press release only in german

Leerstände und Brachen sind in den Städten zur vertrauten Realität geworden. Verlassene Gebäude, unvollendete Baustellen, vernachlässigte Plätze und Parks zeugen vom demographischen Wandel, von städtebaulichen Fehlplanungen und wirtschaftlichen Krisen. Im Rahmen der Reihe „Kunst trifft Stadt 2005 – Urbane Zäsuren“ hat die Initiative StadtBauKultur NRW zu einem kreativen Umgang mit diesem Thema aufgerufen, und Tue Greenforts Ausstellung als einen von zehn Kunstvereinsbeiträgen für ein Jahresprogramm ausgewählt.

Der dänische Künstler Tue Greenfort begreift den urbanen Raum wie selbstverständlich auch als eine zeitgenössische Form von Natur. Fasziniert erlebt er die Anpassungsfähigkeit der Tierwelt an städtische Lebensbedingungen. Ein wissenschaftlicher Artikel, der darüber berichtete, daß heutzutage in den Städten mehr Füchse pro Quadratmeter leben als auf dem Land, hatte den Künstler vor Jahren auf diese Spur geführt. Für das in 2001 auf einem stillgelegten Frankfurter Baugelände entstandene Observationsprojekt Daimlerstraße 38, baute er mithilfe vorgefundener Materialien eine Kamerafalle auf, deren Selbstauslöser mit einer Wurst präpariert wurde. Den angelockten Füchsen, die sich mit dem Zubeißen zugleich selbst porträtierten, ist die Überraschung darüber anzusehen. Als ein sympathisches Nebenergebnis bezeugt diese pseudo-wissenschaftliche Studie die Lernfähigkeit der Tiere, die nämlich nach nur einer Woche in der Lage waren, den Köder zu erbeuten ohne die Kamera auszulösen. Urbane Restlandschaften nennt Tue Greenfort die Brachen im städtischen Gebiet und will sich in Arnsberg u.a. der dort zu findenden Insektenwelt widmen. Darüber hinaus sollen jedoch auch die ökonomischen, besitzrechtlichen und sozialen Hintergründe brachliegender Gelände reflektiert werden. Durchaus kritisch hinterfragt der Künstler inwieweit diese selbst für die urbanen Zäsuren verantwortlich sind und eine Neunutzung erschweren oder gar verhindern. Mit eher unauffälligen Interventionen reagiert Tue Greenfort auf ortsspezifische Situationen, alltägliche Gewohnheiten und Ereignisse. Als leitmotivisch für sein künstlerisches Werk kann dabei ein besonderes Interesse für ökonomische Systeme gelten. In diesem Sinne begreift Tue Greenfort auch die ‚Wiederverwertung’ bereits entwickelter Ideen und Arbeiten, von eigenen und jenen anderer Produzenten. So bezieht sich die Gestaltung des Ausstellungsplakates nicht nur auf die von Baustellen allseits bekannten Verbotsschilder, sondern auch auf ein Logo aus dem Zusammenhang eines vorigen Ausstellungsprojektes. Betreten des Grundstücks erlaubt! Besonders Kinder dürfen hier alles machen und zwar ohne Erlaubnis ihrer Eltern! steht auf dem Plakat zu lesen, und lässt hintersinnige und humorvolle ‚Störmanöver’ im städtischen Raum erwarten.

1973 geb. in Holbæk/DK, 1997-2000 Det Fynske Kunstakademi, Odense/DK, 2000-2003 Städelschule Frankfurt a.M. bei Thomas Bayrle. Ausst. u.a. 2000 Exchange, kuratiert von Elmgreen & Dragset mit NIFCA, Städelschule, Frankfurt a.M. (E), 2001 Vasistas, kuratiert von Ayse Erkmen, Teknik Üniversitesi, Istanbul, 2002 Out of site, Johann König, Berlin (E), 2003 Fresh and Upcoming, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt a.M. (E); Used and Produced, Schnittraum, Köln (E), 2004 Spediteur Zimmer, Galerie Nicolas Krupp, Basel (E); Umwelt, Galleria Zero, Milano (E); L´attitude des autres, SMP, Marseille, 2005 Dänische Schweine und andere Märkte, Johann König, Berlin (E); Als ob wir nicht die Besitzenden wären, Kunstverein Glückstadt (E). Lebt in Berlin.

only in german

Tue Greenfort: Betreten des Grundstücks erlaubt!
Kuratorin: Dagmar Behr