press release only in german

Fotografie und Zeit bilden ein komplexes Gespann, über das schon lange nachgedacht und gearbeitet wurde. Im 19. Jahrhundert widmete sich die sogenannte Chrono- oder Momentfotografie von Muybridge und Marey ausschließlich ihrem Verhältnis. Neben derartigen Serien aus einzelnen, sich Stück um Stück motivisch verändernden Phasenbildern galt auch die Erzeugung fotografischer Bewegungsunschärfe durch Langzeitbelichtung (wie bei den Brüdern Bragaglia) als ein adäquates Mittel, im Betrachter den Eindruck zeitlicher Dynamik zu wecken. Ob Langzeit- oder Mehrfachbelichtungen, Negativmontagen und was sonst noch das weite Experimentierfeld der fotografischen Technik bietet, dem in Thüringen aufgewachsenen, heute in Berlin lebenden Torsten Warmuth (*1968) sind sie vertraut; sie prägen die verschiedenen Facetten seines bisher entstandenen Werkes. Doch lässt sich die Spezifik seiner Arbeit daraus allein nicht erklären. Wenn er z. B. in New York, Paris, Neapel und anderswo anonyme Passanten abbildet, seine Kamera auf das flüchtige und sich selbst fremd gewordene Leben in den großen Städten richtet, geht es ihm neben der Vermittlung eines metropolitanen Lebensgefühls immer auch um die narrative und zugleich bildsimultane Entfaltung von Bewusstseinsinhalten. Tatsächlich ist die formale Struktur seiner Fotografien - Fragment, Collage, palimpsestische Überblendung - inneren Bildern entschieden näher als äußeren Eindrücken. Zeit ist in diesem Sinne kein äußeres, sondern ein inneres Bewegungsmotiv, wie das Erinnern. Das Bewegte dieser Bilder ist stets auch ein emotional und subjektiv Bewegendes; und Torsten Warmuth letztlich dem Geist der Romantik und Poesie viel näher als den Manifesten des Futurismus.

http://www.torsten-warmuth.de

Pressetext