press release only in german

GALERIE KÖLN 2. SEPTEMBER – 22. OKTOBER 2022
ERÖFFNUNG FREITAG, 2. SEPTEMBER 2022, 13 - 21 Uhr (DC-OPEN)

THE ESTATE OF AL CAPONE

BURG LEDE BONN 17. SEPTEMBER – 19. NOVEMBER 2022
ERÖFFNUNG SAMSTAG, 17. SEPTEMBER 2022, 17 - 21 Uhr
MIT LESUNG IM PARK UND EINFÜHRUNG IN DAS PROJEKT UM 18 UHR

EM
EIN PROJEKT VON TIMM RAUTERT

ZU BEIDEN ERÖFFNUNGSTERMINEN WIRD DER KÜNSTLER ANWESEND SEIN

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THE ESTATE OF AL CAPONE
Köln

Alphonse Gabriel „Al“ Capone, geb. 1899 in Brooklyn, New York, gest. 1947 in Palm Island, Florida, war einer der berüchtigtsten Verbrecher Amerikas der 1920 /30 er Jahre und wurde Archetyp des Gangsterbosses, zu einem Symbol und Mythos der amerikanischen Kriminalität, seine Geschäfte machte er mit Prostitution, Schutzgelderpressung, und illegalem Alkoholhandel während der Prohibition. 1918 heiratet Al Capone Mary „Mae“ Josephine Coughlin, das Paar hatte einen einzigen Sohn, Albert Francis „Sonny“ Capone, dem Al Capone immer wieder Schusswaffen schenkte. Capone liebte ihn über alles und nannte ihn in seinen Briefen Sohn meines Herzens.

Al Capone wurde nie für seine Morde und Gräueltaten verurteilt, zu längeren Gefängnisstrafen kam er nur wegen Steuerhinterziehungen. Er ist in eigenen Worten “ein Geschäftsmann“ der saubere Wäsche trägt, in einem Lincoln-Auto fährt, und Gewalttaten seinen Untergebenen überlässt. (Jonathan Eig, Get Capone…, New York, 2010) Verglichen hat er sich immer wieder mit den „Räuberbaronen“ John D. Rockefeller, Cornelius Vanderbilt und J.P. Morgan, er wollte keinen Unterschied sehen zwischen seinem und ihrem Aufstieg. Der Aufstieg Al Capones wird auch mit der Geschichte des Aufstieges Donald Trumps verglichen: “Die Schwierigkeiten der deutschen Trump-Familie und der italienischen Capone-Familie bei der Integration in die primär von angelsächsischen Protestanten bestimmte amerikanische Gesellschaft sind zweifellos vergleichbar. Auf der Suche nach Möglichkeiten der Überwindung des…. Außenseiterdaseins wurden neben dem sowohl von Friedrich Trump als auch von Al Capones Vater ausgeübten Friseurhandwerk auch unlautere Mittel im Wettbewerb um den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufstieg eingesetzt.“ (Alfred Hornung, Al Capone, Darmstadt, 2021)

Rauterts neue Arbeit zeigt die Diskrepanz zwischen Sauberem und Unsauberem, bürgerlicher Sehnsucht und der unbürgerlichen Schönheit der Waffen. Sie spricht von der andauernden Hinwendung großer Teile der amerikanischen Gesellschaft zu Gewalt.

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EM
Burg Lede, Bonn

Em ist ein dystopisches Projekt von Timm Rautert, über einen Avatar, der ein lange zurückliegendes Verbrechen aufklären soll, bei dem drei Stipendiaten auf rätselhafte Weise in der Villa Massimo, Rom ums Leben kamen. Die Bilder hierzu werden die Kunstwerke der drei getöteten Stipendiaten sein:

Der Malerin, Sylvia K. / Des Bildhauers, Georg H. / Des Fotografen, Franz G.

Ansichten der Tatorte innerhalb des Massimo Komplexes. Ein Text vermittelt den neuesten Stand einer zukünftigen Welt.

Definition: Ein Em entsteht, wenn man ein einzelnes menschliches Gehirn nimmt, es abtastet, um seine besonderen Zellmerkmale und -verbindungen zu erfassen, und dann ein Computermodell erstellt, das Signale entsprechend denselben Merkmalen und Verbindungen verarbeitet. Ein hinreichend gutes Em hat annähernd das gleiche allgemeine Input-Output-Signalverhalten wie das des menschlichen Originals. Man könnte mit ihnen reden und sie dazu bringen, nützliche Aufgaben zu erledigen. Robin Hanson, The Age of EM. Work, Love and Life when Robots Rule the Earth, Oxford, New York 2016, S.6

Die Installation wird eine Diskrepanz zwischen der Fiktionalität des Textes und der Realität der Bilder aufzeigen, wobei die Bilder ja nur scheinbar einer wie immer gearteten Realität zugeordnet werden können.

Auszug aus dem Begleittext der Ausstellung: Ein Wagen, halb klassisches Automobil, halb verwegene Drohne, hielt vor dem prächtigen Hauptgebäude der Villa Massimo in Rom, Italien. Augenblicklich öffnete sich die Tür des rätselhaften Gefährts, ein Fuß setzte vorsichtig auf den Kies, braune Schuhe, gelbe, feine Hosenbeine waren zu sehen. Ein großer Mann stieg aus.
Auf der Tür des Gefährts standen die beiden Buchstaben Em, nennen wir den Mann deshalb so. Er hatte ein sehr blasses, fast fahles Gesicht, blaue Augen, und trotz prächtiger schwarzer Haare waren nicht die geringsten Bartstoppeln zu sehen. Tadellos gepflegt wirkte sein grünes, taschenloses Sakko. Müde wirkte der Mann, als wäre ihm irgendetwas zu viel, mehr noch, etwas in ihm schien an ein Ende gelangt zu sein. Und doch war in sein schönes Gesicht nicht die winzigste Spur seines oder irgendeines Lebens eingeschrieben, keine Höhen, keine Tiefen, nichts.