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Walter Stöhrer

„Ich schreie in meinem Kopf“ Bilder aus dem Nachlaß

Bielefelder Kunstverein Konzeption: Als der 1937 in Stuttgart geborene Künstler Walter Stöhrer am 10. April 2000 im Alter von nur 63 Jahren in seiner schleswig-holsteinischen Wahlheimat starb, war diese traurige Nachricht für alle, die ihn als Künstler und Mensch kannten, nicht überraschend. Er war schon lange unheilbar krank, obwohl er bis zuletzt glaubte, der Krankheit trotzen zu können: So wollte er auch seine Ausstellung im Bielefelder Kunstverein, die schon für 2001 geplant war, noch persönlich konzipieren. Walter Stöhrer hat die deutsche Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wesentlich mitgeprägt – ausgehend von Berlin, wo er von 1959 bis zu seinem Tod sein Hauptatelier hatte. Hier fand er seinen eigenen, unvergleichlichen Stil. Kritiker sehen Ausgangsbezüge zu dem zur Abstraktion strebenden Expressionisten HAP Grieshaber in Stuttgart – im Bielefelder Kunstverein vom 4.2. bis zum 18.3.1990 vorgestellt – sowie zur farbkräftigen Kunst der nach 1945 florierenden Künstlergruppe CoBrA, von denen Constant mit „Arbeiten auf Papier 1949-1985“ vom 6.10. bis zum 24.11.1985 und Asger Jorn mit dem Projekt „Choreographie des Augenblicks. Malerei, Zeichnungen und Druckgraphik“ vom 11.11. bis zum 31.12.1995 im Bielefelder Kunstverein gezeigt wurden.

Einordnenden Stilbegriffen der Kunstszene wie kunsthistorischen Etiketten hat sich Walter Stöhrer mit seinem Werk grundsätzlich entzogen, er gehört weder zum Informel noch zur Abstrakten Kunst, und auch pseudointellektuelle Phrasen wie „abstrakte Kalligraphie mit figurativen Verfestigungen surrealen Ursprungs“ sagen nichts über den Stil der Kunst Stöhrers, den er eigenwillig und konsequent verfolgte. Das klingt rückblickend möglicherweise einfach, entwickelte sich aber unter schweren Umständen: So galt er für die medienorientierte Kunstszene lange als Nachzügler. Sein künstlerisches Werk allerdings gedieh sowohl unter Mißachtung als auch bei steigender Prominenz. Vielleicht lag es an seiner Technik, die er früh entwickelt und niemals wieder verlassen hatte: Walter Stöhrer ging von der Literatur aus; er las viel und ließ sich vor allem von philosophischen Erzählern inspirieren. Dann schrieb er ein Zitat aus seiner Lektüre auf die Leinwand, das zum Ausgangspunkt seiner eigentlichen Arbeit wurde. Von ihm ausgehend entwickelte er das Feuerwerk jener Farbschwünge, die die Leinwand oder – im Falle der Graphik, die ihm ebenfalls wichtig war –, das Papier oft bis zum Rand füllten. So wurde er der „Meister des Gestischen“. Er erhielt zahlreiche Kunstpreise, und 1986 berief ihn die Hochschule der Künste Berlin zum Professor. Zuvor hatte er eine Gastprofessur an der früheren Klasse Prof. Fred Thielers. Künstlerische „Stationen“ dieses Tachisten und Malers des Informel waren vom 19.8. bis zum 30.9.1990 im Bielefelder Kunstverein zu sehen. Die nunmehr im Herbst 2002 in Zusammenarbeit mit der im Jahre 2001 gegründeten Walter Stöhrer-Stiftung, Scholderup, und der Galerie Brusberg Berlin veranstaltete Ausstellung aus dem Nachlaß Walter Stöhrers ermöglicht durch das auf einen speziellen Aspekt seines künstlerischen Schaffens konzentrierte Thema neue Einblicke in das vielfältige Œuvre dieses Künstlers. Die Ausstellung des Bielefelder Kunstvereins ist „A Tribute to Walter Stöhrer“, wie die als limitierte Vorzugsausgabe zum Kunstbuch erscheinende CD „Wie ich tat es“ von Thomas Wydler, Martin Peter und Yoyo Röhm im Untertitel heißt, und zeigt eine Auswahl aus dem vielfältigen, faszinierenden, Farbe und Kraft sprühenden Werk Walter Stöhrers, das Malerei auf Leinwand und auf Papier sowie Zeichnungen, Tuschen und Radierungen aus vier Jahrzehnten umfaßt. Pressetext

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Walter Stöhrer - Ich schreie in meinem Kopf
Bilder aus dem Nachlaß