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Im Herbst und Winter 2016 / 2017 präsentieren das Museum Kurhaus Kleve und das Museum B.C. Koekkoek-Haus (06.11.2016-29.01.2017) die bedeutende Sammlung Wörner. Die hochkarätige, nahezu enzyklopädische und in ihrem vollen Umfang bislang unbekannte Privatsammlung ist 2015 als Vermächtnis an den Freundeskreis der Klever Museen gegangen. Sie stellt einen Querschnitt europäischer Kunstgeschichte dar, ergänzt um einzelne außereuropäische Bereiche.

Die Sammlung Wörner umfasst rund 5.000 Werke: Gemälde, Graphiken, Skulpturen und Kunstgewerbe des überwiegend intimen häuslichen Formats. Sie umfasst u.a. mittelalterliche Miniaturen und Inkunabeln, asiatische Holzschnitte und Tuschezeichnungen aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, Altmeisterzeichnungen mit einem Schwerpunkt auf dem Barock und Rokoko, Gartenstiche und Rheinansichten aus dem 17. bis 19. Jahrhundert ebenso wie Vogel- und Pflanzenstiche, Kleinbronzen und Gläser des Jugendstils, Druckgraphik des 20. Jahrhunderts, abstrakte und informelle Gemälde und Arbeiten auf Papier aus den 1950er und 60er Jahren (u.a. Heinz Mack, Hann Trier, Otto Piene, Günther Uecker, Bernhard Schultze, Arnulf Rainer) sowie Kleinplastiken des 20. Jahrhunderts (u.a. Emil Nolde, Käthe Kollwitz, Renee Sintenis, Gerhard Marcks, Ewald Mataré).

Die Sammlung Wörner beeindruckt einerseits durch ihre Vielfalt, andererseits durch ihre mit großer Akribie zusammengestellten Einzelbereiche. So befindet sich in der Sammlung Wörner eine einzigartige Kollektion an Gartenstichen, die alle Gattungen – von den spätmittelalterlichen Klostergärten über die Gärten der Renaissance und des Barock bis hin zu den historischen Parks des ausgehenden 19. Jahrhunderts – umfasst. Ebenso besitzt die Sammlung Wörner eine bedeutende Kollektion an Altmeisterzeichnungen des Barock und des Rokoko, die von Entwürfen für Kirchen- und Klosterfresken bis hin zu eigenständigen Blättern reichen. Sie umfasst sowohl die schnelle Skizze, als auch die Reinzeichnung oder die goldgehöhte Miniatur und gibt ein eindrucksvolles Zeugnis des Lebens vom 17. bis zum 19. Jahrhundert – vom gottgefälligen Glauben bis zur Liebe für die Antike – wieder. Desgleichen beinhaltet die Sammlung Wörner ein bedeutendes Konvolut von Arbeiten auf Papier der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Dieser Schatz und kostbare Fundus von hoher kunsthistorischer Relevanz wird jetzt zum ersten Mal in einer solchen facettenreichen Geschlossenheit der Öffentlichkeit präsentiert. Sie zeugt vom fachkundigen Gespür der beiden Sammler, Rose und Gustav Wörner, und ist bildhaft gewordener Ausdruck einer Liebe und Hingabe zur Kunst. Gustav Wörner (1932-1997) war in diesem sich glücklich ergänzenden Duo der begeisterte Motor, der sich spontan in Werke verlieben konnte und den Drang, diese zu besitzen, direkt umsetzte. Rose Wörner (1927-2015) war die reflektierende Persönlichkeit, die im Nachgang mit großer Sorgfalt und Liebe jedes Blatt der Sammlung beschriftete, passepartourierte und thematisch in Mappen einsortierte. Beide lebten mit der Kunst, öffneten für interessierte Besucher die Mappen und Schränke voller Schätze, betrachteten sie gemeinsam, sogen sie in sich auf, um dadurch eine geistige Stimulation zu erfahren.

Rose und Gustav Wörner haben die Liebe zur Kunst über ihren Beruf als Garten- und Landschaftsarchitekten gefunden. Die Eheleute gelten als Pioniere der Gartendenkmalpflege in Deutschland. Zusammen über dreißig Jahre in einem Büro tätig, restaurierten sie gemeinsam zahlreiche Schloss- und Parkanlagen im gesamten Bundesgebiet (u.a. Berliner Tiergarten, Schloss Benrath, Schloss Brühl, Schloss Moyland). Ihr Leben widmeten sie der intensiven Erforschung, Erhaltung und Pflege des Gartenkulturellen Erbes Deutschlands.

Den Kontakt zum Klever Museum fanden sie über ihren Beruf. Seit der Mitte der 1970er Jahre waren sie mit der Restaurierung und Wiederherstellung der fast unkenntlich gewordenen Klever Gärten beauftragt, parallel zu dieser Tätigkeit entwickelte sich zwischen den Sammlern und dem Leiter des Klever Museums, Guido de Werd, eine tiefe Freundschaft und Verbundenheit, die Zeit ihres Lebens währte. Rose und Gustav Wörner verfolgten die Ausstellungen mit großer Freude und Aufmerksamkeit, mit denen sie viele Gemeinsamkeiten mit ihrer eigenen Sammlung erkannten. Kinderlos geblieben, äußerten sie bereits Ende der 1980er Jahre die Absicht, nach dem Tode ihre Sammlung dem Klever Museum zu stiften. Gustav Wörner starb im Februar 1997, unerwartet, wenige Monate vor der Eröffnung des von ihm ersehnten neuen Städtischen Museums, des Museum Kurhaus Kleve. Im Dezember 2012 verwirklichte Rose Wörner das gemeinsame Vorhaben der Eheleute und vermachte ihre Sammlung dem Freundeskreis der Klever Museen. Mit ihrem Tod am 9. März 2015 wurde die Schenkung an das Museum Kurhaus Kleve und das Museum B.C. Koekkoek-Haus vollzogen.