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Als »Desktop-Dokumentarfilm« bezeichnet das britische Künstlerduo Jon Thomson und Alison Craighead ihr Video Flat Earth von 2007. Die Arbeit basiert auf einer intensiven Bild- und Textrecherche im World Wide Web, in welcher die beiden Künstler Materialien aus unterschiedlichsten Quellen im Internet zusammen getragen haben. Motive aus Bild-Datenbanken oder gesprochene Blogeinträge von Netzusern aus aller Welt verweben die beiden zu fragmentarischen Berichten von Katastrophen, persönlichen Kommentaren und Ereignissen rund um den Globus, von denen der Betrachter auf einer virtuellen Weltreise erfährt. Thomson und Craighead nutzen die Möglichkeiten und Werkzeuge des Web 2.0 – beispielsweise die Funktion von Google Earth, mit deren Hilfe man die Welt aus der Satellitenperspektive betrachten kann, um dann an beliebigen Orten wieder an die Erdoberfläche heranzuzoomen. Sprunghaft wechseln die Orte und die Geschichten. In Momentaufnahmen taucht der Betrachter in die Informationsflut des World Wide Web ein, hört und sieht persönliche Geschichten, um im nächsten Moment schon wieder den Schauplatz zu wechseln. Die Erzählungen werden anhand der unzähligen Stimmen kultureller Produzenten und Akteure generiert, die im Internet ihre Meinungen und Erlebnisse kundtun. Das Video reflektiert diese digitale Kommunikation in einer globalisierten Welt. In »Flat Earth« ist die Welt auf unserem Desktop wieder zu einer flachen Scheibe geworden, die wir nur virtuell bereisen und in welcher andere Orte und Länder nur wenige Klicks entfernt erscheinen.

Sabine Himmelsbach

www.thomson-craighead.net