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ULLA VON BRANDENBURG. Der Regung Regel
10.06.2018 - 16.09.2018

Das Institut Mathildenhöhe zeigt vom 10. Juni bis 16. September 2018 eine Einzelschau der in Paris lebenden Objekt- und Medienkünstlerin Ulla von Brandenburg (*1974). Sie verknüpft in ihren Arbeiten verschiedene Gattungen wie Skulptur, Installation und Film, Performance, Kostüm und Musik, Scherenschnitt und Wandzeichnung zu symbolreichen Gesamtinszenierungen. Die Ausstellungsfläche wird dabei meist zur Bühne für ihre Beschäftigung mit den Ausdrucksformen und Methoden des Theaters, dem Spiel mit Fiktion und Wirklichkeit, Rolle und Identität. Dabei greift sie auf historische Versatzstücke unterschiedlichster Herkunft und Bedeutung zurück, die unter anderem in Bezug zur frühen Moderne stehen.

Für ihre Einzelschau im Museum Künstlerkolonie rückt Ulla von Brandenburg eine neue, speziell für den Ort entwickelte Installation ins Zentrum, die im Zusammenhang mit der einzigartigen Geschichte der Mathildenhöhe als Denk- und Versuchslabor der Moderne steht. In vier großen Ausstellungen zwischen 1901 und 1914 wurden dort mit einem innovativen Konzept, das die Begehung von komplett eingerichteten und bewohnten Künstlervillen beinhaltete, neue Maßstäbe gesetzt, die bis heute unser Verständnis von Ausstellungskultur und Industriedesign prägen. Ausgehend von diesen Wohnbauten entwirft die Künstlerin für das ehemalige Ateliergebäude der Darmstädter Künstlerkolonie eine fiktive Wohnung mit Salon, Musik-, Damen- und Herrenzimmer samt verschiedenen Einrichtungsgegenständen, die ganz aus Papier gefertigt sind. Der Ausstellungsraum - teils Wohnung, teils Kaufhaus, teils Kulisse - verwandelt sich so in eine surreal anmutende Gesamtinszenierung, in der sich Zeitlinien, Stile und Materialien mischen. Dabei stehen nicht nur einzelne Objekte und ihre historische Rezeption im Vordergrund, sondern auch Fragen der Präsentation, Wahrnehmung und Vermittlung.

Die zentralen Themen dieser begehbaren Installation, wie das Spiel mit Rolle und Identität oder der Übergang zwischen Bühne und realem Raum, spiegeln sich auch im zweiten Teil der Ausstellung wider. In den historischen Bildhauerateliers inszeniert Ulla von Brandenburg auf farbigen Wänden eine Auswahl ihrer Filme, die stets im Zentrum ihres Schaffens stehen. Insgesamt fügen sich ihre ortsspezifische Installation und die Präsentation ihrer Filme zu einem hybriden Gesamtarrangement, in dem sich die Künstlerin verstärkt dem Besucher zuwendet, oder präziser: der Beziehung zwischen Körper und Raum, Bewegung und Wahrnehmung. Denn betritt der Besucher diese Settings, funktioniert die Ausstellungsarchitektur als Interaktionsraum zwischen ihm und der Installation.