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Im Nordflügel der Abtei haben wir im Frühjahr 2005 neue Ausstellungsräume bezogen, in denen jetzt anlässlich der langen Nacht der Museen in Aachen am 25.6.05 um 18 Uhr eine Ausstellung mit Malereicollagen der Düsseldorfer Malerin Tina Juretzek eröffnet wird. Dieses Ereignis steht am Anfang der langen Nacht der Museen. Tina Juretzeks mit Japanpapier collagierte Gemälde transportieren spezielle Materialeffekte, die erst entstehen durch den malerischen Eingriff der Künstlerin auch auf das mit Buchbinderleim auf die Leinwand applizierte Japanpapier. Ihre dem Wesen nach abstrakten Bilder suggerieren dem Betrachter Vorstellungen landschaftlicher Grundgegebenheiten wie Wasser, Meer, Berge etc. im Sinne vorevolutionärer Zeiten.

Im Begleitprogramm zur langen Nacht der Museen spielt das Eupener Saxophonsextett "Sixpack", gesponsert von der Kulturinitiative Kornelimünster. Der malerische Innenhof der schlossartigen Abteianlage lädt bei einem Imbiss und Getränken zum Verweilen ein.

Maria Engels, Kuratorin

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Rede zur Eröffnung der Ausstellung "Geahntes Land"

Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Frau Juretzek,

Federationscup-Halbfinale mit deutscher Beteiligung, diverse hochkarätige Konzerte in Aachen, Hitze und Gewitter können die wahrhaft kunst- und kultur-begeisterten Menschen zu Beginn der langen Nacht der Museen offensichtlich nicht abhalten.

Ich darf Sie deshalb auch alle besonders herzlich begrüßen, ich tu es heute mal nur im Namen unseres Hauses; denn im Moment weiß ich selbst noch nicht so recht, in welche neuen Zusammenhänge der neugebildeten Landesregierung wir gehören werden, da das Ministerium, in dessen Namen wir ja noch eingeladen haben, vor der Auflösung steht und die Kulturabteilung wohl in die Staatskanzlei wechseln wird.

Ich möchte Ihnen zunächst Frau Juretzek vorstellen und freue mich, dass so viele Besucher trotz missverständlicher Ankündigungen über unser heutiges Programm zu Beginn der langen Nacht der Museen den Weg zu uns gefunden haben und wünsche allen einen schönen Einstieg in unserem Haus in den heutigen kunstschwangeren Abend.

Wir eröffnen heute zum zweiten Mal hier in den Räumen im Nordflügel der Abtei eine Ausstellung, diese räumliche Erweiterung ermöglicht es uns, zusätzliche Ausstellungsprojekte zu realisieren, aktiver zu werden für die Künstler des Landes.

Tina Juretzek startet ihre Ausstellungstournée "geahntes Land", die sie selbst wegen der besonderen Veranstaltungsorte - nach Kornelimünster und der ehemaligen Reichsabtei wandert die Ausstellung nach Schloss Mochental und Schloss Husum - als Schlössertournée bezeichnet, hier im schlossartigen Ambiente der ehemaligen Reichsabtei. Die intimen Räume im Nordflügel mit den Resten von Kaminen, Gemälden und Stukkaturen verleihen der Präsentation einen besonderen Reiz.

Tina Juretzek, die 1958 mit sechs Jahren von Leipzig nach Nordrhein-Westfalen übersiedelte und nach dem Abitur von 1971-1978 an der Düsseldorfer Akademie bei Günter Grote studierte, ist seit 1979 konsequent als freischaffende Malerin in Düsseldorf tätig und hat inzwischen bereits ein umfang- und facettenreiches Oeuvre vorgelegt.

Ihre besondere Begabung ist von Anfang an intensiv von der Landesregierung gefördert worden einerseits durch Ankauf, aber auch durch den Auftrag für eine große Arbeit im Treppenhaus unseres ehemaligen Ministeriums in der Breite Straße in Düsseldorf. Seit dem Abriss des dortigen Gebäudes hängt das große Gemälde "drei Quellen" hier in unserm Haus im gegenüberliegenden Seitenflügel. Die Künstlerin erhielt überdies eine der wenigen sogenannten "Foyer-Ausstellungen", die im Ministerium in der Breite Straße stattgefunden haben und präsentierte ihre Arbeit auch im Verbindungsbüro des Landes Nordrhein-Westfalen in Brüssel.

Wie schon bei vielen anderen hier gezeigten Künstlerinnen und Künstlern gehen unsere Intentionen bei dieser Ausstellung dahin, dem Publikum Einblick zu gewähren in das Werk einer der vom Land besonders geförderten künstlerischen Begabungen und diese mit ihrem aktuellen Schaffen vorzustellen.

Der Titel der Ausstellung "geahntes Land" beschreibt dabei eine Entwicklung, die das Oeuvre der Künstlerin in den letzten Jahren genommen hat und sich auch an den Titeln ihrer jüngeren Malereicollagen ablesen lässt, wie z. B. "Wüsten-Ort", "rote Küste", "gelber Strom", "Moor-Land" und "Ostsee". Die ihrem Wesen nach abstrakten Gemälde legen nämlich dem Betrachter Assoziationen landschaftlicher Gegebenheiten nahe, wie Wasser, Horizont, Berge, Felsen, Inseln, menschenleere Orte ohne Vegetation, sozusagen im Entstehungsprozess begriffen, am Beginn evolutionärer Entwicklung. gelegentlich scheinen auch Formationen wie Dolmen und Menhire rituelle, urzeitliche Orte zu markieren, Spuren menschlicher, vorgeschichtlicher Existenz zu veranschaulichen.

Interessant ist gerade in diesem Zusammenhang die Herstellungsweise der z. T. großformatigen Malereicollagen. Auf die liegenden grundierten Leinwände wird mit Buchbinderleim Japanpapier appliziert - dieses Verfahren hat Tina Juretzek experimentell entwickelt, nachdem sie solche Papiere bei einem Japanaufenthalt kennen lernte und von dort mitbrachte - mit breiten langhaarigen Pinseln wird sehr flüssige Farbe, meist in ausgreifenden, horizontalen Schwüngen, die den ganzen Körper beanspruchen, immer wieder aufgetragen. Die Papiere fasern auf, bilden Kanten und Brüche, die an Horizontlinien erinnern, schieben sich zu Inseln zusammen, lassen gelegentlich dreidimensionale, beinhart aufgetrocknete Materialeffekte entstehen, die nicht von ungefähr an Gesteinsbrocken erinnern. Durch die vielfache Überarbeitung der Bildfläche verbinden sich alle Partien miteinander, bis die die Künstlerin befriedigende Gesamtlösung für ein Bild entstanden ist. Einzelne meist entgegen der Richtung des Malgestus ausgeführte kurze Pinselsetzungen scheinen dabei häufig die undefinierten, im Entstehungsprozess befindlichen Landschaftsformationen in bestimmte, bedeutungshafte Orte zu verwandeln.

Rede und Vortrag: Maria Engels, Kuratorin

Pressetext

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Tina Juretzek "Geahntes Land"
Kuratorin: Maria Engels