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Eine Geisterbeschwörung: Eine digitalisierte Scheinwerfer-Installation und Lichtquelle dient als mediales Zitat der vergangenen Wirklichkeit des Palasts der Republik. Wo sonst in Ost-Berlin nicht viel leuchtete, leuchtete in der Dunkelheit der Glas-Palast. Wovon gibt der nun dort installierte auf- und ableuchtende Scheinwerfer im leeren Rahmen des einstigen Staatswappens Kunde? Für sich selbst sind Mediumvorgänge meist "Nichts" (Fritz Heider, 1921). "Mit der Brutalität eines texanischen Kanadiers hat McLuhan behauptet, die Theorie Marxens, entstanden in der Zeit der Dampfmaschine und der Eisenbahn, sei schon zu dessen Lebzeiten durch das Auftreten des Telegraphen umgewälzt worden", schrieb dereinst Jean Baudrillard in seinem "Requiem für die Medien". Dieser Text erschien im Berliner Merve-Verlag 1978, als Mauer und Palast der Republik noch intakt waren, unter dem Titel Kool Killer. In der Tat, der Gründervater der modernen Medienwissenschaft, Marshall McLuhan in Toronto, definierte: "Elektrisches Licht ist reine Information. Es ist gewissermaßen ein Medium ohne Botschaft, wenn es nicht gerade dazu verwendet wird, einen Werbetext Buchstabe für Buchstabe auszustrahlen" (Die magischen Kanäle, 1968). Elektrisches Licht ist Energie und damit ein Produkt von Arbeit - und letztlich das Dispositiv des materialistischen Marxismus. Den Schritt von der materiellen zur immateriellen Produktion hat die ehemalige DDR nicht erfolgreich vollzogen - es sei denn als Propaganda-Praxis. Trotz Georg Klaus: Was der DDR fehlte, war eine Medientheorie. Der Immaterialität elektrischen Lichts gegenüber steht nun die reine Information als etwas, das weder Energie noch Materie ist. Der Vordenker der Kybernetik, Norbert Wiener, brachte es Mitte des 20. Jahrhunderts auf den Punkt: INFORMATION IS INFORMATION, NOT MATTER OR ENERGY. NO MATERIALISM WHICH DOES NOT ADMMIT THIS CAN SURVIVE AT THE PRESENT DAY. Wieners Satz läuft nun als Morse-Code in einer Endlosschleife im ehemaligen Palast der Republik - ein Moment von Medium und seine Botschaft konvergieren: Erst als kodierte Signalfolge wird aus Licht Information. Es ist ein Scheinwerfer. - Immerhin hat es theoria buchstäblich mit Einsicht zu tun. - Indem diese minimalistische Licht-Installation kodierte Signale sendet, versinnbildlicht sie damit die Differenz von Energie und Information. Diese Installation - eine Medienwerdung des Palastes der Republik - fügt sich in das Konzept seiner Zwischennutzung: Denn das Wesen des Medialen (so schreibt Aristoteles ausdrücklich) liegt im Dazwischen, im räumlichen und zeitlichen Intervall des Übertragungskanals. Möge das Dazwischen kein Ende nehmen.

Presssetext

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The Medium is the Message - Medientheater goes Volkspalast
Konzept: Wolfgang Ernst Programm: Alexander Firyn Technik: Thomas Schmidt
Eine medientheoretische Installation des Seminars für Medienwissenschaft der Humboldt-Universität Berlin

Ausführlicher Text unter http://www.medienwissenschaft.hu-berlin.de, Rubrik "Aktuell"