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Eröffnung der Ausstellung: Donnerstag, 15. November 2007, ab 19 Uhr

Der Hamburger Künstler Thomas Baldischwyler wird die Galerie für Landschaftskunst in einen weltallfarbenen Raum verwandeln und darin seine jüngsten Bilder zeigen – verwirrende Hybride aus Fotografie, Collage, Malerei und Objekt. Thomas Baldischwyler bezeichnet sie als „Versuche, das Firmament abzubilden“ und schreibt über seine Installation:

„Four and one half a billion years ago the planets were formed in the gravitational collapse of a great cloud of swirling gas and dust. In that collapse the gravitational energy of this gas and dust falling inward heated the planets as they formed. Jupiter and Saturn have not yet cooled off“

ist die Transkription der gesprochenen Einführung für die „Rings of Saturn“ betitelte Schallplatte des Detroiter Musikproduzentenkollektivs UNDERGROUND RESISTANCE. In der Frühphase der Musik, die später unter dem Topos „Techno“ die Welt eroberte, bedienten sich ihre Produzenten einer Sprache und Symbolik, die alles Außerweltliche und Nichtmenschliche umarmte und neue Herkunftsmythen erschuf. Das wissenschaftliche Versprechen wurde nie eine objektive Aussage, und das kosmologische Dekor wurde ohnehin nicht hinterfragt.

Der Kunstkritiker John Ruskin legte mit seinem Begriff „Pathetic Fallacy“ schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine terminologische Schublade vor, die man auch zu Beginn der 1990er Jahre zum Verstauen dieser Art von Kulturproduktion nutzen konnte. Die „Vermenschlichung der Natur“ meinte vor allem einen Mangel an Objektivität. Die Unfähigkeit der Kunst ohne Projektion abzubilden. Obwohl Ruskin mit diesem Begriff, die von ihm geschätzen Präraffaeliten verteidigen und von ihren malenden Zeitgenossen abheben wollte, zeigt der Rückblick das Fehlen der Standfestigkeit einer solchen Unterscheidung.

Das Problem der Darstellbarkeit als Aufgabe löste sich schon in der Hochzeit des Schaffens der Präraffaeliten durch die zeitgleich erstarkende Abbildungstechnik der Photographie auf. Und wie dort und durch alle folgenden Strömungen wird klar, dass das Abbilden immer ein Versprechen bleiben wird. Eins was etymologisch den gleich klingenden Verben „stottern“ und „stammeln“ näher steht, als seinem Synonym „Beteuerung“.

Thomas Baldischwyler

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Thomas Baldischwyler