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Wir freuen uns sehr, die Eröffnung der ersten Einzelausstellung der norwegischen Künstlerin Vanessa Baird bei c/o – Atle Gerhardsen ankündigen zu können.

Die Wände des Galerieraumes scheinen mit Tapete ausgekleidet: die sieben Bahnen von Vanessa Bairds Pastellzeichnung I can´t go on, I´ll go on, 2005/20006 beanspruchen Platz. Nicht nur die Papierbahnen fügen sich dicht an dicht, zudem eröffnet sich dem Betrachter auf jeder einzelnen eine Fülle von surrealen Erzählräumen. Zunächst scheinen diese voneinander unabhängig zu sein, jedoch hält sie die Motivik zusammen: nackte Frauen bzw. Mütter, Babies und Tiere bevölkern das Universum Bairds.

Vor allem europäische Märchen und Mythologie dienen als Quellen: sie kodieren uralte Bedeutungsmuster der westlichen Welt und bilden eine Art kollektives Unbewusstes. Im Märchen verkehren Tiere mit Menschen auf einer Ebene. In Bairds Arbeiten findet der Austausch besonders auf sexueller Ebene statt: die nackten Frauen sind von Tieren umgeben, welche an Geschlechtsteilen schnüffeln oder sich sexuell betätigen. Eine Aura von Passivität und Leiden umweht die Frauengestalten. Sie liegen – nicht selten in obszönen Positionen – herum, tragen ausdruckslose, gelangweilte Gesichter. Jedoch suchen die meisten den Blick der Außenstehenden. Sexualität - oder gar Hysterie - bietet nur einen scheinbaren Ausweg aus dieser Lethargie.

Viele der Frauenfiguren tragen die Gesichtszüge der Künstlerin: die eigene Person wird auf diese Weise in verschiedenen Rollen und Situationen vorgeführt und eine private Dimension eröffnet. So ist ein großes Thema von Vanessa Bairds Kunst die Beziehung von Mutter und Kind. Doch scheint die Idylle aus dem Ruder zu laufen, und die Kinder mutieren zu kleinen Monstren, welche die Mutter konsumieren. Sie sind nicht mehr Symbol des Eigenen, sondern werden zu Repräsentanten des Fremden. Die Arbeiten gleichen in ihrer Struktur Tagebucheinträgen und bilden narrative Inseln. Vanessa Baird bedient sich einer provokativen visuellen Sprache. Als Ausgangspunkt dient ihr das eigene Leben. Ihrer Kunst gelingt es, die in Mythen und Märchen entworfenen Stereotypen (sowie Archetypen) durch explizite Bezugnahme aufzudecken. Bevorzugt arbeitet die Künstlerin mit traditionellen Medien wie Pastellzeichnungen oder Aquarell, jedoch schießen diese im Format über ihre gewöhnlichen Dimensionen hinaus. Überhaupt scheint dies ein Merkmal Bairds Arbeiten zu sein: die herkömmlichen Dimensionen zu sprengen und die Sicht auf die Dinge verfremdend zu erweitern.

Vanessa Baird, 1963 in Oslo geboren, studierte an der Statens Kunstakademi, Oslo und am Royal College of Art, London. 2006 sind ihre Arbeiten in Gruppenausstellungen im Bohuslans Museum, Uddevalla, in der Bomuldsfabrikken Kunsthall, Arendal und auf der Tegnebiennalen 2006 im Stenersenmuseet, Oslo zu sehen.