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Kommunikation gründet sich immer auf Kontingenz. Wüssten wir im Voraus, was unser Gesprächspartner zu uns sagen wird, wäre Kommunikation nicht nur eine recht langweilige Angelegenheit, sondern gar unmöglich. Der nichtvorhersehbare Austausch von einander nicht bekannten Informationen ist grundlegender Moment jedes Kommunikationsprozesses. Die Sprecher fühlten sich aber verloren, unterläge dieser Prozess nicht formalen Regeln, übergeordneten Normen, die helfen, Gesprächsverläufe erfolgreich zu organisieren.

Kontingenz ist eine alltägliche Erfahrung – nicht nur im interkulturellen Austausch, sondern ebenso in den gegenwärtig (und zu jeder Zeit) viel zitierten „unsicheren“ Zeiten. Andere Wege müssen gefunden werden, um mit dieser basalen Unsicherheit umzugehen. Der künstlerische Zugang verspricht hier besonders geeignet zu sein, da er die Möglichkeit bietet, in einem Raum ohne Restriktionen zu handeln und nicht unbedingt Antworten zu finden, aber die richtigen Fragen zu stellen, die zu anderen Modi des Umgangs mit dem Unerwarteten, dem Kontingenten, führen.

Im Bereich der Kunst hat das Unvorhersehbare und Zufällige einen großen Einfluß auf die Entwicklung von Ideen und Methoden unterschiedlicher schöpferischer Wege. Die Kunstproduktion des 20. Jahrhundert hält einen langen Katalog an Beispielen bereit, von der écriture automatique in der Literatur, zu den Performances der Fluxus Bewegung, den Antroprometrien Yves Kleins, Warhols Rorschach-Paintings bis hin zu generativen Computersystemen zur Bild- und Klangerzeugung. Die Ausstellung „Unpredictable Encounters“ lehnt sich an die musikalische Improvisation und dessen Offenheit für Begegnungen und Interaktion an. Dieses Projekt ist pure Kommunikation; der Rahmen für die beteiligten Künstler aus Polen und Deutschland ist das Format einer Ausstellung. Das minimale Set übergeordneter formaler Regeln ist: Ihr seid fei, zu machen was ihr machen wollt, aber am Ende muss eine Ausstellung entstehen.

Das Ziel, den Zufall bzw. das Unvorhersehbare zu integrieren, ist eine paradoxe künstlerische Methode, um die Dynamik kreativer Situationen zu ändern und neue Wege in der Kunst zu gehen. Der teilweise Kontrollverzicht zugunsten der Betonung der Kontingenz und offener Systeme ist der Versuch, persönliche und kulturelle Grenzen zu überschreiten und den eigenen und den Horizont anderer zu erweitern. Unpredictable Encounters basiert auf der Idee, das Zufällige für neue Begegnungen im Bereich der (Klang-)Kunst fruchtbar zu machen.

Vier in Deutschland lebende und vier polnische Künstler wurden ausgewählt, das Risiko der Zusammenarbeit in binationalen Duos zur Realisierung gemeinsamer audio-visueller Arbeiten für eine Ausstellung auf sich zu nehmen. Die beteiligten Künstler und Künstlerinnen hatten zuvor noch nie zusammengearbeitet. Beim jüngst vergangenen Unsound Festival im November 2007 in Krakau hatten die Beteiligten Gelegenheit, während eines einwöchigen Workshops gemeinsame Ansätze zu entwickeln. Die entstandenen Projekte wurden bis in den Januar individuell fortgesetzt und werden nun während des CTM.08 im Projektraum General Public in Form einer Ausstellung präsentiert. Die Ausstellung ist eine Aussage für das Unerwartete nicht nur für die Besucher, sondern auch für die Künstler selbst.

Eine Ausstellung mit Arbeiten von: Anna Zaradny & Robert Piotrowicz (PL), Graw Böckler (DE), Wojciech Kosma (PL), Rodrigo Derteano (PE/DE), Wojtek Kucharczyk (PL), undNiklas Roy (DE) im Rahmen des Festivals UNPREDICTABLE

Diese Ausstellung wird kuratiert von Oliver Baurhenn und Kuba Szreder.

Das Projekt ist eine Kooperation zwischen dem Unsound Festival, Krakau, CTM und DISK e.V.. Mit freundlicher Unterstützung durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, dem Polnischen Institut Berlin, Goethe Institut Krakau und satis&fy AG Deutschland.

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UNPREDICTABLE ENCOUNTERS
kuratiert von Oliver Baurhenn und Kuba Szreder

mit Anna Zaradny & Robert Piotrowicz, Graw Böckler, Wojciech Kosma, Rodrigo Derteano, Wojtek Kucharczyk, Niklas Roy