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Eröffnung: Freitag, 4. 7. 2008, 19 Uhr Ausstellungsgespräch: Boris Ondreicka mit Thomas Hirschhorn Freitag, 4. 7. 2008, 18 Uhr Eine Veranstaltung der Freunde der Secession.

"Das Auge" ist der Titel meiner Ausstellung in der Secession. "Das Auge" hat nichts zu tun mit Georges Bataille - den ich verehre. Ich will – als Künstler – eine Arbeit machen, die sich in keinem Fall historischen Tatsachen beugt. Mit der Arbeit "Das Auge" will ich diesem Widerstand gegen die Tatsachen eine Form geben. Ich will eine Arbeit machen, die sich nicht den Tatsachen beugt und die den historischen Fakten widersteht. Und ich will mit dieser Form eine universelle Wahrheit schaffen.

"Das Auge" widersteht den Tatsachen, es widersteht indem es sieht– indem es nur sieht. Die Ausstellung, die Arbeit "Das Auge" will eine Setzung sein. Eine Setzung ist eine Behauptung der Form gegeben wurde. Die Form dieser Setzung – "Das Auge" – besteht darin, dass "Das Auge" sieht aber "Das Auge" versteht nicht. Niemand muss andererseits "Das Auge" verstehen, niemand muss mit dem "Das Auge" einverstanden sein und niemand muss mit dem "Auge" in Kontakt treten. "Das Auge" sieht,"Das Auge" zeigt, "Das Auge" benennt und "Das Auge" 'ist'. "Das Auge" sieht und es ist da, es sieht und ist dadurch da und es ist da weil es sieht.

Ich will mit der Arbeit "Das Auge" – wie immer – die Konditionen für einen Dialog oder eine Konfrontation schaffen – das ist die Behauptung – und ich will es mit dieser Arbeit auch tun. Ich will es tun dadurch, dass "das Auge" 'nur' sieht. Denn das 'nur' sehen ermöglicht die Öffnung. Die Öffnung für den Anderen, die Öffnung um sich mit der Arbeit zu implizieren. "Das Auge" sieht 'nur' und es bleibt dadurch autonom. Und "Das Auge" besteht darauf zu sehen ohne selbst zu verstehen.

"Das Auge" sieht nicht alles - aber es sieht alles was Rot ist. "Das Auge" sieht nur die Farbe Rot. Es kann also nur Rot aufzeigen, es kann nur Rot benennen und es kann nur Rot 'sein'. Das Rot – das "Das Auge" sieht – ist sowohl das Blut der durch Kriegs- und Terrorgewalt Verwundeten und Toten, das Rot ist das Blut der abgeschlachteten Robbenbabys, das Rot ist das Rot der gegen die Verarbeitung von Pelzmänteln protestierenden Mannequins, das Rot ist das Rot der sich verzweigenden Kapillargefässe, das Rot ist das Rot der Nationalwappen die die Farbe Rot haben und das Rot ist das Rot der Karton-Herze, das Rot ist ganz einfach nur die Farbe 'Rot'.

Die Farbe Rot schafft die Verbindung und den Bezug - über das Verstehen hinaus – und über die Information, über die Meinung und über den Kommentar hinaus."Das Auge" verweigert, etwas anderes zu sehen, etwas anderes zu zeigen, zu benennen und zu sein als "Das Auge".

März 2008

THOMAS HIRSCHHORN, geb. 1957 in Bern, lebt und arbeitet in Paris.

EINZELAUSSTELLUNGEN (Auswahl): 2008 Museo Tamayo Arte Contemporáneo, Mexiko; 2007 Jumbo Spoons & Big Cake, Musée d’art contemporain, Montreal; Arndt & Partner, Berlin; Stephen Friedman Gallery, London; Galerie Chantal Crousel, Paris; 2006 Kestnergesellschaft, Hannover; CCA Wattis Institute, San Francisco; Gladstone Gallery, New York; 2005 Museu Serralves, Porto; Institute of Contemporary Art, Boston; Bonnefantenmuseum, Maastricht; Pinakothek der Moderne, München; Centre Culturel Suisse, Paris; 24h Foucault, Palais de Tokyo, Paris, im Rahmen der Nuit Blanche; Musée Précaire Albinet, Cité Albinet, (in Zusammenarbeit mit Les Laboratoires d’Aubervilliers), Aubervilliers.

GRUPPENAUSSTELLUNGEN (Auswahl): 2008 Lost Paradise, Zentrum Paul Klee, Bern; Carried Away - Procession in Art, Museum of Modern Art Arnheim; Peripherer Blick und kollektiver Körper, Museion, Bozen, Collage: The UnMonumental Picture, New Museum, New York; 2007 Peripherer Blick und kollektiver Körper, Museion, Bozen; Heart of Darkness, Walkert Art Center, Minneapolis; The Unhomely, Phantom Scenes in Global Society, Seconde Biennale Internationale d’Art Contemporain, Biacs 2, Sevilla; How to Live Together, 27ème Biennale de São Paulo; Into me / Out of Me, P.S.1 Contemporary Art Center, New York; Swiss Made+2, Präzision und Wahnsinn, Kunstmuseum, Wolfsburg; Volksgarten, Die Politik der Zugehörigkeit, Kunsthaus Graz; 2005 Dionysiac, Centre Pompidou, Paris; Monuments for the USA, CCA Wattis Institute for Contemporary Arts, San Francisco; Material Time / Work Time / Life Time, Reykjavik Arts Festival, Living Art Museum, Reykjavik; Drawing from the Modern 1975 – 2005, Museum of Modern Art, New York; Universal experience. Art, Life, and the Tourist’s Eye, MCA, Chicago; 2004 La bellesa del fracàs / El fracàs de la bellesa, Fundación Joan Miró, Barcelona; 2003 GNS, Palais de Tokyo, Paris; Gesellschaftsbilder, Images of Society, Kunstmuseum, Thun; Accessoiremaximalismus, Kunsthalle, Kiel; 2002 Basics, Kunsthalle Bern; Documenta 11, Kassel.

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Thomas Hirschhorn
DAS AUGE