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Eröffnung: Freitag, 15.2. 2008, 18.30 Uhr

Es gibt magische Orte, an denen sich jene aussergewöhnlichen Dinge ereignen, die als kulturelle Leistungen in die Geschichte eingehen. Einer dieser Orte ist die Erker-Galerie in St.Gallen. 1958 von Franz Larese und Jürg Janett gegründet, war sie ein Gravitationszentrum für die Kunst der Nachkriegsmoderne in der Schweiz und vermittelte zeitgenössische Kunst von höchstem Rang: Jean Arp, Eduardo Chillida, Hans Hartung, Asger Jorn, Serge Poliakoff, Antoni Tàpies oder Günther Uecker. Nicht nur die Künstlerliste beeindruckt, auch die Art und Weise der Vermittlung von Kunst war wegweisend. So trafen sich Künstler mit Kunstfreunden und Literaten bei regelmässigen Erker-Treffen zum intensiven Gedankenaustausch. Zur Erker-Galerie gehört neben einem Verlag auch die berühmte Erker-Presse, die bis heute erstrangige Editionen auflegt. Das Kunstmuseum St.Gallen durfte 2006 von der Stiftung Franz Larese und Jürg Janett eine der grossartigsten Vergabungen seiner Geschichte entgegennehmen, mehr als 1000 erlesene Druckgraphiken aus dem reichen Archiv der Erker-Presse. Aus diesem Fundus kann nun ein erster Ausschnitt präsentiert werden: Antoni Tàpies, Hans Hartung, Günther Uecker und Günther Förg. Ergänzt wird die Präsentation durch die erstmals gezeigten Künstlerportraits der Fotografin Franziska Messner-Rast.

Antoni Tàpies (*13. Dezember 1923 in Barcelona) ist der wichtigste spanische Maler und Graphiker des Informel. Er entwickelte Materialbilder mit Symbolen und Alltagsgegenständen, die zu seinen unverwechselbaren Erkennungszeichen wurden. Ende der 1960er Jahre nahm er öffentlich Partei für eine unabhängige Kunst und die schöpferische Freiheit und erzeugte damit breite Wirkung. Insbesondere in den 1970er Jahren war Tàpies auch politisch aktiv und wendete sich gegen die Franco-Diktatur in seinem Heimatland. Er wurde zum renommiertesten spanischen Künstler seiner Generation mit internationaler Ausstellungstätigkeit. Er war an der documenta (1959, 1964, 1968 und 1977) in Kassel präsent. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Erker-Galerie ist ein grosser Teil seines bedeutenden graphischen Schaffens zwischen 1965 und 1998 in St.Gallen entstanden. Einen ersten Höhepunkt bildet dabei das zehn Lithographien umfassende ‹Album St.Gallen› von 1965, dem 27 Jahre später die fünf eindrücklichen grossformatigen Holzschnitte der ‹Suite Erker› folgten. Entscheidende Schriften zum Verständnis seiner Kunst wie ‹Die Praxis der Kunst›, 1976, ‹Erinnerungen›, 1988, und ‹Kunst und Spiritualität›, 1993, wurden vom Erker-Verlag publiziert.

Hans Hartung (*21. September 1904 in Leipzig; † 8. Dezember 1989 in Antibes, Frankreich) gilt als einer der wichtigsten Vertreter des deutsch-französischen Informel, was seine dreifache Teilnahme an der documenta 1955, 1959, 1964 ebenso ausweist wie der grosse Preis der Biennale von Venedig 1960. Hartung gelangte zu einem ungegenständlichen Stil mit schwarzen Linienspielen vor hellen Gründen, die geradezu nach einer druckgraphischen Umsetzung riefen. Zwischen 1963 und 1976 entstanden viele grossartige Einzelblätter und Graphikzyklen in der Erker-Presse. Besonders ragt das Jahr 1973 heraus. Dank der Schenkung der Stiftung Franz Larese und Jürg Janett sind nicht weniger als 63 graphische Werke aus diesem Jahr in der Sammlung des Kunstmuseums.

Günther Uecker (*13. März 1930 in Wendorf, Mecklenburg, lebt und arbeitet in Düsseldorf) gehörte als Mitglied der Gruppe ZERO zu den Wegbereitern einer neuen kinetischen Kunst in Deutschland. Seine 1957 erstmals entstandenen weissen reliefierten Nagelbilder gewinnen durch die Ausrichtung der Nägel und die Wechselwirkung von Licht und Schatten ihre ganz eigene Dynamik. Später versah er auch Alltagsgegenstände wie Möbel mit Nagelreliefs und schuf mit Nägeln gespickte Holzplatten zur Herstellung von Prägedrucken. Seit Ueckers erster lithographischer Arbeit in der Erker-Presse, 1974, ist die enge Bindung des Künstlers an die Galerie und das experimentelle Wagnis in der Druckerei von Urban Stoob nie unterbrochen worden. Von den grossformatigen Holzschnitten ‹Stamm› und ‹Baum› von 1985 und den monumentalen Blättern (290 x 150 cm) ‹Mann› und ‹Frau› von 1990 spannt sich der Bogen bis zu den Prägedrucken und Lithographien der Jahre 2003 und 2004. Die Wahl aus mehr als 145 Werken im Kunstmuseum St.Gallen wird nicht einfach sein.

Günther Förg (*5. Dezember 1952 in Füssen im Allgäu, lebt und arbeitet in Areuse, Schweiz) schafft 1994 eine erste Lithographie für die Erker-Galerie. Die Breite seines skulpturalen und malerischen Schaffens, das er zu komplexen Installationen verbindet, wurde in mehreren Einzelausstellungen in der Erker-Galerie gezeigt. Die neun mehrfarbige Originallithographien umfassende ‹Erker-Suite›, 2000, gehört zu den besonders eindrücklichen graphischen Zyklen des Malers und legt seine spannungsreichen Untersuchungen zur Monochromie in vertauschten Farbvariationen dar.

Franziska Messner-Rast (*26. Juni 1951 in St.Gallen, lebt in Arbon) Fotografin, dokumentiert seit 1980 die Arbeit der Künstler in der Erker-Galerie.

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Tàpies, Hartung, Uecker, Förg
Aus der Schenkung der Stiftung Franz Larese und Jürg Janett
Künstlerportraits von Franziska Messner-Rast

Werke von Günther Förg, Hans Hartung, Antoni Tàpies, Günther Uecker, Franziska Messner-Rast