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Der Titel der Ausstellung – UTOPICS – ist Programm: er ist als Wortschöpfung aus der Verschmelzung der Begriffe U topie, u = you (Du/Ihr), topic (Thema), Topos (Ort) und pics (Bilder) entstanden.

Kunst im öffentlichen Raum
Mit der Realisierung von Utopics antwortet die künstlerische Leitung auf die diffizile Position von Kunst im öffentlichen Raum. Sie stellt Positionen von Künstlern, Gestaltern, Vereinigungen, Utopisten und anderen Stadtmenschen zur Diskussion erstens physisch in der Beobachtung, wie städtischer Raum durch die Teilnehmenden eingenommen wird, und zweitens philosophisch in der Gegenüberstellung differenzierter Diskurse.

Konkrete Utopien
Die zu dieser Ausstellung eingeladenen Künstlerinnen und Künstler entwickeln Systeme, die sich auf die Ambiguität unserer heutigen Welt beziehen: zwischen Realität, Fiktion und Vermittlung. Sie erfinden Länder, Utopien, Lebensentwürfe und Mikronationen. Ihre Vorschläge sind sowohl utopisch als auch sehr real, sie hinterfragen durch Affirmation. Sie sind eine Realität und funktionieren gleichzeitig als Botschafter ihrer eigenen Gedankenwelt.

Die Beziehungen zur Kunst erweitern
Wir sind es gewohnt, dass Künstler die Welt darstellen, Situationen erfinden, Gebiete abstecken oder eine Position bestätigen. Dass künstlerische Schöpfungen mit Gesellschaftsmodellen operieren, ist allerdings weniger üblich: Diese Strategie einer Autorenschaft-Verschleierung will bestehende Vorurteile aufdecken. Besonders dann, wenn es sich um Ideale, um Individuen in der Gesellschaft oder um Kunst im öffentlichen Raum handelt. Die Ausstellung will das akzeptierte Feld künstlerischer Praktiken erweitern und die Beziehungen zwischen Kunstpraxis und Publikum zur Diskussion stellen und neu festsetzen.

DAS PROGRAMM

Ausstellung
50 Installationen und Interventionen werden in der Stadt platziert. Die Projekte sind hauptsächlich im Stadtzentrum, vorwiegend rund um den Bahnhof und das Kongresszentrum zu finden. Sie sind weiter an strategischen oder symbolischen Orten der Stadt Biel platziert.
Ein Führer mit detailliertem Parcours kann vom Ausstellungsbesucher bezogen werden. Der gesamte Rundgang nimmt zwischen zwei und vier Stunden in Anspruch. Veranstaltungs-Wochenende In den ersten drei Ausstellungstagen werden verschiedene Events stattfinden. Einige Künstler werden auf Stadtgebiet intervenieren: Mit Proklamationen, Theater- und Tanzveranstaltungen, Ankündigungen, Performances, Lesungen und Konzerten. Austragungsort dieser Aktionen sind der Pavillon Felseck, das Kongresshaus,das Volkshaus, das Strandbad und andere mehr.

Katalog-Handbuch/ Kurzführer
Zur Ausstellung erscheint ein englischsprachiger Katalog. In der Art eines Glossars vertieft er die Inhalte. Somit ist die Lektüre auch unabhängig vom Ausstellungsbesuch möglich. 160 Seiten Verlag und Vertrieb JRP|Ringier, Zürich Der Kurzführer erscheint in zwei Sprachen: deutsch und französisch. Er ermöglicht den Besuchern anhand von Fotomontagen die Werke im urbanen Raum mühelos aufzufinden. Je 128 Seiten.

Die Mikronationen
Mikronationen sind Entitäten, die von einer oder mehreren Personen gegründet wurden und die Anspruch auf den Status einer unabhängigen Nation erheben. Sie übernehmen vom Staat die klassischen Attribute: Verfassung, Flagge, Nationalhymne, Ausweis, Währung oder Briefmarken als Zeichen ihrer Existenz und verflechten Imaginäres mit Realem. Die Motivationen sind divers: Aversion vor dem Steuernzahlen, eine übermaÅNssige Vorliebe für Adelstitel oder einfach der Wunsch nach einer eigenen Gesellschaft, der sich auf folgenden Grundsatz stützt: „Damit es eine Nation gibt, benötigt es und reicht es aus, dass die sie zusammensetzenden Individuen den Willen zum Zusammenleben haben.“ Von Künstlern, Exzentrikern, Unzufriedenen und Egozentrikern ausgedacht, evozieren sie eine Parallelgeographie.
Die von Utopics eingeladenen Mikronationen sind pragmatisch oder künstlerisch, idealistisch oder spielerisch. Einige besetzen ein physisches Territorium (wie etwa ein Zimmer im Königreich Talossa, oder eine Militärplattform bei Sealand), andere ein mentales Territorium (wie Nutopia, eine von John Lennon und Yoko Ono gegründete Nation), andere wiederum eine Mischung von beidem (so die Königreiche von Elgaland-Vargaland). Die Präsenz von Mikronationen ist heute so gross, dass der bekannte Herausgeber Lonely Planet ihnen einen eigenen Reiseführer gewidmet hat.
Frei übersetzt nach: Droit international Public, LGDJ 7ème édition Patrick Daillet et Alain Pellet

