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Die Ausstellung bietet mit rund 80 Holzschnitten und Hochdrucken von 35 prominenten Künstlern einen Überblick über das Medium des Holzschnitts seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland und verdeutlicht das breite Spektrum seiner vielfältigen formalen und inhaltlichen Aspekte. Namhafte Positionen der DDR-Grafik und Solitäre aus dem Ausland komplettieren das Bild. Die Werke bilden eine exzellente und repräsentative Auswahl aus der hochkarätigen Sammlung des Städtischen Kunstmuseums Spendhaus, Reutlingen, das über einen vorzüglichen Bestand verfügt und als das „Mekka des Holzschnittes“ (Kunstzeitschrift „art“) bezeichnet wurde. Seit seiner Wiederentdeckung am Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Künstler des Expressionismus ist der Holzschnitt auch für die zweite Jahrhunderthälfte und die Gegenwart ein wichtiges künstlerisches Medium geblieben. Anknüpfend an die Klassische Moderne haben Künstler wie HAP Grieshaber und Georg Baselitz um 1960 einen expressiven Realismus entwickelt, für den sich die ausdrucksstarke Technik des Holzschnittes hervorragend eignete. Nachdem in den 1970er-Jahren die konzeptionell arbeitenden Künstler den Holzschnitt vergleichsweise selten verwendeten, erlebt dieser seit etwa 1980 mit der Rückbesinnung auf figurative Darstellungsformen einen erneuten Aufschwung, der bis heute anhält. Für den Beuys-Schüler Felix Droese und den Hamburger Künstler Gustav Kluge sind Holzschnitte bildgewaltige Experimentierfelder, in denen die Materialität des Holzes bewusst in den Arbeitsprozess einbezogen wird und alle Möglichkeiten des handwerklichen Druckens ausgeschöpft werden. Parallel zu den westdeutschen Entwicklungen arbeiteten auch Künstler in der DDR vielfach mit dem Holzschnitt. In der Ausstellung lassen die Werke von Gerhard Altenbourg, Wolfgang Mattheuer und A. R. Penck die enorme Bandbreite der DDR-Druckgrafik jenseits der staatlichen Kunstdoktrin anklingen. Jüngere Zeitgenossen wie Christiane Baumgartner, Jan Brokof und Daniel Richter gewinnen dem Hochdruck gegenwärtig ganz neue Facetten ab, indem sie sich auf digitale Vorlagen beziehen, banale Motive durch Monumentalisierung bildwürdig machen oder den Holzschnitt um installative Formen erweitern. Allein die schiere Größe vieler aktueller Holzschnitte zeigt an, dass die heutigen Holzschneider die Werke als gleichberechtigt neben der Malerei betrachten.

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Von Georg Baselitz bis Daniel Richter
Der zeitgenössische Holzschnitt seit 1960
Sammlung Kunstmuseum Spendhaus Reutlingen

künstler:
Georg Baselitz, HAP Grieshaber, Felix Droese, Gustav Kluge, Gerhard Altenbourg, Wolfgang Mattheuer, A. R. Penck, Christiane Baumgartner, Jan Brokof, Daniel Richter ...