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„Es brennt überall, es brennt in der Ferne – es brennt in meiner Nachbarschaft, es brennt in der Konfliktzone, mein Haus brennt, ich selbst brenne, es gibt kein Entrinnen, denn ich bin die Konfliktzone“ – erklärt der Schweizer Künstler Thomas Hirschhorn (*1957 in Bern, lebt in Paris), wenn er über seine Arbeit spricht. Hirschhorn zählt zu den bedeutendsten und kontroversesten Vertretern der internationalen Gegenwartskunst. Bei der Biennale in Venedig wird er in diesem Jahr den Schweizer Pavillon gestalten. Die Kunsthalle Mannheim zeigt vom 12. März bis zum 13. Juni 2011 Hirschhorns ca. 200 m³ große Materialcollage It´s Burning Everywhere, mit welcher der Künstler von 3sat und Monopol in die Reihe Stations. Meisterwerke zeitgenössischer Kunst aufgenommen wurde. http://www.youtube.com/watch?v=fdA9noR_T5g

Wenn es überall brennt, brennt es auch im Museum. Mit der raumgreifenden, skulpturalen Materialcollage It´s Burning Everywhere führt Thomas Hirschhorn in der Kunsthalle Mannheim ein 2009 in Schottland (DCA, Dundee) begonnenes Projekt fort.

Wie besessen sammelt, konstruiert, baut, klebt, schnürt, wickelt drapiert der Künstler in einer tagelangen Materialschlacht eine begehbare überdimensionale Raumcollage. Er besetzt den Museumsraum mit einer prekären Überwältigungs- und Überforderungsmaschinerie – einer beklemmenden Totalen der Gegenwart. „Chaos ist die Welt, in der ich lebe und Chaos und Chaos ist in die Zeit in der ich lebe“, beschreibt Hirschhorn seine Motivation.

Mit unzähligen „armen“, universellen Materialien wie Holz, Karton, Plastik, Schaufensterpuppen und Klebeband verwandelt Hirschhorn den Ausstellungsraum in eine artifizielle Konfliktzone – Bilder von Krisenherden. Ein Konglomerat von Elementen verschiedenster Herkunft und Bedeutung. Fundstücke, Massenprodukte oder für die Installation angefertigte Objekte, Kopien und Attrappen: Zusammen mit handschriftlichen Slogans, Dokumentarfotos und Bildern aus Werbezeitschriften. Fragmentierte Körper, Torsi, Köpfe, Beine, Arme, Hände und Füße – ein enormes kraftvolles Symbol der Katastrophe.

Ein meterlanger umgestürzter Baum beherrscht und gliedert das Szenario der apokalyptischen Assoziationslandschaft. Eine Flut medialer Bilder von individuellen und globalen Brandherden aus Zeitschriften und Internet säumt den Weg der Ausstellungsbesucher, die sich wie durch ein Minenfeld im unwegsamen Gelände dieses Dschungels bewegen.

Wie kaum ein anderer stellt der mehrfache Biennale- und documenta- Teilnehmer mit seinem Werk nicht nur die conditio humana, sondern auch die Selbstgefälligkeit des Kunstbetriebes zur Schau.

Nach Magdalena Jetelovás Statement zum Thema Menschenrechte (2010) und Enrique Martys Kommentar zum Fanatismus (bis 20. Februar 2011) setzt die Kunsthalle Mannheim mit Thomas Hirschhorn erneut auf einen kompromisslosen und politisch hochbewussten Vertreter der Gegenwartskunst.