DIE TEILNEHMER

Künstler, Gemeinschaften, Mikronationen Utopics, die Ausstellung mit internationaler Ausstrahlung, vereint rund 50 Künstlerinnen und Künstler aus über 30 verschiedenen Ländern. Auch wenn die meisten Teilnehmer Kunstschaffende im klassischen Sinne sind, trifft man ebenso andere Mitspieler an: Schöpfer von Mikronationen, Vertreter atypischer Gemeinschaften oder Mitglieder von Organisationen, die einen radikal anderen Lebensentwurf propagieren.
Alle Teilnehmer sind angehalten, ihre Ideen mit dem Mittel der plastischen Gestaltung zu kommunizieren und einem breiten Publikum erfahrbar zu machen. Es ist manchmal schwer zu eruieren, ob es sich nun um Utopisten, Spassvögel, Autokraten, Konvertierte oder Künstler handelt.
Utopics präsentiert junge Talente wie auch arrivierte Künstler. Schweizer Kunstschaffende sind prominent vertreten, bilden aber nicht die Mehrheit. Die Mehrzahl der ausgestellten Werke wird eigens für Utopics produziert.

Künstler:
Groupe Belier , Martin Beutler, Peter Coffin, Fabiana de Barros, ECAL , Rene Egli, Royal Kingdoms of Elgaland-Vargaland  (Carl Michael von Hausswolff / Leif Elggren), Cao Fei, Robert Filliou, CLAIRE FONTAINE , Holger Friese & Mona Jas, Ryan Gander, Andreas Golinski & Noah Stolz, Fabrice Gygi, Carsten Höller, General Idea , Sabina Lang / Daniel Baumann, Jerome Leuba, Matt Mullican, Neue Slovenische Kunst  (Laibach , Irwin , Noordung ), ONS - die neue zeit , Parzifal , Mai-Thu Perret, Marco Poloni, Peter Regli, Didier Rittener, Republique du Saugeais , Katja Schenker, Kerim Seiler, L'école de Stéphanie , Nedko Solakov, State of Sabotage , Gerda Steiner / Jörg Lenzlinger, Superflex , Saskia Holmkvist & Andrea Thal, Tatiana Trouve, United Transnational Republics , Clemens von Wedemeyer, W+W , Rene Zäch, Andrea Zittel, Zorro & Bernardo, Eurythmie Zuccoli , 360° , und mehr als zwanzig Mikronationen

Künstlerische Leitung:
Simon Lamunière
Simon Lamunière (*1961 in Genf) ist seit 2000 Kurator der Art Unlimited, der renommierten Ausstellung für monumentale Kunstwerke im Rahmen der Art Basel. Er war künstlerischer Leiter des Centre pour L'Image Contemporaine in Genf (1996-2003). Lamunière hat die ersten Ausgaben der Biennale 'Version' konzipiert und geleitet (1994-2000) und war Kurator der Website für die documentaX (1997) sowie Co-Direktor der Website des Musée d'Art Moderne du Luxembourg (Mudam). Simon Lamunière ist bekannt für die Konzeption und Entwicklung innovativer Projekte, die das gängige Feld von zeitgenössischer Kunst sprengen. Er hat auch im Bereich der Kunst im öffentlichen Raum und der Kunst am Bau gearbeitet, darunter der Erweiterungsbau für das Bâtiment d'Art Contemporain (2004) und das Projekt 'Neons' (6 von Künstlern gestaltete Neonschriftzeichen) auf dem Platz Plainpalais (2008), beide in Genf.

DIE SCHWEIZERISCHE PLASTIKAUSSTELLUNG

Ein Kunstereignis von hohem Rang
Diese Ausstellung, die von nun an alle 5 Jahre stattfinden soll, kennt keine Entsprechung in der Schweiz.
Allein die „Skulptur Projekte Münster“ in Deutschland kann sich rühmen, ein besseres Ansehen zu haben. Utopics unterscheidet sich dezidiert von Unternehmen und Ausstellungen im öffentlichen Raum wie jenen von Münster, Bex, M™tiers oder Nizza. Die starke Thematik, der Vorsatz, verschiedene künstlerische Praktiken zu verweben, die Art der Annäherung an den öffentlichen Raum und die Internationalität der Gäste machen Utopics zum einmaligen Ereignis. Von den Schweizerischen Plastikausstellungen zu den Ausstellungen für Kunst im öffentlichen Raum Die erste Ausgabe dieser Pionierleistung geht auf das Jahr 1954 zurück. In fünfzig Jahren ist Biel zur Referenz in Sachen Kunst im öffentlichen Raum geworden. Zehn „Schweizerische Plastikausstellungen“ (SPA) haben zwischen 1954 und 2000 stattgefunden. Ursprünglich als „Plastik im Freien“ bezeichnet, drang die SPA immer weiter in den öffentlichen Raum vor; 1962 an den Strandboden am See und bereits ab 1966 in den urbanen Raum. Ab 1980 ist Plastik die nicht mehr ausschliessliche Gattung, erste Installationen treten auf. Ihnen wird mit der Zeit wachsende Bedeutung zugesprochen. Auch wenn die Stiftung in ihrem Namen den Begriff „Plastik“ traditionsgemäss beibehält, ist es nichtsdestotrotz evident, dass es sich zukünftig um Kunst im öffentlichen Raum in ihren unterschiedlichsten Formen und Ausprägungen handeln wird. Die „Schweizerische Plastikausstellung“ hat sich zum Ziel gesetzt, die schweizerische und internationale Kulturszene mit aktuellen und zukunftsorientierten Kunstprojekten darzustellen – mit Kunst im urbanen Raum. Charakteristisch sind Innovation, Nonkonformismus, die Förderung des Vorzüglichen, das Experimentieren und die Freude an der Konfrontation.

