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Mit der Manga-Serie Nippon Chinbotsu, die den Untergang Japans durch Erdbeben zum Thema hat, gelang dem Manga-ka (Manga-Zeichner) Tokihiko Ishiki ein Megaseller, der bis heute gefragt ist. In der Ausstellung Nippon Chinbotsu. Japan sinkt. Ein Manga widmet sich das MAK auf Basis dieses populären Beispiels der visuellen Ästhetik und grafischen Qualität von Mangas, die weit über die Grenzen Japans hinaus zu einem Massenphänomen der zeitgenössischen Kultur avanciert sind.

Inspiration für seine Manga-Serie bezog Ishiki aus dem 1973 veröffentlichten und mehrfach verfilmten Bestseller Nippon Chinbotsu des japanischen Science-Fiction-Autors Sakyou Komatsu (1931–2011). Der Roman skizziert den fiktiven Untergang Japans, eines der erdbebenreichsten Länder der Welt, als Folge mehrerer verheerender Beben und übt epische Gesellschaftskritik am technik- und fortschrittsgläubigen Japan der 1970er und 1980er Jahre.

In enger Zusammenarbeit mit Komatsu ließ Ishiki die Romanvorlage und die Verfil-mung durch den Anime-Spezialisten Shinji Higuchi zu einem erfolgreichen Manga verschmelzen, das von 2006 bis 2009 wöchentlich erschien und schließlich als 15-bändige Taschenbuchserie wieder veröffentlicht wurde.

Ausgehend vom Untergang Japans, das einer wissenschaftlichen Berechnung zufolge in nur 322 Tagen durch eine Kette von Erdbebenkatastrophen gänzlich zerstört werden soll, verfolgt Ishiki’s Manga mehrere Handlungsebenen. Die beiden wichtigsten beschäftigen sich mit der Frage, ob und wie die japanische Bevölkerung evakuiert und gerettet beziehungsweise wie der Problematik der unkontrollierbaren Zerstörung eines hochtechnisierten Landes begegnet werden kann. Im Gegensatz zur Verfilmung gibt es im Manga kein Happy End – Japan sinkt.

Die Ausstellung im MAK konzentriert sich auf die grafischen Qualitäten von Nippon Chinbotsu. Anhand von Originalen wird die Genese dieses Manga nachvollzogen, von ersten Ideenskizzen über die unterschiedlichen Stufen der Reinzeichnungen bis hin zu den gedruckten, wöchentlich erscheinenden Folgen. Filmische Animationen erlauben es, Ishiki bei der Arbeit „über die Schulter“ zu schauen und mitzuerleben, mit welcher Genauigkeit und Geduld er seine Manga erarbeitet. Ausgewählte, überdimensional vergrößerte Grafiken betonen das filmische Moment der ursprünglich kleinformatigen Grafikfolgen.

Der in Tokyo geborene Ishiki machte sich zunächst als Zeichner von Sport-Manga einen Namen. Die Serie Derby Jockey (1999–2004) brachte den Durchbruch zum erfolgreichen und über die Grenzen Japans hinaus bekannten Manga-ka. Charakteristisch für seine Manga ist sein freier, dynamischer Strich, kaum ein anderer Zeichner hätte die Erdbeben derart eindringlich und „hautnah“ schildern können.

Ausgehend von der These, dass Manga ähnlich wie einst Ukiyo-e, japanische Farbholzschnitte, die Entwicklung der visuellen Kultur beeinflussen, arbeitet die MAK-Sammlung Asien seit Jahren am Aufbau einer Manga-Sammlung. Nach UAAAAA!!! MANGA. Zur Ästhetik einer Trashkultur (2005) ist Nippon Chinbotsu. Japan sinkt. Ein Manga die zweite Ausstellung, mit der das MAK den Blick auf Manga als künstlerische Ausdrucksmöglichkeit jenseits „offizieller Kunst“ richtet.

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Tokihiko Ishiki
Nippon Chinbotsu/Japan sinkt. Ein Manga
Kurator: Johannes Wieninger