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The Waste Land von T.S. Eliot stammt aus dem Jahr 1922 und markiert für viele den Beginn der Moderne in der Literaturgeschichte. Es handelt von Unordnung und Chaos und spiegelt die europäische Gesellschaft in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg wieder. Das Gedicht ist bekannt für seine vielen Seiten mit Endnoten und Anmerkungen, die sich von Buddismus bis Wagner erstrecken. Geschrieben wurde es als eine Art Kollage, die verschiedene Geschichten ohne direkt ersichtlichen Zusammenhang und kohärenten Erzählstrang vermischt.

Gedanke und Technik der Kollage ist in Vibeke Tandbergs digital bearbeiteten Fotoarbeiten präsent. In ihren neuen Arbeiten hat die Schere nicht mehr nur als Arbeitsschritt am Computer ihren Platz, sondern sie wird materiell in die künstlerische Produktion miteinbezogen - als Werkzeug.

Während ihrer fünften Einzelausstellung bei c/o – Atle Gerhardsen zeigt Vibeke Tandberg die Arbeit The Waste Land , welche 36 Kollagen von verschiedener Größe umfaßt. Tandberg wählte hierfür eine Ausgabe von T.S. Eliots Gedicht The Waste Land, um jedes der Wörter auszuschneiden, sie anschließend alphabetisch zu ordnen und in Gruppen aufzuteilen: sofort wird ersichtlich, wie häufig jedes Wort im Gedicht verwendet wird. Die separierten Wörter von The Waste Land sind alle sorgfältig auf den Papierträger aufgeklebt und neben jedem Wort notiert die Künstlerin eine Nummer, welche auf den Platz und die Reihenfolge im Gedicht verweist.

T.S. Eliots Gedicht ist aus kollageartig zusammengefügten Textbausteinen aufgebaut, Sinn und Ordnung scheinen auf diese Weise eine Auflösung zu erfahren. Indem Vibeke Tandberg The Waste Land zerlegt, greift sie ihrerseits radikal in Sinn und Aussage des Textes ein – der Text als zusammenhängendes Ganzes löst sich auf. Und doch findet die Künstlerin gleichzeitig eine Systematik, welche The Waste Land letztendlich von Chaos und Zerfall befreit und eine visuelle Ordnung und Struktur herstellt.

Vibeke Tandberg, 1967 in Oslo geboren, studierte am College of Fine Arts in Bergen und am Institut für Film und Fotografie an der Universität Göteburg. Ihre Werke sind auf zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt worden. Neben ihrer Ausstellung bei c/o – Atle Gerhardsen, wird Vibeke Tandberg im Januar 2007 eine Einzelausstellung im „Lillehammer Kunstmusem” eröffnen, die im April im „Haugar Vestfold Kunstmuseum”, Tønsberg zu sehen sein wird.

Eröffnung: 12. Januar 2007, 18 – 21 Uhr Ausstellungsdauer: 12. Januar – 17. Februar 2007