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Der Träger des Kurt Schwitters-Preises der Niedersächsischen Sparkassenstiftung 2017, Theaster Gates (geb. 1973 in Chicago, USA), wird im Juni 2018 mit einer Festveranstaltung und einer Ausstellung in der Oberen Sammlung des Sprengel Museum Hannover geehrt. Gates, der 2012 mit seiner Neugestaltung des Hugenottenhauses in der Kasseler Altstadt auf der documenta 13 international bekannt wurde, ist seitdem mit Ausstellungen u. a. in der National Gallery, Washington (2017), dem Kunsthaus Bregenz (2016) sowie internationalen Biennalen (Venedig, Istanbul, Whitney) zu sehen gewesen. Der Ausgangspunkt und Hauptwirkungsort des als Keramiker und Städteplaner ausgebildeten Künstlers bleibt die South Side in Chicago, in der er inmitten der Bankenkrise 2006 mit dem Kauf und der Renovierung eines einfachen Stadthauses auf der Dorchester Avenue begann. Seitdem hat Gates verschiedene Stiftungen wie The Dorchester Project und die Rebuild Foundation gegründet, mit deren Hilfe er verlassene und verfallene Häuser, ein Bankgebäude und eine Schule aufkaufte, wiederherstellt und neuen Nutzungen zuführt.

Dieses Prinzip des Recyclings von Materialien und Gebäuden, das in Chicago eine besondere künstlerische Tradition hat, wird von Gates eingesetzt für die Wiederbelebung und soziale und kulturelle Stärkung eines von einem African American-Arbeiterklassemilieu geprägten Stadtteils, dessen Aufstreben in die Mittelklasse durch die Insolvenz der Bank Lehmann Brothers 2008 jäh gestoppt worden war. Zugleich ist es jetzt Teil einer vorbildlichen, künstlerisch geprägten Stadtteilentwicklung. Die handwerklich begründete Praxis des gelernten Städteplaners zielt auf kulturelle Gemeinschaften, die durch symbolische wie reale Akte hervorgerufen werden. Die künstlerische Arbeit ist Teil eines weiten Spektrums von Gemeinschaftsarbeit, Performance und Musik.

Im Sprengel Museum Hannover entwirft er ein Kapitel der Ausstellungsreihe zur Schwarzen Madonna, die außerdem im Kunstmuseum Basel und dem Haus der Kunst, München, zu sehen sein wird. Für Black Madonna evoziert Gates die Geschichte der schwarzen Frau, ihre historischen und medialen Kontexte sowie die weitere afro-amerikanische Kultur und Politik. Objekte aus religiösen Ritualen, Statistiken zur schwarzen Bevölkerung der USA und Archivbilder und -materialien werden ebenso neu zusammengefügt, wie der Klang von Gates experimenteller Musikgruppe ‚The Black Monks of Mississippi‘, die am Abend der Preisverleihung spielen wird. In seiner Präsentation mit Neonarbeiten, Assemblagen und einer Videoprojektion in Hannover stellt er Bezüge zu ausgewählten Werken der Sammlung her und arbeitet mit dem von ihm erworbenen Bildarchiv der Johnson Publishing Corporation, Chicago, die die 1950er-Jahre Magazine „Ebony“ und „Jet“ herausgab, sowie weiteren Referenzen.