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Thomas Zipp (D, *1966, lebt und arbeitet in Berlin) inszeniert in seiner Ausstellung „The family of Ornament und Verbrechen“ die Räume der Galerie Krinzinger neu. Luster werden von den Decken hängen, Objekte und Collagen reagieren auf die historistischen Gegebenheiten.

Thomas Zipp ist Maler, arbeitet jedoch auch mit Fotografie und Video, stellt Objekte her, richtet Installationen ein – manchmal schreibt er sogar Texte und Musik. Seine bevorzugte Technik ist die Collage, die ihm den konzeptionellen Rückgriff auf historische Vorläufer erlaubt und trotzdem die Distanz zu den verwendeten, aufgegriffenen Elementen wahrt. Zdenek Felix spricht bei Zipp von einer mutierten Form der Collage. Ihre dramatische Wirkung stammt von den vergrößerten Fotokopien (Kunstreproduktionen), die den Hintergrund für gemalte, kleinformatige Gemälde bilden - sozusagen als umgekehrte Collage. Seine Bildschöpfungen erscheinen häufig entrückt und geisterhaft. Zipps Interesse am visionären Gehalt der klassischen Moderne taucht immer wieder als Versatzstück auf und dient als Anknüpfungspunkt für seine eigenen Utopien. Veit Loers nannte Zipps Vorgehensweise einen „narrativen Konzeptionalismus“ und meinte damit auch seine spontane Fabulierlust. Diese Fabulierlust wird gespeist von Historischem und auch in der Wiener Ausstellung verweist er auf einen lokalen sowie internationalen historischen Kontext, indem er sich auf den Text „Kunst und Verbrechen“ (1908) von Adolf Los bezieht. Diese fast hundert Jahre alte Kulturkritik wieder neu zu lesen ist auch eine umgekehrte Collage. Wir rückprojizieren den heutigen Zustand der Welt, ihre Produktionsprozesse und den Zustand des Handwerks und der Industrie auf diese historische Kritik. Durch diese Rückprojektion bekommt die Kritik von Loos einen ganz neuen Filter. Mit dem Vergnügen des Nachgeborenen entdecken wir in seiner Kritik gerechtfertigte und überzogene Aspekte und erschaudern vor der Momentaufnahme seiner Perspektive.

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