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Mit Viktor Kolář (* 1941 in Ostrava) präsentiert das Sprengel Museum Hannover einen der herausragenden tschechischen Fotografen der Gegenwart in einer ersten Museumsausstellung in Deutschland. Ca. 40 Fotografien aus fünf Jahrzehnten führen ein in ein Werk, in dem dokumentarische und poetische Aspekte auf außergewöhnliche Weise miteinander korrespondieren.

Das Zentrum des Schaffens von Viktor Kolář und sein zentrales Motiv war und ist stets seine Geburtsstadt Ostrava. Hier begann der Sohn eines Fotografen und Filmers in den 1950er-Jahren zu fotografieren. In die mährische Industriestadt an der Oder kehrte er auch nach fünf Jahren in der Fremde zurück: Zwischen 1968 und 1973 hatte er, in Reaktion auf den Einmarsch des Warschauer Pakts, als Minenarbeiter, Fotolaborant und Fotograf in Kanada und den USA gelebt.

Kolář arbeitet nach wie vor in schwarz-weiß und ist eher dem komplex gebauten Einzelbild als dem seriellen Arbeiten verpflichtet. 1964 zeigte er – nach abgeschlossenem Pädagogikstudium – in einer ersten Ausstellung Aufnahmen von auf der Straße spielenden Kindern und industriell geprägter Landschaft rund um Ostrava. Frühe Impulse gaben Fotografien von Henri Cartier-Bresson (1908-2004). Doch steht auch die tschechische Avantgarde-Fotografie im Hintergrund dieses Werks und führen Einflüsse der Surrealisten ein eigenwilliges Nachleben in Bildern von Ruß umwölkten Abraumhalden, schneeweiß flatternder Wäsche vor glühenden Stahl ausschüttenden Loren, von einsamen Menschen auf ihren Wegen durch die von Kohle und Stahl geprägte Stadt.

Seit 1994 unterrichtet Viktor Kolář an der FAMU Prag. Zahlreiche Ausstellungen, etwa im Art Institute of Chicago oder dem International Center of Photography in New York, zeigten seine Fotografien. 2013 stellte die Galerie der Hauptstadt Prag sein umfangreiches Werk erstmals in einer großen Retrospektive vor.