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Eine hochbettartige, raumübergreifende Stahlkonstruktion, Matratzen, Dinge des Alltags in verblüffender Konstellation – Thomas Rentmeister (*1964 in Reken) entwickelt für die Ausstellung „Hostal“ einen irritierenden Parcours, der der beschaulichen Atmosphäre der Villenarchitektur der Städtischen Galerie Delmenhorst ein ordentliches Stück entgegenläuft.

Mit den Worten „Fest und streng“ ist das Eingangsportal der Villa Coburg aus dem Jahr 1905 überschrieben. Ein Aufruf zu innerer Struktur und Haltung, der nach wie vor von den Wänden des Hauses hallt, der aber (innen)architektonisch auch wieder durch manchen Schwung, durch manches Dekor und Detail konterkariert wird. Thomas Rentmeister nimmt mit seinem Konzept diesen Spielball auf – auch in seinem Werk stehen Strenge und Geometrie auf der einen und unberechenbar Organisches auf der anderen Seite.

Eine an Stockbetten erinnernde Struktur aus rostigen Stahlprofilen nistet sich in die Villa Coburg ein: nüchtern, streng und gleichzeitig frei durch mehrere Räume „wuchernd“. Ein Einbauregal scheint schon immer dort gewesen und fester Bestandteil der Innenarchitektur zu sein, mit nachlässig arrangierten Anhäufungen weißer Wäsche – Hostel oder Hospital, das ist die Frage, die sich der Besucher in der ehemaligen Arztvilla oft stellen wird. In der Remise gibt es erstmalig neue Papierarbeiten – Skizzen, Konstruktionen und Kompositionen – von Thomas Rentmeister zu sehen.

Die Objekte und Installationen von Thomas Rentmeister sind oft eine Referenz an die Avantgarden der 1960er und 1970er Jahre, vor allem an die Ansätze der Minimal Art: an klare, geometrische Strukturen oder auch Prinzipien wie Wiederholung und Akkumulation. Dazu gehören ebenso die Vision vom Reinen und Erhabenen, die die Minimal Art umweht sowie die Provokation der Pop Art.

Mit einer Mischung aus Misstrauen, Kritik und Humor werden so im Werk von Thomas Rentmeister ganz normale Dinge – oft sind es banale Haushaltswaren aus industrieller Massenfertigung – zur Skulptur. Auch Lebensmittel können mit großer Geste zum Einsatz kommen, sei es Nutellacreme inklusive der gegebenen Assoziationsbreite, die sich an ihrem Anblick entfalten kann.