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Die Galerie Eva Presenhuber freut sich, erstmals Arbeiten des jungen Schweizer Künstlers Valentin Carron zu präsentieren.

Valentin Carron hinterfragt in seinem Werk die Konstruktion von Tradition und Identität in einer globalisierten Konsumwelt. Durch eine humoristische Reformulierung ausgewählter symbolischer Objekte entlarvt er deren Authentizität als Konstruktion. Er präsentiert symbolische Objekte aus unterschiedlichen Kulturkreisen als Ready Made, Hybrid oder als Reproduktion aus ungewöhnlichen Materialien in einem neuen Kontext und spielt mit deren inneren Spannung. Dadurch entstehen Skulpturen, die sowohl durch ihre zarte Ironie als auch ihre Wirkung bestechen und ihren Wert, ihre Produktions- und Präsentationsweise hinterfragen. Sein Werk lehnt sich damit an die Pop Art, Arte Povera, Fetish Finish und Appropriation Art an und schafft intelligente Bezüge zur Neuzeit.

In der Rolle des Forschers, Sammlers oder Bastlers richtete Valentin Carron sein Augenmerk immer wieder auf Objekte aus seiner alpinen Heimat. Die realistisch nachgebildete Pergola (2001) ist jedoch aus Polyesterharz, Château-Synthèse (2000) ist ein künstlich produzierter Wein ohne Trauben und deswegen ohne jegliche lokale Abstammung und das unüblich verputzte Kreuz Sans Titre (2003) wirkt wie ein wieder verwendbares Dekorationselement für religiöse Grossveranstaltungen. Mit diesen Skulpturen zitiert Carron ein Bild des Kantons Wallis als romantische, wilde Gegend mit einer reichen Tradition, die sich bei differenzierter Analyse jedoch als relativ junges Konstrukt aus den Bestrebungen einer schweizerischen Identitätsbildung im Zuge der Landesausstellung um die Jahrhundertwende entpuppt. Die Bilder Sans Titre (2002) greifen Objekte aus einem allgemein bekannten globalisierten Kulturgut auf. Die Malereien dieser Serie erinnert an Werke von Léger, ihre Rahmung aus Holz und Lederbändern an afrikanisches Kunsthandwerk. Es entsteht ein pseudo trendiges Fusionswerk, das gleichzeitig auf die kulturelle Anlehnung der Modernisten verweist.

Für seine Ausstellung in der Galerie schlüpft Valentin Carron in die Rolle des Mäzens und versammelt in den Galerieräumen Trophäen aus unterschiedlichen Epochen, welche die Macht ihrer Besitzer symbolisieren sollen. Statt wie die Futuristen, die vom technischen Fortschritt, der Geschwindigkeit und Gewalt ihrer Zeit fasziniert waren, wählt der Künstler als Vorlage Kanonen nach General Gribeauval, der vor der französischen Revolution die Kanonenproduktion in Frankreich zentralisierte, technisch verbesserte und die verschiedenen Typen vereinheitlichte. Die schlichten, unverzierten Kanonen liegen seltsam entschärft, immobil und funktionslos auf Betonsockeln oder hängen aufgerichtet an den Wänden. Der Künstler spielt mit der inhärenten gewaltvollen Virilität, die in diesem Kontext jedoch leicht ins Wanken gerät.

Durch Hybridelemente zur Notwehr zwischen einem Palisadenzaun eines gallischen Dorfes und einem Stahlträger moderner Architektur schafft Carron eine Verbindung zum nächsten Raum. Dort steht die Skulptur Lasciatemi vivere la mia vita (2005), eine Reproduktion des römischen Bronzekriegers der Fondation Pierre Gianadda in Martigny. Oder besser gesagt seiner Überreste – ein Arm und ein Bein, die mit Eisenstangen zu einem Menschen rekonstruiert wurden. Um die Skulptur hängen Drucke, deren psychedelische graphische Vorlagen von einem Freund des Künstlers stammen, der sich ausserhalb des Kunstmarktes befindet. Damit will der Künstler gleichzeitig als Mäzen von zwei Bürgern von Martigny mit äusserst unterschiedlich grossem Einfluss auf die Stadt auftreten. Zusätzlich leiht er sich als Titel der Ausstellung das Kürzel des ersten Taggers von Martigny.

Zwischen den beiden Räumen wandert als Ready Made ein automatischer Staubsauger – ein ambivalentes Element, das mit einem Augenzwinkern auf Marcel Duchamps Staubzucht (1920) verweist und gleichzeitig die diffuse Unheimlichkeit von robotischen Überwachungskameras verbreitet.

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Valentin Carron: Rellik