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Vernissage: Sonntag, 1. Juni, 11 - 21 Uhr

Die Galerie Eva Presenhuber freut sich, mit 'twelve sunsets, twenty nine dawns, all in one' eine Einzelausstellung mit neuen Werkserien von Ugo Rondinone zu präsentieren. Seit Rondinones letzter Einzelausstellung bei Eva Presenhuber sind fünf Jahre vergangen. Natürlich hat der Künstler in der Zwischenzeit viel von sich reden gemacht. Zu erwähnen sind insbesondere der kontrovers diskutierte Auftritt mit Urs Fischer in der Kirche San Stae im Rahmen der 52. Biennale in Venedig und die vom Künstler kuratierte Gruppenausstellung THE THIRD MIND im Palais de Tokyo in Paris.

Im Zentrum von Ugo Rondinones Ausstellung bei Eva Presenhuber steht ein neues Motiv: die Scholar Rocks. Das sind durch natürliche Erosion durchlöcherte Steine, die im traditionellen China bewundert und gesammelt wurden. Man setzte sie zur Dekoration von Gartenanlagen ein oder stellte sie zu kontemplativen oder gar meditativen Zwecken in einem Studierzimmer auf. Dieser zweiten Funktion verdanken sie denn auch ihren von leiser Mystik umwehten Namen. Bei Rondinone haben die Scholar Rocks eine ähnliche Funktion wie die Abgüsse der uralten Olivenbäume, die er u.a. in San Stae in Venedig installierte. Entsprechend handelt es sich auch bei den Scholar Rocks um Abgüsse: die Originale, die ursprünglich aus der Gegend des Tai Lake in China stammen, wurden gescannt und so stark vergrössert reproduziert, dass sie im Ausstellungsraum eine übermannsgrosse Gruppe bilden. Die steingrauen Skulpturgebilde sind Zeichen für eine verdichtete Zeitlichkeit, die menschliches Mass übersteigt, und verdeutlichen die Sehnsucht nach einer spirituellen Dimension.

In einem gleichsam kontrapunktischen Verhältnis dazu steht das Konzept der Tageswerke, das Ugo Rondinones Schaffen seit den Anfängen durchzieht: Landschaften, Kreis- und Streifenbilder und – nun neu – auch kleine Skulpturen, stehen für eine Tätigkeit, mit der sich der Künstler an einem bestimmten Tag die Zeit vertrieben hat. Wie schon bei den Vorgängern manifestiert sich auch in der neuen Serie, DIARY OF CLOUDS, eine Gestaltung, die ohne jeden Gestaltungswillen, nur um ihrer selbst willen, ausgeführt wurde. Die ursprünglich aus Ton geformten Kleinskulpturen erinnern zwar an Himmelsgebilde, stellen aber ganz offensichtlich nichts dar. Abgegossen und in einem Holzgestell inszeniert, sind sie Formeln für eine Selbstreferenzialität, die absolut ist.

Eine weitere Werkgruppe bilden kleine mit Gips grundierte Gemälde, deren Hängung sich wie eine Horizontlinie durch alle drei Räume der Ausstellung zieht. Sie zeigen betont belang- und ereignislose Motive wie Hausfassaden oder menschenleere Interieurs. Auf der Rückseite sind die Holzrahmen mit einer Seite aus derjenigen New York Times collagiert, die am Tag erschienen ist, als das Bild gemalt wurde. Wie auch die Skulpturen aus der Serie des DIARY OF CLOUDS tragen die kleinen Gemälde das ausgeschriebene Datum als Titel.

Nach wie vor sind es melancholische Dispositive, die das Werk Rondinones bestimmen. Der künstlerische Kosmos, an dem er seit bald zwei Jahrzehnten baut, ist vergleichsweise statisch. Neue Sehnsuchtszeichen kommen zwar hinzu, sie lösen die alten, bestehenden aber nicht ab. Dass die Scholar Rocks, die als Vorlagen für seine neuste Werkgruppe Verwendung finden, schon seit Jahren in der Wohnung des Künstlers stehen, mag als Hinweis über die Arbeitsweise des Künstlers aufschlussreich sein, ein weiterführender Sinn lässt sich daraus aber nicht ziehen: Die künstlerische Existenz Rondinones entfaltet sich nicht im Realen, sondern im Rückzug und in der Kontemplation.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Judith Platte in der Galerie Eva Presenhuber. Parallel zu dieser Ausstellung zeigt die Galerie Eva Presenhuber vom 2. Juni - 2. August die Ausstellung '99¢ dreams' mit neuen Werken von Doug Aitken.