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Der Leipziger Künstler Tilo Schulz verschmilzt in seinen neueren Arbeiten zwei ästhetische Haltungen, die in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts als unvereinbar galten: einen politisch engagierten Realismus und die zum Glaubensbekenntnis einer freien Welt erhobene abstrakte Kunst.

In seiner Einzelausstellung Sweet Dreams im Bregenzer Kunstverein stellt er mit zwei raumgreifenden Skulpturen eine direkte Verbindung zur Vorkriegsmoderne und zum Thema der Transparenz her.

Die Skulptur „city fear/origami version (module 1–4)“ ist eine Metapher für Stadt. Sie besteht aus einem Modulsystem, das zusammen gesteckt wird und sich somit quasi unendlich in den Raum hinein entwickelt. Die Skulptur ist an sich freistehend und nur an zwei speziell markierten Stellen in der Wand verankert, um den Übergang in die „reale“ Architektur deutlich werden zu lassen. Auf die Platten sind Texte aus „Sex2“ von Sibylle Berg mit Siebdruck gedruckt. In diesen Kurzbeschreibungen kann die Ich-Erzählerin durch Häuserwände sowie in die Gedankengänge der Menschen blicken und deren tatsächlichen Alltag freilegen. Der Besucher bewegt sich somit lesend durch die Skulptur wie die Hauptakteurin im Text durch die Stadt.

Der soziale Realismus der Texte von Sibylle Berg trifft in Bregenz auf die pure Ästethik einer Glassteinwand, die sich im Raum selbstbewusst positioniert und durch die Milchglassteine den Blick auf das Geschehen dahinter nur schemenhaft zulässt. Die Ausstellung Sweet Dreams ist bemerkenswert und ungewöhnlich in ihrer intellektuellen Herausforderung und sinnlichen Erlebbarkeit.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in der Schriftenreihe M4-disjecta Künstlerische Leitung Magazin 4: Wolfgang Fetz

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Tilo Schulz
Sweet Dreams
Kurator: Wolfgang Fetz