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Walentynowicz Lauritsen. Outside In – Inside Out
Dorota Walentynowicz, Nanna Krogh Lauritsen
25.01.2018 - 11.03.2018

Üblicherweise zeigen Fotografien genau das, was sich in einem bestimmten Moment vor der Kamera befunden hat. Künstlerische Ansätze durchkreuzen einen solchen Wirklichkeitsanspruch immer öfter und mit den unterschiedlichsten Mitteln. Das Aufeinandertreffen zweier Künstlerinnen aus Polen und Dänemark präsentiert in diesem Zusammenhang ganz spezielle Aspekte fotografischer Verfremdung. Ihre abstrakt erscheinenden Arbeiten nehmen weniger Bezug auf eine äußere Welt, als dass sie das Innenleben fotografischer Apparaturen zeigen und damit bestehende Verhältnisse umkehren.

Dorota Walentynowicz (*1977, Gdansk) baut aus Materialien wie Karton und Holz Lochkameras. Obwohl diese in der Funktionsweise dem Prinzip der Camera Obscura folgen, unterscheiden sie sich doch maßgeblich von dieser ursprünglichen Kamera: Bestehend aus einem asymmetrischen Korpus und ausgestattet mit mehreren Löchern lassen sie das Licht von verschiedenen Seiten in den Hohlraum eintreten. Dies allein führt bereits zu einer Verfremdung der Abbildung. Die Künstlerin steigert diese aber noch, indem sie Negative nutzt, die die Größe des Hohlraums übersteigen. Folglich muss sie das empfindliche Material in das Innere der Apparatur hineinfalten. Als Resultat zeigt sich nach Langzeitbelichtung, Entwicklung und Vergrößerung nicht nur die Überlagerung verschiedener „Aufnahme“-Winkel, sondern auch ein Netz aus Knicken. An eben diesen Stellen konkurrieren dargestellte Wirklichkeit und abbildendes Material um ihr Bild.

Nanna Krogh Lauritsen (*1984, Holstebro) nähert sich ihrer Motivwelt ebenfalls mithilfe eigens gebauter Apparaturen, die ebenfalls mehrere Lichtöffnungen aufweisen. Nach der Entwicklung der Direktpositivpapiere zeigen sich diffuse Kreise unterschiedlicher Helligkeiten, die an die Konstellation von Sternbildern erinnern. Soll hier noch die Analogie zu einer äußeren Wirklichkeit hergestellt werden, geht es in der Reihe der Selfies tatsächlich darum, ein Bild der Apparatur selbst zu entwerfen. Mithilfe einer Origamitechnik faltet Lauritsen die Direktpositivpapiere mit der lichtempfindlichen Seite nach innen zu Würfeln. Lediglich ein kleines Loch lässt Licht in den Innenraum eintreten, das von einem Spiegel reflektiert wird. Hat die Künstlerin die Kuben auseinandergefaltet und entwickelt, offenbart das Papier die Sicht auf das Innenleben fotografischer Apparaturen.

Im Fokus beider Werkkomplexe steht die Bedeutung des fotografischen Materials. Darüber hinaus geht es auch um eine Erweiterung des Bildbegriffs. Dieser schließt die Kameraobjekte und den Ausstellungsraum mit ein.