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Eine Gratwanderung zwischen Sein und Schein unternehmen 12 zeitgenössische Künstler mit Ihnen in der Zeit vom 06. April bis 01.Juli 2001 im kunsthaus kaufbeuren. - Sie kennen die Golden-Gate-Bridge? - Selbstverständlich! - Und Sie sind noch nie in San Francisco gewesen? ... wozu auch, schließlich können Sie Bilder der Golden-Gate-Bridge täglich in Zeitschriften, auf Plakaten oder in Bildbänden sehen. Die Sehenswürdigkeiten eines Landes sind den Reisenden bekannt, bevor sie sie sehen. Reisen bedeutet somit nicht mehr ein unvoreingenommenes Entdecken, sondern die Bestätigung von Bekanntem. Die Bilder verlocken, sie bauen in uns eine Erwartungshaltung auf, die bestätigt werden soll - und auch enttäuscht werden kann.

Die Künstler der Ausstellung nutzen diejenigen Medien, die unseren Alltag durch ihre Bilder prägen. Der Wirkung von Fotografien, Videos und Bildprojektionen kann sich kaum jemand entziehen. Dabei täuschen diese Bilder häufig etwas vor: In einer der Installationen sehen Sie Bilder einer Küstenlandschaft. Wahrscheinlich gehen Sie erst einmal davon aus, dass die Aufnahmen „vor Ort“ entstanden sind. Sie werden jedoch feststellen, dass das nicht zutrifft - der Künstler gibt Ihnen in der Ausstellung Einblick darin, wie die Bilder (live: „vor Ihren Augen“!) entstehen. Verlockung und Vortäuschung gehen hier Hand in Hand.

Bilder sprechen unmittelbar und wirken dadurch sehr stark auf unser Urteilsvermögen. Sie sollen uns beeinflussen, sie sollen uns täuschen, sie sollen uns in Versuchung führen. Die Übermacht der Bilder in unserem Alltag fördert deren unreflektierte Wahrnehmung. Wir nehmen zunächst an, dass die gesehenen Bilder wie gewohnt mit der abgebildeten Realität zusammen hängen. Doch niemand von uns kann sich dessen sicher sein.

In der Ausstellung wird die Flüchtigkeit der alltäglichen Bilder genutzt und mit unseren Wahrnehmungsgewohnheiten gespielt. Dieses Spiel kann in der Ausstellung vom Betrachter entlarvt und durchschaut werden. Damit werden die Bilder auf neue Weise wahrgenommen und reflektiert. Die Künstler setzen die Kraft des Bildlichen ein, indem sie mit dem Schein, der Irreführung oder der Illusion arbeiten, die zum Schauen verführt. Sie versuchen, verheißen und täuschen.

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