die individuelle Präsenz einer Person gesucht im Brennpunkt ihrer Geschichte und Geschichten, zwischen Tradition und Imagination. Von der Kamera aufmerksam verfolgt bewegt sich Lucy durch eine Landschaft nahe Bristol, die von industrieller Produktion und agressiver Destruktion geprägt ist - Stahlkonstruktionen und Schornsteine, Dampf und Schlamm, riesige Trucks und wenige Arbeiter. Dreimal tritt sie vor die Kamera und sucht nach einer Sprache für ihr originäres Erfahrungsfeld Krebs, den sie überwand, und Avonmouth, das sie auf magische Weise anzieht.

Tamara Grcic wurde 1964 in München geboren. Sie lebt in Frankfurt/Main und hat dort und in Wien Kunstgeschichte und Kulturanthropologie, sowie freie Kunst bei Prof Peter Kubelka an der Städelschule studiert. Die Kunst Tamara Grcic's ist vielschichtig und will den Betrachter zu einer neuen Wahrnehmung seiner gewohnten Umgebung anregen. Für ihre Arbeit erhielt sie einige der bedeutendsten Auszeichnungen für junge Kunst.

Pressetext

only in german

Tamara Grcic - Installation