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Die Ausstellung Visual Stories kombiniert Hänge- und Querrollen aus der Sammlung Viktor und Marianne Langen mit zeitgenössischen Manga und Anime und verfolgt so die Spuren spezifisch japanischer Bildtradition. Sie widmet sich dem für die japanische Kultur kennzeichnenden Erzählen mit Bildern, das sich früh herausbildete und in immer wieder anderen Erscheinungsbildern und Varianten bis in die Gegenwart eine große Rolle spielt. Dabei behauptet die Ausstellung keine durchgehende Traditionslinie, die von der Hängerrolle aus dem 13. Jh. bis in die Gegenwart führt. Vielmehr sollen zentrale Merkmale anschaulich werden, die sich über den Lauf der Zeit in Abwandlungen erhalten oder auch neue Formen ausgebildet haben. So kann der Besucher die Unterschiede und Kontinuitäten innerhalb der Jahrhunderte und der verschiedenen Medien aufspüren.

Aus der Sammlung Viktor und Marianne Langen wurden für diese Ausstellung Hänge- und Querrollen ausgewählt, von denen die frühesten aus dem 13. Jahrhundert stammen, die spätesten aus dem 19. Jahrhundert. Die zum Teil bis zu 22 Meter langen Querrollen werden hier erstmals öffentlich in eigens dafür angefertigten Vitrinen gezeigt. Entgegen der japanischen Konvention, jeweils nur kürzere Sequenzen Stück für Stück aufzurollen, sind sie in dieser Ausstellung ausnahmsweise in ihrer ganzen Länge zu sehen. Dieses außergewöhnliche Seherlebnis ermöglicht den Betrachter/innen das umfassende und genaue Erkunden der Bilderfolgen, in denen japanische Alltagsszenen – eingebunden in Landschaften und Architektur – geschildert werden. Die Genremalerei mit ihrer Vielzahl von Menschengruppen, die bei verschiedensten Tätigkeiten gezeigt werden, besticht durch ihre große Erzählfreude und die zahlreichen Details. Geht man die Bildrollen entlang, mag man sich durchaus an das Sehen eines Films erinnert fühlen.

Die filmische Seherfahrung ist auch in den Anime, den japanischen Zeichentrickfilmen erlebbar, die in der Ausstellung als Projektionen gezeigt werden. Auch die Erzählweise der Manga mit ihren häufig in Panels aufgeteilten Seiten – ähnlich wie Filmschnittten – hat deutliche Bezüge zum Film. „Seit den 1990er Jahren kennt man das Wort Manga weltweit als Bezeichnung für japanische Comics, und gern erklärt man sich den außergewöhnlichen Entfaltungsgrad dieser zeitgenössischen Bildergeschichten mit Japans jahrhundertelanger Tradition erzählender Malerei.“ So die Manga-Expertin Jacqueline Berndt (Kyoto), die auch im 60 Seiten umfassenden und reich bebilderten Katalog schreibt. Und Christiane Maria Schneider, Kuratorin beider Ausstellungen zu ihrer Intention: „Die Kombination der historischen Bildrollen und der zeitgenössischen Bildformen japanischer Alltagskultur soll erlauben, Motiven und Erzählweisen nachzuspüren: Welche neuen Formen haben sich ausgebildet? Und gleichzeitig: Wo sind über Jahrhunderte hinweg Kontinuitäten zu beobachten? Eine wichtige Spur legt sicherlich die Verbindung von Bild und Text sowie die Fragen, wie Zeit im Bilderfluss behandelt und erzählt wird und welche Rolle dabei einzelne Figuren spielen – seien es religiöse Gestalten, Fabelwesen oder die characters der Manga und Anime.“

Die Anime werden in einem speziellen Filmprogramm gezeigt (die genauen Termine werden noch bekanntgegeben). Die ausgestellten Manga sind in einer Lese-Lounge in Form von Magazinen und Büchern zugänglich, können aber z.T. auch im Internet als Blog gelesen werden. Ausgewählte Manga sind im museumseigenen Bookshop für die Dauer der Ausstellung erhältlich.

Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog (dt./engl.) mit Beiträgen von Jacqueline Berndt, Anton Schweizer und Christiane Maria Schneider.

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Visual Stories - Japans Bilder erzählen:
Bildrollen – Manga – Anime
Historische Bildrollen aus der Sammlung
Viktor und Marianne Langen in Verbindung
mit zeitgenössischen Manga und Anime
Kuratorin: Christiane Maria Schneider