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In dem Buch „Alice im Wunderland“ gibt es eine bekannte Textstelle, wo eine Katze nach längerem Gespräch mit Alice ganz langsam verschwindet – „wobei sie mit der Schwanzspitze anfing und mit dem Grinsen aufhörte, das noch einige Zeit sichtbar blieb, nachdem das Übrige verschwunden war“. Und Alice denkt bei sich, dass sie zwar schon oft eine Katze ohne Grinsen gesehen habe, niemals „aber ein Grinsen ohne Katze“! Dieser scheinbare Widerspruch, der tief in das Reich von Wort- und Bildbedeutung führt, lässt sich auf eine ganze Reihe von Arbeiten Thomas Virnichs übertragen: Eine merkwürdige plastische Verkehrung findet hier statt, wenn sich die dargestellte Figur als reine Hohlform erweist. Im Fall der Einladungskarte eine weibliche und eine männliche Flohmarkt-Porzellanfigur, die sich von gegenüberliegenden Seiten in den rohen Ton eingeprägt haben. Der Ton materialisiert Teile des Raumes zwischen den Gestalten. Gleichzeitig wird der Werkstoff durch die schillernden Glasuren entstofflicht. Virnich erschafft Plastiken aus alltäglichen, banalen, manchmal kitschigen Fundstücken und weist ihnen einen neuen Raum in seiner Welt zu. Noch viel wichtiger, er bringt damit Befindlichkeiten zum Ausdruck und zur Form, die – um wieder mit Alice zu sprechen – noch nie im Leben vorher zu sehen waren.

Ausstellungen u.a.: Sammlung Ludwig, Aachen; Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach; Kunstraum München; documenta 8, Kassel; Hamburger Bahnhof, Berlin; Kunstverein Braunschweig; Gerhard-Marcks-Haus, Bremen; Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst, München; Kunstverein Bonn; Lehmbruck Museum, Duisburg; Aargauer Kunsthaus, Aarau (Schweiz)

Seit 1992 lehrt Thomas Virnich an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Er lebt und arbeitet in Mönchengladbach.

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Thomas Virnich – zerschmolzen und versilbert

künstler:
Thomas Virnich