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In der kommenden Ausstellung präsentiert die Galerie Thomas Zander die neue Video- und Fotoarbeit „Dovedale“ des britischen Künstlers Victor Burgin, die eigens für die Kölner Ausstellung konzipiert wurde. Bekannt wurde Burgin zunächst durch seine frühen konzeptuellen Foto/Text-Arbeiten und gilt seit den 1960er Jahren als einflussreicher Konzeptkünstler und anerkannter Theoretiker. In zahlreichen Essays und Büchern stellt er sein Werk, das durch verschiedene Theoretiker und Philosophen wie Karl Marx, Sigmund Freud, Michel Foucault oder Roland Barthes beeinflusst ist, selbst in einen semiotischen, historischen und psychoanalytischen Kontext. Burgin steht für eine Ästhetik, die Motive der Psychoanalyse und des Strukturalismus ineinander blendet und sich auf den Spannungslinien zwischen politischem Konflikt und ästhetischem Begehren bewegt.

In seinen Videoarbeiten, die seit den 1990er Jahren sein Werk erweitern, lenkt Burgin den Blick des Betrachters auf die reale Welt - gesehen durch ein Prisma aus Narrativ, Erinnerung und Fantasie. Victor Burgin umschreibt dies folgend: „Meine Foto- und Videoarbeiten sind Reaktionen auf die Orte, meist sind es Städte, in die ich eingeladen werde. Wenn ich arbeite, folge ich dem Weg meiner Assoziationen, meiner spontanen Gedanken. Oft stelle ich fest, dass mein Aufenthalt an einem bestimmten Ort mir einen anderen Ort oder ein Buch, einen Film oder eine persönliche Erinnerung ins Gedächtnis ruft.“
Sein jüngstes filmisches Werk „Dovedale“ handelt von einer französischen Kunsthistorikerin, die ein deutsches Museum besucht, um das Landschaftsgemälde eines englischen Malers zu studieren. Sie sitzt im Café des Wallraf-Richartz-Museums in Köln, schreibt Postkarten, und dabei denkt sie über das Werk „Dovedale im Mondlicht“ (1785) von Joseph Wright of Derby nach. Die Betrachter sehen zwar weder die Frau noch das Café, aber sie „hören“ ihren Gedanken zu, wenn sie sich Wrights Landschaftsgemälde ansieht oder sich daran erinnert. Was im Video gezeigt wird, ist die Dekonstruktion des Wright Gemäldes, während Burgins virtuelle Kamera sich um es herum bewegt. Burgins digitale Videoprojektion wird von einer mehrteiligen Fotoarbeit begleitet. Sie basiert auf Fotografien, welche Burgin im Peak District in der englischen Grafschaft Derbyshire aufgenommen hat – dem Ort, der in Wrights Gemälde dargestellt ist.

Burgins Arbeiten orientieren sich an der Frage des archivierten Gedächtnisses und der Mehrfachcodierung von Erinnerungsorten. Schillernd spielt die psychoanalytische Frage nach dem Begehren des Abwesenden in die historiographische Frage nach der Rekonstruktion des Vergangenen hinein. Wie bereits in frühen Arbeiten diskutiert Burgin mit seiner Frage nach dem Archiv auch die kunsttheoretisch entscheidende Frage nach den institutionellen Voraussetzungen, die Geschichte schreiben. Schon deswegen ist die Frage des historischen Archivs mit der nach dem Museum verwandt. So reflektiert die Ausstellung auch gesellschaftliche Voraussetzungen der Kunstproduktion. Nicht zuletzt darin besteht die Aktualität der originären Konzeptkunst für die gegenwärtige politische und theoretische Neuorientierung der Kunst.

Victor Burgin (geb. 1941 in Sheffield, England) erhielt verschiedene Auszeichnungen, darunter auch eine Nominierung für den renommierten Turner Preis. Seine Arbeiten befinden sich in bedeutenden Museumssammlungen, wie etwa dem Museum of Modern Art in New York, der Londoner Tate Gallery oder dem Museum Ludwig in Köln, und sind in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen weltweit zu sehen. Zuletzt war Burgin u.a. im Centre Georges Pompidou in Paris, im Museum of Contemporary Art in Los Angeles sowie in der Einzelausstellung „Hôtel D.“ in Toulouse vertreten.
Nach Lehrtätigkeiten an der University of California in Santa Cruz hat Burgin seit 2001 eine Professur am Goldsmiths College, University of London inne sowie in den letzten Jahren eine Gastprofessur an der European Graduate School in Saas-Fe, Schweiz, und der Sorbonne in Paris. Der Künstler lebt und arbeitet in Somerset, England und in Paris.

Zeitgleich am 13. März eröffnen die Galerien Schmidt Maczollek und Michael Wiesehöfer die Ausstellungen in ihren neuen Räumen in der Schönhauser Str. 8. Die erste gemeinsame Eröffnung, die wir am Samstagnachmittag ab 16 Uhr bei Kölsch und Currywurst feiern möchten, bildet den Auftakt für weitere gemeinsame Ausstellungen und Projekte. Die Schönhauser Straße hat sich bereits in den vergangenen Jahren durch den Zusammenschluss benachbarter Kunst- und Kultureinrichtungen als ein attraktiver Standort in der Kölner Kunstszene etabliert. Dies soll durch den Einzug der beiden Programmgalerien künftig weiter ausgebaut und gefestigt werden, um auch verstärkt ein internationales Publikum anzusprechen. Geplant sind, neben den jeweils koordinierten Eröffnungen, weiterführende Veranstaltungen wie Künstlergespräche, Podiumsdiskussionen, kuratierte Ausstellungen etc., die das Programm aller Galerien miteinander in einen Dialog stellen. Das ebenfalls in der Schönhauser Str. 8 ansässige Forum für Fotografie und das Literaturhaus Köln werden auch weiterhin in die Ausstellungstätigkeit miteinbezogen, und es bieten sich dadurch interessante Querverbindungen zwischen unterschiedlichen Kunstformen.

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