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Die Stiftung imai für Video- und Medienkunst präsentiert im Obergeschoß des NRW-Forum Düsseldorf die Gruppenausstellung The Invisible Force Behind. Materialität in der Medienkunst. Die Ausstellung umkreist das heutige Phänomen des zunehmenden Verlusts von körperhafter Substanz durch Digitalisierung und des gleichzeitig ansteigenden Reservoirs an Wissen. Die ausgewählten Werke werfen die Frage nach dem heutigen Status und der Zukunft ihres Materials auf. Das Leitthema der Quadriennale „Über das Morgen hinaus“ ist die Herausforderung, der sich die Medienkunst stellen muss. Gerade solche technologiebasierten Kunstwerke haben auch den Anspruch an eine futuristische Perspektive. Ihre Materialität basiert auf technologisch aufbereiteten – und manches Mal nicht lokalisierbaren – Informationsquellen und dehnt sich aus auf Visualisierungen von intensiv wahrnehmbaren Wissens-, Kommunikations- und Projektionsräumen. Die Künstler nutzen digitale Medientechnologien für die Übertragung des vermeintlich Bekannten in neue Kontexte, verwenden Licht als Informationsträger, wagen synergetische Experimente zwischen Kunst und Wissenschaft oder spielen mit unserer Wahrnehmung in der Vermengung von realen und virtuellen Räumen. In der Ausstellung sind vier raumgreifende Medienkunstinstallationen von Lutz Mommartz, Michael Bielicky/Kamila B. Richter, Agnes Meyer-Brandis und Jill Scott sowie ausgewählte Videokunstwerke aus dem Archiv des imai versammelt. Als historischer Bezugspunkt aus dem analogen Zeitalter ist das Zweileinwandkino von Lutz Mommartz rekonstruiert, in dem das Filmgeschehen sich auf zwei gegenüberstehenden Leinwänden verteilt. Der eigentlich leere Raum zwischen den Leinwänden wird hier verblüffend zum Erlebnisraum. Dank der Restaurierung mit Mitteln des Landes Nordrhein-Westfalen kann das Zweileinwandkino erstmals seit der documenta 4 (1968) in seiner originalen Form und mit einmaligen Filmaufnahmen, in denen Sigmar Polke als Schauspieler auftritt, wieder gezeigt werden. In Why don’t we (2013/14) von Michael Bielicky & Kamila B. Richter steuern automatisch generierte Echtzeitnachrichten aus dem Sozialnetzwerk Twitter die Erzählstruktur ihrer siebenkanaligen Videoprojektion. Die Tweets fungieren dabei als Zwischentitel, ähnlich wie Texttafeln zur Einleitung von Szenen in Stummfilmen, und sind mit einer comicartigen Bildsprache gekoppelt, in der brisante gesellschaftliche Themen wie Überwachung, Informationskontrolle, Informationskrieg oder Whistleblower kommentiert werden.

Die Werke The Electric Retina (2008) von Jill Scott und Im Troposphärenlabor (2010) von Agnes Meyer-Brandis sind jeweils Ergebnisse einer intensiven Beschäftigung mit naturwissenschaftlicher, technologischer Forschung. Die interaktive Skulptur The Electric Retina erlaubt nicht nur eine Auseinandersetzung mit den Grundlagen menschlichen Sehens, sondern stellt sie jüngsten neurobiologischen Erkenntnissen gegenüber. In der komplexen Rauminstalla- tion Im Troposphärenlabor ist ein Versuchslabor nachgebaut, in dem Wolkenbildung simuliert wird. Das dazugehörige Filmmaterial stammt aus wissenschaftlichen Experimenten in der Schwerelosigkeit, an denen die Künstlerin teilnahm, so dass eine irritierende Nähe zwischen wissenschaftlicher Seriosität und künstlerischer Subversion hergestellt wird. Nach Einbruch der Dunkelheit wird im Ehrenhof täglich die Lichtkunstprojektion Reflecting Light der Medienkünstler Holger Mader und Heike Wiermann aufgeführt. Die großen Belvederefenster im Mitteltrakt des Museum Kunstpalast werden mit der akustischen Videoprojektion bespielt. Elemente der Gebäudearchitektur und der Umgebung werden in virtuellen Bildern verarbeitet und so in neue räumliche und inhaltliche Zusammenhänge gestellt, dass das Reale rätselhafte Verwandlungen erfährt. Weitere teilnehmende Künstlerinnen und Künstler sind Alexander Hahn, Gary Hill, Van McElwee, Stansfield/Hooykaas, Steina und Woody Vasulka. Die Ausstellung wird begleitet von künstlerischen Videoabenden mit Anna Sokolova, Gunnar Friel, Anja Vormann und Jürgen Staack (28.5., 11.6., 16.7.). Am 19.7. findet eine Performance- Lecture von Agnes Meyer-Brandis statt.

Ausstellungsort: NRW-Forum Düsseldorf, 1. OG

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The Invisible Force Behind. Materialität in der Medienkunst / Materiality in Media Art
Eine Ausstellung des imai – inter media art institute im NRW-Forum Düsseldorf zur Quadriennale Düsseldorf 2014

Künstler:
Michael Bielicky & Kamila B. Richter, Alexander Hahn, Gary Hill, Mader Wiermann (Holger Mader & Heike Wiermann), Van McElwee, Agnes Meyer-Brandis, Lutz Mommartz, Hooykaas & Stansfield (Elsa Stansfield & Madelon Hooykaas), Woody Vasulka & Steina.

Kuratoren:
Renate Buschmann, Darija Simunovic