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  Monika Sprüth und Philomene Magers freuen sich, die von Gigiotto Del Vecchio kuratierte Gruppenausstellung ’The Art of Narration Changes with Time’ präsentieren zu können. In der Ausstellung werden ausgewählte Arbeiten von Peter Coffin, Moyra Davey, Thea Djordjadze, Alex Hubbard, Rosalind Nashashibi, João Maria Gusmão und Pedro Paiva, Margaret Salmon, Oscar Tuazon und Klaus Weber zu sehen sein.

’Es ist ein bekanntes Problem das man sich der Kultur und dem Vergnügen an intellektueller Arbeit oft nicht mit der nötigen Klarheit nähert. Eine Erzählung kann als ein geschlossenes Konzept wahrgenommen werden, eingezwängt in die Grenzen eines strukturellen ’Käfigs’, in dem Ordnung durch ein strenges Regelpaket bestimmt wird, dessen Modus Operandi die Zeit ist. Doch Zeit produziert einen ganz anderen Effekt. Sie schafft Erfahrungen, verlangt Wandel und ergänzt die Geschichte um ihre Lebensdauer zu verlängern. Es geht nicht darum auf der Höhe der Zeit zu sein, in dem Sinne sich besessen auf unsere Gegenwart zu beziehen und dem Hier-und-Jetzt Ausdruck zu verleihen. Sondern vielmehr darum, dass heute, wo sich (neue) Fluchtwege abzeichnen und intellektueller Fortschritt auf einen Erfahrungshintergrund zugreifen kann, man bereit ist für sämtliche Möglichkeiten anarchischer Selbstorganisation, wo sich ganz eigene, von traditionellen Schemata befreite Codes entwickeln können. Die Kunst des Erzählens ändert sich mit der Zeit, aber die Zeit ändert sich auch mit der Erzählung. Dazu fallen mir die Briefe von Saul Bellow ein, die im ’New Yorker’ veröffentlicht wurden. Darin setzt Bellow sich mit der Vorstellung auseinander, dass ein Schriftsteller, der während seines Lebens zu viel Anerkennung erfährt, gerade aufhört sich mit genau dem zu beschäftigen, welchem er beharrlich und ironischerweise seine ganze Zeit widmen sollte: Bücher, die eigenen Bücher und die Bücher anderer Autoren. Eine Beobachtung die sich auch auf dem schwer fassbaren Gebiet der so genannten bildenden Künste machen lässt, wo der Künstler dahin zurückkehrt, sich selbst mit mehr Vertrauen, Ausdauer und Ironie zu begegnen, um ganz unbefangen den Fortgang der eigenen künstlerischen Praxis zu verstehen.

Das sollte aber auch für jene gelten, welche die Kunst ’erreicht’: das Publikum. In diesem Szenario hat jeder seine ihm zugeschriebene, berechtigte Rolle. Um diesen Wandel und seine Hintergründe zu erfassen, ist es wichtig Vorurteile und Scheuklappen abzulegen und vielmehr bereit, gelassen und aufmerksam zu sein.’ - Gigiotto Del Vecchio, 2011