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Anlässlich des 10jährigen Jubiläums in Frankfurt zeigt die Galerie Anita Beckers zwei parallele Ausstellungen, die den Fokus auf zwei wesentliche Merkmale des Galerieprogramms lenken, nämlich das gleichzeitige Nebeneinander in der Präsentation von jungen internationalen künstlerischen Positionen sowie der Film- und Videokunst. Diese Dualität in der Ausstellungspraxis hat die Aktivität und Identität der Galerie in den letzten Jahren geprägt. Mit der Ausstellung entscheidet sich die Galerie Anita Beckers bewusst gegen eine Retrospektive über das Beste aus zehn Jahren, sondern wirft einen Blick nach vorne. Mit einer außergewöhnlichen Arbeit von Severine Hubbard, die bereits mit Nathalie Grenzhäuser 2007 in der Galerie zu Gast war und der neu begonnenen Kooperation mit Brasilien, bietet die Galerie wiederum eine Plattform für neue Sichtweisen. Die Kuratoren des brasilianischen Beitrages, Pedro Mendes Siruffo und Matthew Wood, sind gleichzeitig auch Mitherausgeber des neuen Buches über zeitgenössische brasilianische Kunst, das im Herbst dieses Jahres erscheint.

Nachdem die Arbeit „I Found a Job But No Garden“ von Séverine Hubard verschiedene Städte und Ausstellungsorte bereist hat und stets neu konstruiert wurde, findet sie in der Galerie Anita Beckers in Frankfurt ihre vorläufig letzte Station. Was nun in Form zweier Holzkisten zu sehen ist, wurde immer wieder für die verschieden Konstruktionen, die auf Fotografien dokumentiert sind, zusammen- und auseinandergebaut. Der Beginn war ein Gartenhaus, dann verwandelt es sich in Stühle und Tische für ein Seminar der Künstlerin in deren Atelier, darauf folgte eine Wendeltreppe, die wiederum zum Geburtstagstisch für die Feier in Montreal umgebaut wurde, um letztlich als Holzboxen heute in der Galerie ausgestellt zu werden. Im Gegensatz zu früheren Arbeiten, arrangiert Séverine Hubard nicht Vorgefundenes neu, sondern Sie verwendet exakt dasselbe Material stets aufs Neue um zu verdeutlichen, dass viele Variationen innerhalb (scheinbar) begrenzter Rahmenbedingungen möglich sind. Der jeweilige Handlungsablauf und das Recycling in Séverine Hubards Installationen, Videos und Interventionen im Stadtraum lenken den Blick auf die Konstruktion und aktive künstliche Veränderung der Welt. Durch Austesten fortlaufender geometrischer Neuzusammensetzung der verschiedenen Elemente, spannt Hubard einen Spannungsbogen zwischen Ordnung und Chaos, Konstruktion und Dekonstruktion, Systematik und Zufälligkeit – Kernpunkte Ihres künstlerischen Schaffens.

Der zweite Teil von “10 Jahre Galerie Anita Beckers, Frankfurt”, den wir im Basement zeigen, widmet sich der aktuellen Zusammenarbeit zwischen Anita Beckers und den brasilianischen Kuratoren und Galeristen Pedro Mendes Siruffo und Matthew Wood. Die Ausstellung „Weight / Weightlessness“ - Laura Belem, Carolina Cordeiro, Cao Guimaraes, Cinthia Marcelle, Eder Santos - ist die erste Präsentation dieser brasilianischen Künstler und Künstlerinnen in Frankfurt: “In these works by five Brazilian video artists, the qualities of weight and weightlessness function as pictorial analogies to free will and determination in both human experience and artistic production. The videos use a visual language which creates tensions between a fate-like gravity. The intractable of Laura Belem´s billiard balls and Cao Guimaraes´ video “Sin Peso” (Weightless) act as a counterpoint where the gravity and hoopla of a marketplace is exchanged for a still sky and the prismatic pitched tents. The common thread among these artists is the fact that these are inheritors of the Duchampian problematic of matter and non-matter. Brazilian video artists deal with make shift and commonality: they come from a different world, in a simple way. The poetry is brought about its quietness and not from action. Narrative is loose, what keeps the work together is the final affect: the viewer gets suspended from their habitual reality”. (Pedro Mendes Siruffo/ Matthew Wood)

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The Big Misunderstanding
10 Jahre Galerie Anita Beckers, Frankfurt

1. Severine Hubard: I Found a Job But No Garden

&

2. Videokunst aus Brasilien
kuratiert von Pedro Mendes

mit Laura Belem / Carolina Cordeiro / Cao Guimaraes / Cinthia Marcelle / Eder Santos