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Thomas Hartmann (*1950) plant ein Projekt in Gestalt einer Triangel. Eine Ausstellungstournee auf der Basis eines gleichseitigen Dreiecks. Die Seitenlänge ergibt sich aus dem Abstand der Orte, eine Spitze soll nach Süden zeigen. Er hat auf der Landkarte nachgemessen und jedem Ausstellungsort eine Arbeit gewidmet: Cottbus, Oldenburg und Heidelberg.

Die Bilder lassen sich ganz konkret als Städteporträts erkennen, auch wenn der Künstler mit den Details frei umgeht und sich keineswegs auf das Herausarbeiten der touristischen Highlights beschränkt.

Für seine Heidelberg Darstellung wählt er nicht die geläufige Postkarten-Ansicht – das Schloss wurde nur eben angedeutet – sondern den an den Topos der Weltlandschaften gemahnenden Blick, der dem Lauf des Neckars aus der Enge des Tales in die Weite der westlichen Ebene folgt. Ein klassisches Motiv, das auf spezifische Weise exemplarisch die für Hartmanns Arbeiten charakteristische Spannung zwischen Nah- und Fernsicht thematisiert.

All seinen Arbeiten gemein ist ein raum-zeitliches Konzept, das auf eigenwillige Weise nicht nur als Ausgangspunkt seiner Arbeitsweise dient, sondern zugleich jenes, formal und inhaltlich bezogen, reflektiert. Und immer wieder steht im Mittelpunkt die Spannung zwischen dem Ganzen und seinen Teilen.

Hartmanns Bilderfindungen wachsen in langwierigen Prozessen als Schichten und Geschichten aus der Tiefe, verändern und verzweigen sich, mutieren auf verblüffende Weise vom autonomen Bild zur Bühne gegenständlichen Geschehens.

Das prozesshafte Vorgehen lässt Parallelen zur Spontaneität der informellen Malerei und zur Automatismus-Theorie der Surrealisten erkennen. Allerdings ist Reflexion ebenso am Werk wie Intuition. Das assoziierende Bezugnehmen auf Vorhandenes spielt sich im Vorgang der Malerei selbst ab. So korrespondiert mit der erwähnten Flächen-Spannung zwischen Totale und Detail jene andere, räumliche, von Höhe und Tiefe, Entfernung und Nähe. Der Abstand des Betrachters vom Bild ist dabei ebenso von Belang wie die reale Vielschichtigkeit des Bildes selbst.

Farbe, Linie, Gestik lassen eine Landschaft entstehen, die in einem kühnen Akt der Eroberung von zahllosen winzigen, ebenso minutiös wie abbreviativ eingesetzten Figürchen besiedelt wird. Säuberlich hingetupft mit Hilfe zahlloser Wattestäbchen werfen diese Wesen ihre Schatten, die Lichtquelle muss irgendwo außerhalb des Bildes vermutet werden, und schon sieht sich der Betrachter in einen weit über das Bild hinausreichenden Zusammenhang einbezogen, gleichsam in mäßiger Höhe die Erde überfliegend.

Pressetext

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Thomas Hartmann - Triangel