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Vom 27. Januar - 31. März 2007 zeigen wir Arbeiten aus der neuen Werkreihe "Small Silent City", sowie die Videoarbeit „Mermaids“. Es ist ihre fünfte Einzelausstellung in der Sabine Schmidt Galerie.

Die Fotografien beschreiben einen magischen Ort, der dennoch auf dem Boden der Wirklichkeit angesiedelt ist. Reste von Natur und Urbanität sind als rätselhafter Lebensraum von Kindern und Jugendlichen erkennbar. In ihrer ersten Videoarbeit lässt Ute Behrend Lieder singen. Im Film wird jeder dieser privaten Gesangsmomente mit fliessenden Gewässern verbunden.

UTE BEHREND spürt Orte und Zeichen auf, sucht Signale und scheinbare Zufälligkeiten. Sie findet ihre Motive im Alltag und verwendet sie erzählerisch und dokumentarisch zugleich. Ihr Interesse liegt dabei im Ausloten der Bezüge von Natur und Kultur, den Schnittmengen, in denen sich fiktive und reale Welten vermischen. Jede Arbeit besteht aus zwei gleichformatigen Motiven, die sie konsequent als Bildpaar konzipiert. Im Dialog wird die Wirklichkeit der Bilder sowohl überschritten als auch dekonstruiert. Durch die präzise Auswahl der Kombinationen, gerät BEHREND zu einer Spurenlegerin, deren fiktive Erzählweise zum Schlüssel für die Vorstellungskraft des Betrachters wird. Betritt man den Bildraum, vermischen sich die Motive zu sorgsam codierten Geschichten, das Spiel der Assoziationen beginnt.

„Die dampfende Präsenz und die abgenutzte Schönheit vorgefundener Lebewesen und Modelle, die Entlegenheit der Dinge und die Verstiegenheit der Personen – all dies bewahrt Behrend vor dem falschen Pathos eines kitschigen Märchenlandes und einer hermetischen Erlebniswelt, in der die Wünsche jederzeit allzu willige Feen fänden. Der spielerische Weltzugang der fotografierten Motive verarbeitet den Druck und die Rauheit des quengeligen Alltags, um der Normalität in ihren kleinen und großen Gegenwelten eine poetische Wendung zu geben, die aus der Logik des Gegebenen oder der Absurdität des Kontrafaktischen erwächst.

Indem Ute Behrend der nüchternen Bestandsaufnahme der Dinge und der feinen Charakterisierung der Personen den Vorrang einräumt, indem sie Subjekt und Objekt in ihrer Wörtlichkeit atmen und in ihrer Metaphorik von sich selbst singen lässt, verzichtet sie auf vorgefertigte Inszenierungen und simple Deutungsmuster. Sie setzt auf die unverstellte Performativität der Sachen und der Menschen. Sie weist auf Spuren hin, liefert Andeutungen, eröffnet Einblicke und erschließt Möglichkeiten. Aber sie legt kein fertiges Skript vor. Dadurch bewahrt jedes einzelne Bild, jede Szene das eigene Gewicht. Der Betrachter stößt auf Stein und Beton, Efeu und Plastik, begegnet Krokodil, Frosch, Schwan und Polizist; und gerät in die Position des kindlichen Forschers und des erwachsenen Interpreten, der das „Rätsel“ der bildge- wordenen Geschichten, die Balance von Augenblick und Lebensalter, Natur und Technik, Gesellschaft und Architektur immer wieder neu erfinden und erkennen muss, um die erzählerischen Versionen und Varianten in ihren Korrespondenzen, Widersprüchen und Paradoxien auszukosten.“

Peter V. Brinkemper

UTE BEHREND wurde 1961 in Berlin geboren, sie lebt und arbeitet in Köln. Nach einer Schreinerlehre studierte sie Kommunikations- und Fotodesign in Wiesbaden und Dortmund. Seit 2005 ist sie Mitglied im BDF und hat einen Lehrauftrag an der Fachhochschule Vorarlberg, Österreich. Sie erhält den TOYOTA Fotokunstpreis 2004, begleitend dazu erscheint die Publikation „Märchen/FairyTales“ im Verlag Walther König, Köln 2005

Köln, Januar 2007