Der Parcours
Die künstlerischen Interventionen sind über die gesamte Stadt verteilt. Die ausgewählten Standorte müssen die folgenden zwei Kriterien erfüllen: — sie haben einen hohen symbolischen Wert — sie sind infrastrukturellen Veränderungen ausgesetzt, dies aufgrund des Inkrafttretens des Masterplans von 2004. Hauptsächlich betrifft dies die Umgebung um Bahnhof und Kongresshaus. Die Besichtigung der Ausstellung beansprucht die Besucher zwischen 2 und 4 Stunden. Die Mehrzahl der Interventionen sind im Aussenraum erlebbar. Nebst den Orten, die an urbane Veränderungen gebunden sind, besitzt Biel eine ganze Reihe emblematischer Orte, die sich für eine territoriale Besetzung, für Unabhängigkeitserklärungen oder für die Formulierung von Utopien eignen: das Volkshaus, der Gaskessel, der Pavillon im Stadtpark, der Pavillon Felseck, die Seilbahn von Magglingen, die Schiffländte, der Feuerwehrturm. Aber auch Orte wie: Kioske, Plakatflächen, Hotelzimmer, Imbissstuben, Zeitungskästen, usw. Einige Projekte werden anderweitig entwickelt: mit GPS, TeleBielingue und im virtuellen Raum des Internets (die gesamte Bahnhofstrasse ist per WLAN ans worldwide web angeschlossen).

DER ORT
Die Stadt Biel ist eine Stadt im urbanen Wandel. Als sichtbares Zeichen dieser Neuerungen finden wir eine grosse Anzahl von Neubauten, Neugestaltungen bestehender Plätze aber auch Baustellen und Industriebrachen vor. Dies alles sind Orte, welche die Künstler für ihre Interventionen nutzen. Hinter jeder urbanistischen Veränderung verbirgt sich potentiell ein neues Gesellschaftsmodell. An der Grenze zwischen der frankophonen und deutschsprachigen Schweiz, ist Biel die grösste zweisprachige Stadt des Landes. Der Bahnhof ist ein wichtiger Verkehrsknoten für Personenverkehr und Güterumschlag. Die Uhrenindustrie und Mikrotechnik konzentrieren sich hier zu einem industriellen Ballungszentrum. Biel war auch eine der vier Städte, die die Expo.02 mitorganisierten und austrugen. Um die Bestrebungen in Sachen aktiver und einfallsreicher Städtebaupolitik zu honorieren, wurde Biel 2004 mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet. Biel ist jeweils eine Stunde von Basel, Genf und Zürich entfernt. Biennale von Lyon Die Ausstellungen finden gleichzeitig statt und sind nur drei Stunden voneinander entfernt: Utopics und die Biennale von Lyon assoziieren sich, um das Echo beider Veranstaltungen zu steigern und den Publikumsverkehr zwischen den Veranstaltungen zu vereinfachen. Kommunikation und Promotion beider Kunstanlässe sind aufeinander abgestimmt.

Ehrenkomitee
Bundesrat Pascal Couchepin, Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern Herr Mario Annoni, Präsident Stiftung Pro Helvetia, Zürich Frau Dr. Jacqueline Burckhardt, Direktorin Kunstzeitschrift Parkett, Zürich und New York Herr Samuel Keller, Direktor Fondation Beyeler, Riehen Mme Caroline Lang, Direktorin, Sotheby!s Genève M. Jean-Leonard de Meuron, Marin Herr Marc-Olivier Wahler, Direktor Palais de Tokyo, Paris Herr Hans Ulrich Obrist, Co-Direktor der Serpentine Gallery, London

Die Stiftung
Stiftung Schweizerische Plastikausstellung SPA Biel Seevorstadt 71 CH-2502 Biel/Bienne

Stiftungsrat
Stéphane De Montmollin (Stiftungsratspräsident) Pierre Edouard Hefti (Sekretär), Françoise Jaunin, Robert Kapp, Pierre-Yves Moeschler (Gemeinderat), Nadia Schnetzler, Hans Stöckli (Stadtpräsident), Kurt Aellen, Jan Gebert, Jürg Kobi.

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siehe auch:
kunstaspekte-special / Utopics - Biel 2009

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