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Eröffnung: 21. Juni 2007, 20 Uhr

Teres Wydler, geboren 1945 in Bern, lebt und arbeitet in Zürich und im Tessin.

Teres Wydler beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit dem Thema eines erweiterten Naturbegriffes, der Frage nach der Natur als Teil unserer Kultur. Bewirkt die rasante Beschleunigung einer wissen-schaftlichen computertechnischen Entwicklung auch einen veränderten Natur- und Kunstbegriff?

Evolutionsbiologie, Ökosysteme, meteorologische und seismografische Daten bilden das Ausgangs-material des Projektes. Sie will sich allerdings nicht auf eine Klima-, Situationsdarstellung, Kritik oder Ursachendiskussion einlassen, es interessieren sie dabei auch nicht Klimahysterien und Panikmache, sondern sie stellt sich die Frage, ob die menschliche Kultur nur eine Zwischenstufe in der Weiterentwicklung der Natur darstellt, sozusagen eine weitere Stufe der Evolution, bei der der Mensch möglicherweise gar nicht mehr existiert.

TW macht in ihrer konzeptionellen Arbeit Kunst zum Sensor: Sie verwendet die Montagehalle des Kunstraum Dornbirn als Erfahrungsraum – macht das zwiespältige Zusammenspiel von Kunst und Natur erlebbar. Erneut wird die Kunst zum Sensor für den Zustand der Natur, der zu einer Veränder-ung des Naturbegriffs führen wird. Die Wahrnehmung und Anschauung von Natur als multimediales Ereignis, als Simulation und literarisches Konzept, das in einer Hypernatur mündet, findet in das Pro-jekt durch Videoinstallationen, Licht- und Spiegelreflexionen, sowie einer Soundinstallation Eingang. Die Ausstellung untersucht den Naturbegriff auf zwei unterschiedlichen Ebenen - wie die Künstlerin sie nennt: auf der Ebene der autoritären und der kontrollierten Natur:

_Auf der Ebene der autoritären Natur - der unkontrollierbaren Erscheinunsform von Natur am Beispiel von Klima, Wetter, Naturgewalten. Einer Sensation, die alle Sinne anspricht, d.h. die Sinne haben sich entsprechend geformt. In Jahrmillionen hat sich das labile Fliessgleichgewicht von Atmosphäre und Natur auf unserem Planeten entwickelt. Die großen Naturgesetze wirken noch autonom, sowohl aufbauend, regulierend als auch zerstörend.

_auf der Ebene der kontrollierten, konstanten Natur, entwickelt sich eine künstliche, gesteuerte, technoiden Hypernatur in einer neuen hochtechnisierten Kunstlandschaft. Es entstehen gigantische, geplante Räume mit einer neuen Natur: synthetisch, simuliert, rekonstruiert, teils echt, teils künstlich, kontrolliert und konstant.

In der Videoinstallation "Blatt und Spiegel" verwendet Teres Wydler zwei unterschiedliche Ebenen: Sie lässt ein Salatblatt, Inbegriff von Hypernatur, vor dahinziehenden Cumuluswolken, Zeichen autoritärer Natur, am weiten Himmel schweben. Durch die schräggestellten Spiegelflächen sieht sich der Betrachter in die endlose Vervielfältigung der Hypernatur hineinprojiziert und beide Naturerscheinungen werden simultan sichtbar.

In der Installation "Red Rain" treten anstelle von Wänden Videoscreens, welche einen Kubus bilden und deren Projektionen von prasselndem roten Regen, dessen aggressive rote Färbung konkrete Brutalität visualisiert und zusätzlich akustisch unterstützt durch Regengeräusche den Impuls von Naturereignissen aktiviert. Wieder stellt sie autoritäre Natur, emotional gesteigert durch Rotfärbung des Regens einem menschlichen Konstrukt eines Würfel, einer Hypernatur, gegenüber. Dieser kann von außen, aber auch von innen, sozusagen im Regen stehend, erlebt werden.

Installation "Mikro Makro": Die extraterrestrische Sicht auf den Planeten Erde und die molekulare Sicht in einen menschlichen Zellkern werden auf 2 Bildschirmen wiedergegeben. Es sind dies die beiden Exponenten der menschlichen „Natur-Wahrnehmung“ und zeigen deren ganzes Spektrum, einer Sicht sozusagen von außen und von innen.

Akustische Installation mit einer Klangcollage: Das N.I.C.E. Projekt wird begleitet mit einer Tonspur von tiefen akustischen Schwingungen eines Erdbebens. Unsere primäre Wahrnehmung ist visuell, hier ist sie körperlich spürbar.

Das Textband eines Zitates von Hermes Trismegistus / Thot bildet sozusagen eine Klammer um die Ausstellung, die durch die Länge des Bandes, fast wie aus Makrosicht gesehen, kaum mehr lesbar ist und eine Referenz an die Antike bildet.

...earthy man is composite. Within him is the skyman, immortal and beautiful. Without is nature, mortal and destructible. Thus, suffering is the result of the immortal man´s falling in love with his shadow and giving up reality to dwell in the darkness of illusion… ...der irdische Mensch ist zusammengesetzt: in seinem Innern herrscht der Himmelsmensch, unsterblich und schön. Äusserlich ist er Natur, sterblich und zerstörbar. Deshalb leidet der unsterbliche Mensch und verliebt sich in sein Schattenbild. Er gibt die Realität auf und haust im Dunkeln der Illusion... (Hermes Trismegistus / Thot; Übersetzung durch die Künstlerin