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Galerie im Helferhaus

Tugendheldinnen und listige Weiber. Starke Frauen aus Mythologie und Geschichte
Ausstellung mit Werken der Sammlung Ernst Riecker

Künstler:
Albrecht Dürer, Albrecht Altdorfer, Barthel Beham / Hans Sebald Beham, Georg Pencz, Lucas van Leyden ...

Sammlung:
Sammlung Ernst Riecker

Mit der Ausstellung „Tugendheldinnen und listige Weiber. Starke Frauen aus Mythologie und Geschichte“ gewährt das städtische Graphik-Kabinett einmal mehr einen thematischen Einblick in die reichhaltigen Bestände der Ernst-Riecker-Stiftung. Anhand von ca. 60 graphischen Blättern werden – heute zum Teil vergessene – Frauen aus Mythologie und Geschichte vorgestellt, die durch Beharrlichkeit, Standhaftigkeit oder gezielt eingesetzte List ihren Überzeugungen in einer durch Männer dominierten Welt treu geblieben sind.

Mit hochkarätigen Blättern von u.a. Albrecht Dürer, Albrecht Altdorfer, den Brüdern Beham, Georg Pencz oder Lukas van Leyden erzählt die Ausstellung von kampflustigen Amazonen, glaubenstreuen Märtyrerinnen, inspirierenden Musen und unerschrockenen Staatsführerinnen.

Antike Sagen und biblische Texte liefern Künstlern seit jeher einen schier unerschöpflichen Fundus für stets neue Bildfindungen: Neben Darstellungen der biblischen „Urmütter“ Eva und Maria, bilden Illustrationen zu den Erzählungen der genötigten und verleumdeten Susanna, der männermordenden Judith, die durch die Tötung des Holofernes die Zerstörung ihrer Heimatstadt Bethula verhindert und Loths Töchtern, die sich in Ermangelung anderer Männer von ihrem Vater Kinder zeugen lassen, um den Fortbestand des eigenen Geschlechts zu sichern, einen Schwerpunkt der Ausstellung. Da zu diesen Themen jeweils mehrere Blätter von verschiedenen Künstlern und aus unterschiedlichen Zeiten in der Sammlung Riecker vorhanden sind, lässt sich nachvollziehen, wie sich die inhaltlichen Gewichtungen der Darstellungen den jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten anpassten. Galten die Töchter Loths in Antike und Mittelalter beispielsweise noch als ehrbare Frauen, die lediglich die Zukunft des eigenen Stammes sicherstellen wollen, wird die Geschichte in Renaissance und Barock vollkommen anders interpretiert: Loth wird zum Opfer seiner rücksichtslosen Töchter, denen zum Erreichen der eigenen Ziele jedes Mittel recht ist und die daher auch vor inzestuösen Beziehungen nicht zurückschrecken. Die einstigen Tugendheldinnen werden somit zu listigen Weibern.

Seit dem späten 15. Jahrhundert wurde der Themenkreis der Weiberlist oder Weibermacht in das spätmittelalterlich-humanistische Darstellungsrepertoire aufgenommen. Die oft ironisch-burlesken Serien der Weiberlisten waren zumeist negativ besetzt; richteten sie sich doch vermutlich an ein vorwiegend männliches Publikum, das vor dem Einfluss der verderblichen Frauenmacht gewarnt werden sollte.

Im Gegensatz zu männlichen Helden, die zumeist aufgrund bestimmter Taten verehrt werden, haben Künstler die Heroinen – mit wenigen Ausnahmen – häufig ihrer historischen Sphäre entzogen. Auf diese Weise verkörpern sie eher prinzipielle Werte wie Klugheit, Stärke oder Keuschheit aber auch List und Eitelkeit und repräsentieren eher allgemein Tugenden oder Laster.

Die gezeigten Blätter, die allesamt aus der Sammlung Riecker stammen, zeugen von dem breit gefächerten, universalen Ansatz, den der Sammler bei der Zusammenstellung seiner Kollektion verfolgte.