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Wohin gehen wir? Wo ist das Ziel unseres menschlichen Strebens? Und nach welchem Ort suchen wir, um uns glücklich zu nennen?

Vom 23. Mai bis zum 15. Juni 2014 zeigt der D21 Kunstraum Leipzig die Ausstellung »Unterwegs nach dem Mehr« mit Künstler_innen von Loris – Galerie für zeitgenössische Kunst, Berlin. Die Ausstellung ist ein Satellit des f/stop – 6. Festival für Fotografie Leipzig und fügt sich als solcher thematisch in das diesjährige f/stop-Thema »Get lucky!« ein.

Die Konsumwelt ist durchzogen von Versprechungen und Verheißungen. Wir agieren in Wunschwelten und sprechen in Euphemismen, um die Drastik täglicher Geschehnisse zu mildern. Unsere Suche ist dabei eine ständige Reise zum Schönen und Vollkommenen, aber auch zum Scheinhaften und Trügerischen. Die Durchdringung unseres Lebens mit diesem Wunsch geht soweit, dass er uns ein Bedürfnis ist. Das eigene Scheitern blenden wir oft aus oder behandeln es als Makel, den es zu verstecken gilt. Unsere permanente Suche nach dem >Mehr< scheint dabei desto stärker zu werden, je schwieriger es zu erreichen ist, weil sich Fragmentarisches, Unentschiedenes und Unvollkommenes immer häufiger in unsere Leben drängen.

Dabei verbindet sich die Suche nach dem verheißenen Ziel sehr häufig mit einer anderen Realität – einer anderen Welt, einem anderen Ort, einem veränderten Seins-Zustand. Gleich der Vorstellung vom Paradies durchziehen wir das eigene private Leben mit unbefleckten Schönwelten von All-inclusive-Urlauben, dem außergewöhnlichen Styling des eigenen Körpers durch Mode und Sport oder dem Geheiß eines ständigen Strebens nach Leistung und Fortschritt. Der Bezug zum Paradies eröffnet dabei noch immer einen Bedeutungsraum, der sich auch in unserer weniger religiös verstandenen Umgebung zumeist mit einem Ort verbindet. Die Suche nach einem Hortus conclusus, dem verschlossenen Garten, der uns von der Außenwelt abschirmt, oder dem Paradiesgärtlein, das einem das Glück des Wunderbaren zu offenbaren scheint, verbinden wir mit Gefühlen von Heimat und Geborgenheit, von Gemeinschaft und Angekommen sein. Die Sehnsucht nach dem Arkadien als Ausstieg aus dem Alltag, nach einem Utopia der besseren Welt, die Manifestation des Lebensglückes in Eigenheim und Familie oder der eigene Körper als Projektionsfläche anvisierter Lebensrollen sind Wünsche, deren Realisierung sich auf eine bestimmte Ortsvorstellung projiziert.

Die Ausstellung »Unterwegs nach dem Mehr« zeigt in zehn verschiedenen künstlerischen Positionen wie stark sich unsere Vorstellungen von Glück noch immer auf einen verheißenen Ort beziehen – lokal und metaphorisch zugleich. In unterschiedlichen Sujets greifen die Künstler ihre Beobachtungen auf, sezieren sie durch die wiederholte Aufreihung gleicher Bilder, hinterfragen unsere Suche, in dem sie Strukturen offenlegen oder dokumentieren die Dinge unseres Strebens nach dem Schönen.

Die Fotografie aus der Serie»Scape« von Werner Huthmacher zeigt ein Werbebanner, das für eine neu entstehende Stadt wirbt. Julia Müller geht in ihrer Arbeit »Views« Repräsentationen von Urlaubserlebnissen nach, stereotype Vorstellungen und Repräsentationen offenbarend. Die Arbeit »built on sand: desert territory« von Ulrike Hannemann dagegen zeigt ummauerte Wüstensiedlungen, die auf dem Reißbrett geplant, einer unwirtlichen Natur neuen Lebensraum abtrotzen. Anders die Serie »Docklands« von Bettina Lockemann. Sie dokumentiert die Wiederbebauung eines Hafenarreals. Ulrike Kolb zeigt in ihren Fotografien »o.T. (Landschaften)« dagegen wie sich fernab von menschlichen Relikten, Konzepte von Romantisierung und ästhetischer Schönheit in menschlichen Blicken auf uns umgebende Natur manifestieren. Dem Blick auf Sehenswürdigkeiten, die zuhauf bereits fotografiert wurden, und damit unser kulturelles Gedächtnis umspannen,folgt Oliver Krebs in seinen Fotografien. Andy Heller dagegen dokumentiert in ihrer fotografischen Arbeit »CA 93428«Hintereingänge von Häusern als Zugänge zu Heim und Geborgenheit. Ruth Hommelsheim untersucht in ihrer Arbeit »Versammlungen« in übermalten Familienfotos Repräsentationen von Familie als Manifestationen von Lebensglück. Nina Wiesnagrotzki arbeitet in ihrer Installation »Definitive Assoziationen«mit dem Ort der Klinik als Sehnsuchtsmetapher nach Gesundheit und Schönheit. Mit ihrem eigenen Körper spielt dagegen Sophie Aigner als Projektionsfläche anvisierter Lebenssituationen und hinterfragt in ihrer Audioarbeit »IMMER SO« Realität und Künstlichkeit.

Die Ausstellung »Unterwegs nach dem Mehr« im D21 Kunstraum Leipzig findet im Rahmen des f/stop – 6. Festival für Fotografie Leipzig und in Kooperation mit LORIS – Galerie für zeitgenössische Kunst, Berlin, statt.

Die Ausstellung wird gefördert vom Kulturamt der Stadt Leipzig.