press release only in german

Als die "Hauptstadt der Bewegung" bot München dem Nationalsozialismus von Anfang an ein ideologisches Zentrum. Exemplarisch spiegelt sich diese Bedeutung auf Plakaten wider, in denen die Person Hitlers, die Macht des nationalsozialistischen Regimes und die Verheißungen der "Volksgemeinschaft" ins Bild gesetzt wurden. Im Nationalsozialismus übernahmen nahezu sämtliche Plakate die Funktion von politischen Plakaten, die der Bevölkerung die Ziele und Wertvorstellungen der Machthaber ständig vor Augen führten. Sie wurden bewusst zur Inszenierung der Diktatur eingesetzt und sollten Ideologie anschaulich und nicht zuletzt wirksam machen.

Die Ausstellung zeigt über 100 Plakate aus unterschiedlichen Bereichen wie Politik, Kultur und Wirtschaft, die zwischen 1933 und 1945 in München zum Anschlag kamen und zumeist auch dort entworfen und gedruckt worden waren. Die Plakate erzählen viel über die historischen Zusammenhänge, in denen sie entstanden sind, über Entwicklungen und Strukturen der nationalsozialistischen Herrschaft sowie über die politisch-gesellschaftlichen Leitbilder, die sie repräsentieren sollten. Sie geben Aufschluss über die Repräsentation der nationalsozialistischen Diktatur und über die damit untrennbar verbundene Gewalt und Vernichtung.

Der Frage nach den gestalterischen Mitteln, mit denen die propagandistischen Aussagen im Plakat transportiert wurden, kommt eine zentrale Bedeutung zu. Dabei spielt die Typographie als ein Spiegel ideologischer Überzeugungen eine ebenso wichtige Rolle wie die aufeinander abgestimmte Gestaltung von Schrift und Bild. Insgesamt wird so die visuelle Erscheinungsform das Corporate Design des Nationalsozialismus im Medium Plakat greifbar. Durch eine Kontextualisierung und kritische Präsentation wird die manipulative Funktion der Plakate verdeutlicht und die Macht der Bilder relativiert und gebrochen.

Der Aufstieg der NSDAP zur Staatspartei ist durch die nationalsozialistische Plakatpropaganda allein ebensowenig zu erklären wie die Zustimmung zum Nationalsozialismus in weiten Kreisen der deutschen Bevölkerung. Vielmehr stellen die Plakate für die Konstituierung und Konsolidierung der nationalsozialistischen Diktatur einen – wenn auch wichtigen – Baustein unter vielen dar. Über die in den Plakaten vermittelten Bilder sollten Stimmungen erzeugt und nationalsozialistische Vorstellungen im öffentlichen Bewusstsein verankert werden. Emotionen und Gewalt waren die tragenden Säulen eines Propagandakonzepts, das dem Medium des Plakats eine wichtige Rolle beimaß.

In der nationalsozialistischen "Kampfzeit" vor 1933 hatten Plakatgraphiker wie Felix Albrecht oder Hans Schweitzer mit ihrer betont martialischen und radikalen Bildsprache das Erscheinungsbild der NSDAP maßgeblich bestimmt. Mit dem Wandel in der Selbstdarstellung von der militanten "Kampfpartei" zur konsensfähigen "Volks- und Staatspartei" verlor diese Rhetorik an Bedeutung für die visuelle Präsentation der Diktatur. Etablierte Werbegraphiker wie Ludwig Hohlwein und Wilhelm Jakob Engelhardt vertraten fortan die offizielle Linie der Partei.

In den Kriegsjahren wurden die Grenzen der nationalsozialistischen Propaganda offensichtlich. Energischer als je zuvor griffen die Machthaber neben den propagandistischen Mitteln auf polizeiliche und juristische Maßnahmen zur Disziplinierung der eigenen Bevölkerung zurück. Im Plakat tritt die sich gegen Kriegsende zuspitzende militärische und wirtschaftliche Lage augenscheinlich zutage. Nicht nur eine Verschlechterung der Farbqualität, sondern insbesondere eine drastische Reduzierung der Plakatproduktion insgesamt dokumentieren das Ende des "Dritten Reiches".

only in german

Typographie des Terrors
Plakate in München 1933 bis 1945

Künstler: Carl Franz Bauer, Ludwig Hohlwein, Rainer Fluhme ...