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Vernissage: Freitag, 16. Januar 2009, 17 bis 20 Uhr

Es freut uns ausserordentlich, erstmals grossformatige Zeichnungen von Thomas Müllenbach in einer Einzelausstellung bei Rotwand präsentieren zu können.

Viele haben es vor ihm getan: Rodin, Klimt, Matisse und Picasso – sie alle haben mit Hingabe weibliche Akte gezeichnet. Unsere heutigen Medien sind randvoll mit dem Bild der nackten Frau. Und nun widmet sich auch der Zürcher Künstler Thomas Müllenbach diesem gefährlich verführerischen Thema des ‚chercher la femme‘. Den 2007 im Kunsthaus Zürich präsentierten monumentalen Zeichnungen von Reaktorräumen, Cockpits und Operationssälen folgen jetzt ebenso grossflächige Darstellungen von üppigen Frauenkörpern. Schwer vorstellbare Hightechräume werden abgelöst von unmittelbar sich einprägenden Körperlandschaften. In der Wahl der Mittel hat sich nichts geändert. Nach wie vor bedient sich Thomas Müllenbach des Graphitstifts, den er naht- und bruchlos über die grossformatigen, auf dem Boden des Ateliers ausgelegten Papiere zieht. Durch die Nähe zwischen zeichnender Hand und dem Blatt, zwischen dem Körper des Künstlers und dem Bildkörper, kommt es im zeichnerischen Akt zu einem gewissen Kontrollverlust, der Blick des Künstlers verliert sich gleichsam in der eigenen Zeichnung, was zu Verzerrungen und Verkürzungen der Konturen und letztlich zu einer neuen Anatomie des weiblichen Körpers führt. Ohne Schraffuren, ohne Valeurs, ohne Schatten, umreisst der Graphitstift Schamhaare und Schamlippen, Nabel und Brüste. Auch die hot spots praller Schenkel und sinnlicher Rundungen ändern am spröden Ausdruck nichts, eine karge Sinnlichkeit ist das Resultat. Die ausschnitthafte Erscheinung der Frauenkörper als Torso, der Verzicht auf Füsse, Hände und Gesicht, anonymisieren die Figuren und machen sie dem Zeichner als Objekte gefügig. Indem er die sexualisierten Körper durchdekliniert, spielt er an auf die Omnipräsenz pornographischer Bilder. Gleichzeitig nimmt er es mit der klassischen Tradition des Torso auf und hält die Spannung zwischen Realität und Idealität aus. Es wäre nicht Thomas Müllenbach, wenn es ihm nicht auch dieses Mal gelänge, seine Vorstellungen auf wesentliche Aussagen zu minimieren und sie einzufügen in sein Panoptikum des „Ganzen Lebens“. Es wäre nicht er, wenn er dies nicht mit rückhaltloser Verve an sein Thema täte, sprich mit der Bewunderung für die Linienschönheit des weiblichen Körpers und gleichzeitig mit der subversiven Lust, diese in ihrer Erstarrung zum Klischee offenzulegen.

Text Angelika Affentranger-Kirchrath

Thomas Müllenbach Torso 17. Januar – 21. Februar 2009

ROTWAND Sabina Kohler & Bettina Meier-Bickel Rotwandstrasse 53, CH-8004 Zürich, T/F +41 44 240 30 55 www.rotwandgallery.com, info@rotwandgallery.com

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