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Das Thema Geografie und Kartierung zieht sich wie ein roter Faden durch das künstlerische Werk von Juliane Köhler. Dabei liegt der Künstlerin Fokus nicht auf dem objektiven Abbild von Raum, sondern auf dem Sichtbarmachen individueller Gegebenheiten mittels eines geografischen Codesystems. Die Künstlerin nutzt die Kartografie als Metapher und zeichenhaftes Mittel der Orientierung, Vermessung und Klärung des eigenen Standortes, zur Konstruktion von Identität und Biografie. Individuell empfundene Distanzen und Größenverhältnisse ihrer Heimatstadt topografiert Köhler ebenso zur begehbaren Karte, wie sie tausend aufgesuchte Orte zum Bestandteil einer Rauminstallation macht oder »Blinde Flecken«, die unerschlossenen Gebiete menschlicher Sehnsüchte, in ihre Biografie konstruiert. In der Arbeit »Gletscher und Autobahn« untersuchte Köhler in der Ausstellung »Profiler« (2003) eine Kausalität zwischen Natur und Kultur, die zu kartografischen Veränderungen führt. Der Prozess der Veränderung, die Transformierung von Grenzen und Karten ist das Thema der Künstlerin bei »terra (in)cognita«. Die Grenzen Europas verschieben sich bei  »Transforming Europe«. Die Arbeit  »NeuesEuropa!« lädt den Betrachter ein, das politische Europa umzugestalten. Die weiße Karte »Terra cognita« erschließt sich bei Nahbetrachtung als reliefhafte, subjektiv detaillierte Weltkarte. Schließlich wird die Galerie selbst zur Weltkarte, wenn aus einem Ozean am Boden schwarze Linien herauslaufen, an deren Enden Makroaufnahmen von Haut und Haaren in der Form von tatsächlichen und erfundenen Inseln die Kontinente und Platten dieser Weltkarte bilden.

Die Arbeiten des Fotografen Falk Haberkorn muten formal sehr verschieden an, beruhen aber alle auf gedanklichen Fundamenten, für die die Aspekte Spuren lesen und Spuren setzen sowie Gedächtnis und Erinnerung wichtige Klammern bilden. In der bei »Silver & Gold« im Festspielhaus Hellerau 2003 gezeigten Arbeit »Schonung«, Teil des Projektes »Der vergessene Wald«, demaskiert Haberkorn mit seiner theatralisch übersteigerten Inszenierung des Waldes unsere Illusion von Natur und thematisiert den Begriff der Heimat über den Verlust der mit ihm korrelierenden Bilder. Die bei »terra (in)cognita« präsentierten Fotografien des Projektes »Auslöschung« bilden unmittelbar nichts ab; sie sind mentale Karten von dem Künstler ehemals sehr vertrauten Orten. Jeweils alle an einem solchen Ort fotografierten Bilder wurden auf ein einziges Blatt Fotopapier übereinander kopiert. Die einzelnen Fotografien sind somit zwar virtuell im aufgrund der Lichtaddition schwarzen Blatt enthalten, zugleich aber auch ausgelöscht. Aus dem Gedächtnis ritzte Falk Haberkorn dann eine topografische Skizze des abgebildeten Ortes in das Papier. »Flecken« ist Teil von Haberkorns entstehendem Projekt »Berlin - Hauptstadt des 20. Jahrhunderts«, eine persönliche, semi-dokumentarische Auseinandersetzung mit der (jüngeren) Stadtgeschichte als eine Suche nach Vergangenheit in der Gegenwart. Öffentlicher Raum und Privatsphäre ähneln sich in ihrer formalen wie inhaltlichen Homogenität. Das spezifische raumzeitliche Detail unwiederholbarer Geschichte von anonymen Orten und Personen wird im Foto herausgestellt, aber auch nivelliert. Pressetext

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terra (in)cognita
Falk Haberkorn (Fotografie/Installation) und Juliane Köhler (Zeichnung/Installation)