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Der international renommierte, im vergangenen Jahr plötzlich verstorbene Videofilmer Harun Farocki (1944 - 2014) wird mit verschiedenen Ein- und Mehrkanalprojektionen vorgestellt. Im Zentrum seiner Arbeiten stehen immer wieder die tiefgehenden Folgen des Technologieeinbruchs in das Verhalten der Menschen, im Alltag wie unter den besonderen Herausforderungen von Kriegseinsätzen. Daneben werden anthropologische Konstanten interkulturell beobachtet.

Farocki argumentiert weniger, als er beobachtend zeigt und sachlich aufklärend beschreibt. Die Fragwürdigkeit von Verhalten oder technologischem Einsatz entsteht durch das Verstehen des Betrachters, durch schroffes Nebeneinander der Szenen, eine subtile Kameraführung und die Langsamkeit der Sequenzen.

Wir zeigen Arbeiten aus den Jahren 1983 bis 2007:
Ein Bild (1983)
AUGE/MASCHINE I - III (2000 - 2003)
Vergleich über ein Drittes (2007)
Übertragung (2007)

„Bilder aus der Position einer Person werden im Erzählkino als Subjektive bezeichnet. Eine Subjektive muss ihr Subjektivesein besonders deutlich machen, etwa von unten – aus dem Blick eines Liegenden oder als Fahrtaufnahme, Travelling: aus dem Blick eines Gehenden. Man kann also die Einstellung aus der Perspektive der Bombe als eine phantomatische Subjektive auffassen. Solche Aufnahmen von einer Kamera, die sich ins Ziel stürzt, von einer Selbstmord-Kamera also, sind haften geblieben.“ Harun Farocki, 2005

Biografie: 9. Januar 1944 geboren in Nový Jicin (Neutitschein), gelegen in dem damals von den Deutschen annektierten Teil der Tschechoslowakei. 1966 - 68 Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (West). 1974 - 84 Autor und Redakteur der Zeitschrift Filmkritik, München. 1998 - 99 Speaking about Godard / Von Godard sprechen, New York / Berlin, (mit Kaja Silverman). 1993 - 99 visiting professor an der University of California, Berkeley. 2001 Heirat mit Antje Ehmann. Seit 1966 über 100 Produktionen für Fernsehen oder Kino: Kinderfernsehen, Dokumentarfilme, Essayfilme, Storyfilme. Seit 1996 zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen in Museen und Galerien. 2007 mit Deep Play Teilnahme an der documenta 12. Seit 2004 Gastprofessor, von 2006 - 11 ordentlicher Professor an der Akademie für Bildende Künste, Wien. 2011 - 14 Projekt Eine Einstellung zur Arbeit, mit Antje Ehmann. 30. Juli 2014 gestorben bei Berlin.