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Walter Pfeiffer

Walter Pfeiffer (*1946, lebt und arbeitet in Zürich) trat als Fotograf erstmals 1974 in der von Jean-Christoph Ammann kuratierten Ausstellung „Transformer – Aspekte der Travestie“ an die Öffentlichkeit. In Insiderkreisen lange als Kultfotograf bekannt erfuhr sein Werk jedoch erst durch die Ausstellung im Swiss Institute New York (2007) und seine Retrospektive im Fotomuseum Winterthur (2008) internationale Anerkennung.

Pfeiffer gilt als Vorläufer einer jüngeren Generation von Fotografen, wie Wolfgang Tillmans und Terry Richardson. Gleichzeitig reihen sich seine Porträts von Freunden, Musen und der Bohème in die Bildästhetik der autobiografisch konnotierten Werke von Nan Goldin und Peter Hujar ein. Pfeiffers Stellenwert als Fotograf lässt seine frühere Tätigkeit als Illustrator, Plakatgestalter und Zeichner oft vergessen. Und doch ist es gerade seinen fotorealistischen Zeichnungen aus den 70iger Jahren zu verdanken - um Vorlagen für diese aufzunehmen, kaufte er eine Polaroidkamera -, dass er die Fotografie als eigenständiges künstlerisches Medium entdeckte.

In den 1990er Jahren verlegt Pfeiffer seinen künstlerischen Schwerpunkt wieder auf das Zeichnen, indem er einen neuen, freieren Stil entwickelt, der sich in den 2000er Jahren auch in seinen Fotografien niederschlägt. Die Farbe wird zum dominierenden Element. Die Bilder, zwischen Schnappschuss und Inszenierung oszillierend, sind Ausdruck einer unbedarften Lebenslust und der elegischen Suche nach Vollkommenheit.

Die erste Ausstellung in der Galerie Bob van Orsouw wird aus dem reichen Fundus des Pfeifferschen Bilderkosmos schöpfen. Stillleben, Landschaftsbilder und Porträts sowie Vintage Prints werden in assoziativer Form präsentiert. Dabei wird dem „kombinatorischen Umgang“ Pfeiffers mit seinen Fotografien Rechnung getragen. Nicht die Autonomie des Einzelbildes, sondern narrative Bildfolgen stehen im Mittelpunkt. Ebenso soll in der Ausstellung sichtbar werden, dass der Künstler seit seinen Anfängen auf der Suche nach demjenigen Moment ist, “wo alles noch ein Versprechen, ein reines Verlangen“ ist – eine Suche, die ihn zu immer neuen, überraschenden und suggestiven Bildfindungen führt.

Paul Morrison

Paul Morrison (*1966, lebt und arbeitet in Sheffield und London) wurde durch raumspezifische Installationen im UCLA Hammer Museum of Art, Los Angeles, im ICA, London, durch seine Einzelausstellung im Las Vegas Art Museum, Las Vegas und Gruppenausstellungen im MoMA, New York und der Tate Britain, London bekannt.

Morrisons monochrome Landschaften wurden einmal als „Kombination aus sanft gerundeten Formen, die auf Walt Disney zurückgehen, mit der gestrengen Arbeit eines botanischen Zeichners, den ein wissenschaftlich geprägtes Verhältnis zur realen Welt leitet,“ bezeichnet. Tatsächlich evozieren seine Bilder und Wandarbeiten die cartoonartige Einfachheit des „Disney-Stils“. Und der Reduktion komplexer botanischer Gebilde auf einfache Formen geht ein genaues Studium und eine beinahe wissenschaftliche Klassifikation voraus. Der Künstler, der u.a. von altenglischen Botanikbüchern inspiriert wird, verwendet auch botanische Fachbegriffe als Bildtitel. Dennoch stellt Morrison diesen objektiven Bezug immer wieder in Frage, indem er dem sachlich Verbürgten etwas Ambivalentes und Verborgenes einschreibt.

Beim Betrachten der Bilder von Morrison fühlt man sich an die Funktionsweise unserer Sprache erinnert. Mit der schemenhaften Darstellung eines Baumes referiert er so ungenau auf unsere subjektive Wahrnehmung, wie der Allgemeinbegriff „Baum“ nur unvollkommen die empirische Vielfalt von Bäumen bezeichnet. Seine standardisiert wirkenden Naturdarstellungen weisen uns darauf hin, dass ein Gegenstand trotz seiner Wiedererkennbarkeit nie abschliessend darstellbar ist.

Morrison bricht die Flachheit seiner Kompositionen dadurch auf, dass er Horizonte oder fensterartige Ausschnitte malt, die, ähnlich wie in der klassischen Genremalerei, den Blick auf die dahinter liegende Landschaft freigeben und so Perspektive suggerieren. Gekonnt vermischt er die Genres, indem er Stillleben, Landschaftsmalerei und Porträts in neue, hybride Formen bringt. Einzelne Bildelemente werden in Aufsicht oder frontal gemalt, Proportionen werden verschoben, und mit extremer Nahsicht werden Zoomeffekte suggeriert.

Der sparsame Einsatz von Mitteln und die maximale Ausreizung der Kontur lassen an japanische Holzschnitte, an Stillleben von Roy Lichtenstein oder Illustrationen von Audrey Beardsley denken. Morrison setzt Acryl, Tinte oder Goldblatt auf unterschiedlichen Bildträgern ein, wie Aluminium oder Leinwand. Mit Reliefdarstellungen und Skulpturen bricht er die Homogenität der zweidimensionalen Darstellung auf. In unserer Ausstellung wird Morrison u.a. eine raumgreifende Wandmalerei realisieren. Durch das virtuose Spiel mit Positiv- und Negativformen sowie verschiedenen, nicht kohärenten Blickwinkeln löst der Künstler beim Betrachter das Gefühl der Dezentrierung aus - ein Appell, die gewohnte Praxis visueller und sprachlicher Zuschreibungen auf lustvolle Weise neu zu überdenken.

Birgid Uccia

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Paul Morrison
Peter Kamm