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Thomas Grötz operiert an der Schnittstelle zwischen Biotop und Soziotop. Nicht selten ist dies der Straßenrand. In Thomas Grötz’s urbanen Randszenarien ist der Mensch bereits entsorgt.

Gleichwohl liefert die „bereinigte“ Natur keine Idylle. Dazu sind die Spuren des Menschlichen zu präsent: Eine zugewucherte Baubrache. Ein abgelegter Tannenbaum. Ein Graffiti an der Wand. Ein eingezäuntes Feld am Waldrand. Ein schattenspendender Baum in einem alten Hof.

Es sind Motive von Abgrenzungen, Schwellen und Entleerungen, die sich nicht nur auf den urbanen Raum, sondern auch auf die landschaftliche Weite beziehen. Gezeigt wird auch das, was am Wegrand passiert, wenn man denn einen Weg hat.

Der filigrane Zeichen- und Malstil von Thomas Grötz spiegelt etwas wider von einem vorsichtigen Herantasten, er erinnert an die Sinnsuche des Fin de Siècle. Der Künstler scheint an metaphorischer und symbolischer Überhöhung interessiert – und ist zugleich dem Folkloristischen nicht fern. Heinrich Vogeler mit seinem radikalen Werdegang und seiner Sehnsucht nach absoluten Bildharmonien ist ein Name, der einem einfällt, ebenso wie Malewitsch und Kandinsky – Gründerfiguren der Moderne, für die der Aufbruch in neue Dimensionen und zugleich die sogenannte Volkskultur bedeutsam waren.

Trotz dieser thematischen Erinnerungen ist die Position von Thomas Grötz mit der grundsätzlichen Skepsis verbunden, sich stilistisch aus dem Vorrat der Moderne zu bedienen. Um eine gegenwärtig gepflegte Tradition des Zitierens und Verlängerns zu durchbrechen, wird zunächst ein Innehalten, ein Stillstand postuliert. Mit „Stille und Umkehr“ hat der Künstler seine Website überschrieben. Hier – und natürlich mit den Malereien von Thomas Grötz – äußert sich der Wunsch, ausgetretene Pfade zu verlassen, über eine Schwelle zu treten, an einer anderen Türe anzuklopfen.